“Eine furchtbare, die Gemüter lähmende Schreckensnachricht ist Sonntag nachmittags aus dem Süden der Monarchie eingetroffen”, berichtete die Vorarlberger Landeszeitung am 30. Juni 1914. Zwei Tage zuvor starben der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie in Sarajevo. Der serbische Nationalist Gavrilo Princip tötete durch zwei Pistolenschüsse das Paar, als die Fahrzeugkolonne des Adeligen genau vor dem Attentäter hielt.
“Mördernest in Belgrad”
Die Donaumonarchie war geschockt – und forderte bald Genugtuung. Doch die einzelnen Medien reagierten höchst unterschiedlich auf das Attentat, je nach ihrer parteilichen Zugehörigkeit. So herrschte im bedeutenden Vorarlberger Volksblatt eine gewisse Kriegseuphorie, erklärt Militärhistoriker Oberst Erwin Fitz vom Militärkommando Bregenz: “Dort hieß es, das Mördernest in Belgrad wäre auszuräuchern”, ansonsten wäre man statt einer Groß- nur eine Ohnmacht.
Die Balkankriege
Bereits in den Jahren zuvor versuchten Serbien und andere Balkanstaaten, ihren Einflussbereich zu erweitern und drängten das Osmanische Reich beinahe vollständig von der Halbinsel. Dies erregte den Unwillen Österreich-Ungarns, schließlich hatte es selbst Interessen auf dem Balkan – wie auch die Serben die slawischen Gebieten der Donaumonarchie in einem Großserbien vereinen wollten.
Großdeutsche und Sozialisten
Die Großdeutschen forderten wiederum, die Slawen der Monarchie “zur Raison zu bringen”, mit Serbien sollte jedoch ein korrektes Verhältnis angestrebt werden, um den Handel zu fördern. Die Sozialisten blieben den Trauerfeierlichkeiten grundsätzlich fern. Sie lehnten den Krieg prinzipiell ab, solange er nicht gegen das als gesellschaftlich rückständige und absolutistische Russland geführt werde.
Von Vorarlberg nach Galizien
Mit dem Kriegsbeginn rückten die Vorarlberger Teile der Kaiserjäger und Landesschützen, die damaligen Gebirgsjäger, zu ihren Sammelplätzen im Südtirol ab. Die Standschützen wurden ebenfalls mobilisiert, wie auch das damals in Vorarlberg und Tirol stationierte Salzburg-Oberösterreichische Infanterieregiment 59. Für sie ging es zur Feuerprobe an die russische Front nach Galizien.
Arbeitlosigkeit und Engpässe
Die Mobilmachung brachte auch für die nicht Wehrfähigen massive Veränderungen mit sich. Aufgrund des Arbeitskräfteschwunds mussten viele kleinere Unternehmen schließen, die Folge waren massive Zunahmen der Arbeitslosenzahlen. Die Stadt Dornbirn reagierte darauf mit einer Sanierung der Dornbirner Ach als Arbeitsprogramm. Auch die ersten Versorgungsengpässe waren zu erkennen. Viele Familien mussten ihren Ernährer in den Krieg ziehen lassen. Fitz schätzt daher, dass die Kriegseuphorie in Vorarlberg eher oberflächlich war – trotz der Bemühungen der offiziellen Presse.
Am Samstag berichtet Oberst Fitz auf VOL.AT über Vorarlbergs Rolle während des Krieges.
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