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Cains Peiniger schüchterte Familie ein

Bregenz (VN) -  Keine offensichtliche Gefährdung der Kinder habe es durch Milosav M. bis zur Tötung des kleinen Cain am 8. Jänner dieses Jahres gegeben. Das behaupteten die Bezirkshauptmannschaft und die Jugendwohlfahrt immer wieder. Schon im Sommer des Vorjahres bedrohte der rabiate Serbe den Cousin von Cains Mutter mit einer Waffe. Dieser hatte sich in Sorge um die Familie in die Beziehung der 24-jährigen Mutter von Cain zu dem nun Angeklagten eingemischt.
Fall Cain: Zwischenbericht

Der frischgebackene Vorarlberger Polizeikommandant Siegbert Denz wurde vom Kontrollausschuss während der Sitzung kurzfristig eingeladen, um den Verlauf der Ermittlungen gegen Milosav M. zu skizzieren. Denz zu den VN: „Wir erlangten Anfang September Kenntnis von Aussagen einer Verwandten der Kindesmutter über Drogenkontakte und die Gewaltbereitschaft des Beschuldigten. Aber nur in abgeschwächter und anonymisierter Form.“ Die Meldungslegerin sei dann für weitere Fragen nicht mehr erreichbar gewesen. „Erst im Zuge eines Drogenhinweises ergaben sich auch Erkenntnisse über gefährliche Drohungen durch den Mann.“ Am 5. Dezember kam es dann zu einer Befragung der Tante von Cains Mutter, am 15. Dezember wurde der Cousin befragt, am 5. Jänner schließlich Milosav M. Erst dann war klar: Der Cain-Peiniger hatte den Cousin der Mutter des getöteten Buben im Sommer mit einer Handfeuerwaffe bedroht und ihn offensichtlich auch leicht verletzt.

 
M.s Einschüchterung

Für FPÖ-Chef Dieter Egger ist es unverständlich, dass die Jugendwohlfahrt nicht schon im Sommer Schutzmaßnahmen für Cains Familie ergriffen habe. „Dass M. im Sommer mit einer Waffe den Cousin bedrohte, habe ich bis gestern nicht gewusst. Aber was wir vorher bereits wussten, hätte ein Eingreifen gerechtfertigt. Und allerspätestens im Dezember, als die Polizei über die Drohungen M.s mit der Waffe wusste, hätte man sofort reagieren müssen.“ Gabi Sprickler-Falschlunger von der SPÖ zweifelt an, dass die Polizei mit allem Nachdruck versucht hatte, die Tante von Cains Mutter für weitere Befragungen zu gewinnen. „Obwohl das ganze Umfeld der Familie vor dem Mann Angst hatte.“ Schrecklich findet sie die Vorstellung, „dass diese Bedrohungen mit der Waffe gegen den Cousin von Cains Mutter höchstwahrscheinlich in der Wohnung geschah. Und das womöglich vor den Augen der Kinder.“

 
Beschluss einstimmig

Bei der Sitzung des Kontrollausschusses hatte die sogenannte Eberle-Expertenkommission einen ersten Bericht zur Aufarbeitung des Falles Cain präsentiert und insgesamt 14 Empfehlungen abgegeben. Diese wurden einstimmig angenommen. Wie auch die Parteichefs der anderen Oppositionsparteien beklagte Grünen-Chef Johannes Rauch das seiner Meinung nach „große Manko der Expertenkommission im Vergleich zu einem Untersuchungsausschuss. „Es ist ein Fischen im Trüben, weil wir ja keine Direktzeugen unter Wahrheitspflicht befragen können.“ Trotzdem freute sich Rauch darüber, dass sein Antrag zur Umsetzung aller 14 Empfehlungen der Expertenkommission einstimmig angenommen wurde. Nach Einschätzung von Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch könnte der Endbericht der Expertenkommission noch vor dem Sommer fertig werden.

 
Sausgruber zufrieden

Zufrieden mit dem Ergebnis des Zwischenberichtes der Expertenkommission im Kontrollausschuss zeigte sich Landeshauptmann Herbert Sausgruber. „Wir haben ja einige Empfehlungen schon eingeleitet. Die Integrierung der Sozialarbeiter der Jugendwohlfahrt ins neue Gehaltssystem des Landes sollte schon mit 1. Jänner 2012 stehen. Auch Schritte zu mehr Landeskompetenz im Bereich der Jugendwohfahrt wurden bereits gesetzt.“ Sausgruber hofft diesbezüglich auf ein Entgegenkommen seitens des Bundes.

 
Ausschuss-Stimmen: Stimmen zum Cain-Bericht

Rainer Gögele, ÖVP-Klubobmann:

Für mich stehen zwei wichtige Ergebnisse zu Buche. Erstens: Der Kontrollausschuss hat sich darauf verständigt, die Landesregierung mit der Umsetzung aller Empfehlungen der Kommission zu beauftragen. Zweitens: Die Informationsbedürfnisse wurden pragmatisch erfüllt. Polizeikommandant Denz stand sofort für die Beantwortung von Fragen zur Verfügung.

 

Dieter Egger, FPÖ-Chef:

Dass die Empfehlungen der Kommission rasch umgesetzt werden sollen, ist ein wichtiges Signal. Aber natürlich: Wir bekommen nicht die volle Transparenz. Das hätte die Untersuchung beschleunigt. Schon nach dem Fall Luca hätte man Dinge sofort umsetzen müssen. Das passierte nicht.

 

Johannes Rauch, Grünen-Chef:

Persönlich freue ich mich, dass mein Antrag auf umgehende Umsetzung aller 14 Empfehlungen der Kommission einstimmig angenommen wurde. Nur: Die Mankos der Kommission gegenüber eines Untersuchungsausschusses sind offensichtlich. Für uns ist es ein Spiel über die Bande. Wir dürfen keine Direktzeugen unter Wahrheitspflicht befragen.

 

Michael Ritsch, SPÖ-Chef:

Es ist unverständlich, dass ein geschichtlicher Abriss dieses Falles nicht auf dem Programm stehen durfte. Weil das nicht die Aufgabe der Eberle-Kommission sei. Ich hätte noch gerne die Rolle des Bezirkshauptmannes hinterfragt, der sagte, man habe nicht gewusst, dass eine Gefahr durch den mutmaßlichen Täter vorgelegen habe.

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