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Bregenzer Festspiele: Probenstart für Opernuraufführung von HK Gruber

Komponist Heinz Karl Gruber wird am 23. Juli die Uraufführung seiner Oper "Geschichten aus dem Wiener Wald" selbst dirigieren.
Komponist Heinz Karl Gruber wird am 23. Juli die Uraufführung seiner Oper "Geschichten aus dem Wiener Wald" selbst dirigieren. ©APA
Am Montag haben in Bregenz die Proben für die Oper "Geschichten aus dem Wiener Wald" von Heinz Karl Gruber begonnen. Die Uraufführung im Festspielhaus eröffnet am 23. Juli die letzten Bregenzer Festspiele unter Intendant David Pountney.

HK Gruber, den nicht nur Pountney, sondern auch die halbe Musikwelt “Nali” nennt, wird sein Werk selbst dirigieren und ist von Anfang an bei den Proben dabei.

Ohne Dirigieren fehlt die Kommunikation

“Erstens war nie ein anderer Dirigent im Gespräch, und zweitens mach ich’s ja wahnsinnig gerne”, begründet Gruber im Interview mit der APA, “warum ich die Suppe, die ich mir eingebrockt habe, nun selbst auslöffle”: “Mit Musikern zu arbeiten, ist herrlich. Wenn ich längere Zeit nicht dirigiere – und in den letzten dreieinhalb Jahren war ich sehr abstinent -, ist es für mich manchmal ein Problem, wenn ich nur sitze und schreibe, weil mir die Kommunikation fehlt.”

Dass der 71-jährige Wiener gern kommuniziert und überaus unterhaltsam zu erzählen weiß, erfahren auch jene, die Gruber und seine Frau, die Künstlerin Franka Lechner, in ihrem Sommerdomizil in Rosenburg am Kamp besuchen. In ihrer imposanten, von der ersten promovierten Medizinerin Österreichs errichteten Jahrhundertwende-Villa, steht nicht nur der große Webstuhl der Textilkünstlerin, sondern auch der nach HK Grubers Anweisungen gebaute Komponiertisch. “Ich brauche zum Komponieren viel Platz”, versichert er und zeigt auf die mit verschiedenfarbigen Eintragungen übersäte Partitur, aus der er dirigieren wird.

“Eine Viechsarbeit”

“Das Partitur-Einrichten ist eine Viechsarbeit”, sagt Gruber. Weil er Ende Mai einen kurzen New-York-Trip zu einer szenischen Aufführung seiner “Gloria von Jaxtberg” im Metropolitan Museum eingeschoben hat (die satirische Oper wird ebenfalls bei den Bregenzer Festspielen gezeigt), ist er damit nun in Verzug. Auch das Ende von dreieinhalb Jahren Komponierarbeit an der ursprünglich für 2013 angekündigten Oper war ein Foto-Finish: Am Montag, 28. April, gaben die Festspiele in Wien eine Pressekonferenz. “Am Freitag davor, in Früh um 9.50 Uhr, habe ich nach 48 Stunden Durcharbeiten ohne Schlaf die Oper abgeschlossen.” Ohne Verzug begab er sich in die Druckerei Berger in Horn, wo die letzten Partiturseiten eingescannt und seinem Londoner Verlag Boosey & Hawks übermittelt wurden. “Gefahren hat mich die Franka, ich selbst wäre dazu nicht mehr in der Lage gewesen.”

Die Eckdaten aus der Entstehungsgeschichte seiner Oper hat Gruber alle im Kopf. Auf der Premierenfeier zur Uraufführung seiner Oper “der herr nordwind” in Zürich 12. Juni 2005 hatte ihn Regisseur Michael Sturminger erstmals mit der Frage konfrontiert, ob er aus dem berühmten Horvath-Stück nicht eine Oper machen wolle: “Nie im Leben, das rühre ich nicht an. Das kann ich nur kaputt machen”, sei seine erste Reaktion gewesen. Doch als ihn im Jahr darauf David Pountney um eine Buffo-Oper für die Bregenzer Festspiele bat und in der Folge kein geeigneter lebender Autor dafür gefunden wurde, habe er sich überzeugen lassen. Ödön von Horvath hatte jedoch zwischendurch prominente Konkurrenz, als die britische Star-Komikertruppe Monty Python für das Libretto ins Gespräch kam. “Da hätte ich nicht widerstehen können. Aber daraus ist dann nichts geworden.”

Sturminger inszeniert Uraufführung

Michael Sturminger hat schließlich aus dem Stück ein Libretto destilliert: “Es ging im Prinzip darum, eine Fassung zu erstellen, in der die Musik nicht fünfeinhalb Stunden dauert”, meint Sturminger, der nun auch die Uraufführung inszeniert. Grubers Musik horcht der Horvath’schen Sprachmelodie inklusive der berühmten Stillen nach, verwendet Walzer-Anklänge und Volkslied-Zitate: “Es ist ja kein typisch wienerisches Stück, denn die Menschen, die Horvath beschreibt, könnten einem genauso gut in Brooklyn oder in Sydney begegnen. Aber Horvath hat das Wiener Milieu gewählt, und so muss man die sich anbietenden Klischees nutzen, sonst geht man am Stück vorbei. In den Regieanweisungen wünscht er sich als Bühnenmusik oft eine bestimmte Musik – den Donauwalzer, einige Heurigenlieder…”, erzählt der Komponist. Der Walzer “Geschichten aus dem Wiener Wald” von Johann Strauß Sohn wird immer wieder angespielt: “Der teils vergebliche Versuch, diesen Walzer zu spielen, kehrt immer wieder. Für ‘Da draußen in der Wachau’ habe ich selber ein Volkslied erfunden. Und ich verwende auch Donauwalzer-Elemente. Die Sprache der Horvath-Figuren arbeitet ja auch sehr viel mit Fertigteilsätzen.”

Die neue Oper, die ab 14. März 2015 auch beim Koproduzenten Theater an der Wien zu sehen sein wird, und die Oper “Gloria von Jaxtberg” sind nicht die einzigen Werke Grubers, die bei den Bregenzer Festspielen erklingen werden. Zwischen 2. und 4. August wird ein veritables “HK Gruber-Wochenende” veranstaltet, zu dem auch ein Orchesterkonzert und ein Auftritt des Komponisten als Chansonnier und Erzähler gehören. Denn HK Gruber ist musikalisch höchst vielseitig unterwegs. Musik ist tatsächlich sein Leben. “Ich wollte ja schon von Kindheit an Komponist und Dirigent werden. Und schrittweise hat sich das alles erfüllt. Ab dem Moment, wo ich Mitglied der Sängerknaben war, habe ich mich als Berufsmusiker verstanden.” Er studierte Horn, Kontrabass, Elektronische Musik, Filmmusik und Komposition, arbeitete jahrzehntelang als Orchestermusiker beim Tonkünstler-Orchester und dem ORF Radiosymphonieorchester und leitete das Ensemble “die reihe”. Heute arbeitet er als “Composer Conductor” bei der BBC Philharmonic (“Eines der wenigen Orchester der Welt, in dem so eine Stelle vorgesehen ist.”) und wird auf der ganzen Welt gespielt.

Intelligenter Umgang mit Tonalität

Dass seine Musik als eingängig gilt, stört ihn nicht: “Wir haben ein Idiom in der Musik, das ist so alt wie die Menschheit selbst: die Tonalität. Wenn man mit diesem Idiom intelligent umgeht, kann man eigentlich alle Publikumsschichten ansprechen.” Dass sie manchen als zu eingängig gilt, ärgert ihn dagegen: “Mir wird ja gerne so ein Etikett umgehängt: Der Nali ist der Clown in der Neuen Musik. Aber ich finde, ich bin der ernsteste Mensch, dem ich je begegnet bin.”

(APA)

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