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Bregenzer Festspiele haben kommerziellen Erfolg sicher

Eigenes Symposium und Buch zur Uraufführung von "Der Kaufmann von Venedig".
Eigenes Symposium und Buch zur Uraufführung von "Der Kaufmann von Venedig". ©VOL.AT/Philipp Steurer
Zwei Wochen vor Eröffnung dürfen sich die 68. Bregenzer Festspiele bereits des kommerziellen Erfolgs sicher sein. "Wenn uns der Wasserstand mehr Kopfzerbrechen verursacht als der Vorverkauf, dann geht es dem kaufmännischen Direktor gut", erklärte Michael Diem am Donnerstag im Rahmen des traditionellen "Pressetags".

Bereits rund 90 Prozent der Tickets sind verkauft. Umgerechnet bedeute das, dass es in der heurigen Saison nur noch für eineinhalb Aufführungen Karten gebe, so Diem.

Proben laufen bereits

Auf der Seebühne, wo Mozarts “Zauberflöte” aufgeführt wird, und im Festspielhaus – dort feiert “Der Kaufmann von Venedig” des polnisch-englischen Konzertpianisten und Komponisten André Tchaikowsky seine Uraufführung – haben die Probenarbeiten bereits begonnen. Ab kommendem Montag stoßen die Wiener Symphoniker dazu. Mit dem “Kaufmann”-Dirigenten Erik Nielsen kam das Orchester bereits zehn Stunden lang in Wien auf erste Tuchfühlung.

“Es ist ein sehr schweres Stück”, erklärte Nielsen in Bregenz. “Man muss den Komponisten erst kennenlernen. Anders als bei anderen zeitgenössischen Werken kann man ihn nicht mehr fragen (Tchaikowsky starb 1982, Anm.). Ich dirigiere nach seiner Handschrift. Seine Ideen in der Musik sind sehr dicht, erinnern in der Stimmführung an Bach, und was er aus vier Tönen macht, erinnert an Beethoven”, ist Nielsen sichtlich angetan.

Man könne dieses Stück des praktisch Unbekannten “nicht einfach so auf die Bühne bringen”, ergänzte Festspielintendant David Pountney und verwies darauf, dass nicht nur weitere Werke von Tchaikowsky auf dem Programm stehen, sondern auch ein ihm gewidmetes Symposium. Dazu werden unter anderem Zeitgenossen wie Andras Schiff, der ihn noch persönlich kannte, und auch der Librettist John O’Brain nach Bregenz kommen. Im Wolke-Verlag ist zudem in diesen Tagen die erste Biografie André Tchaikowskys erschienen.

Hauptstücke mit “problematischen Aspekten”

Beide Hauptstücke des diesjährigen Festivals hätten aus heutiger Sicht “problematische Aspekte”, so Intendant Pountney – die “Zauberflöte” die Frauenfeindlichkeit durch Sarastro, Shakespeares Original des “Kaufmann von Venedig” Antisemitismus. Beide Stoffe zähle er jedoch zu jenen “erstklassigen”, die zeitgemäße Interpretationen nicht nur zulassen, sondern auch dazu herausfordern würden. Regie bei der “Hausoper” führt Keith Warner, der beim “Pressetag” verhindert war. Pountney für ihn einspringend: “Im Vordergrund wird nicht der Antisemitismus stehen, sondern die Rolle des Geldes, die Welt und die Macht des Kapitals. Wir dürfen nicht vergessen, dass Shylock (in der Rolle Adrian Eröd), ein sehr betuchter, angesehener Mann war. Wir werden das Stück in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg ansiedeln, Shylock wird als Gentlemen in bestem Anzug und mit Zylinder auf der Bühne stehen.”

Als große Herausforderung bei der “Zauberflöte” bezeichnete Pountney als Regisseur, auf der riesigen Seebühne mit relativ wenigen Menschen umgehen zu müssen. “Da kommt es auf die Proportionen an, der Einzelne muss geradezu episch wirken.” Erwartungsgemäß, so der Eindruck einiger Probeszenen vor der internationalen Presse, wird es sehr bunt zugehen, mit jeder Menge Stunts und Pyrotechnik. “Mozart hätte seinen Spaß daran”, ist Pountney überzeugt.

(APA)

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