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Bodensee ist Berufsfischern zu sauber

Die Bodenseefischer kämpfen mit rückgängigen Fangzahlen.
Die Bodenseefischer kämpfen mit rückgängigen Fangzahlen. ©VOL.AT/Steurer
Gaißau - Die Berufsfischer am Bodensee kämpfen mit rückläufigen Fangzahlen und fürchten um ihre Existenz. Sie fordern mehr Nährstoffe für die Fische, die Gewässerschutzkommission hält dagegen.

In Vorarlberg leben derzeit 14 Berufsfischer von den Fischbeständen des Bodensees, insgesamt sind es an die 130 Berufsfischer. Seit Jahren macht ihnen der Rückgang der Fischbestände zu schaffen. Den Komoran als Konkurrent der Fischer hat man zumindest in Vorarlberg derzeit unter Kontrolle. “Wir sind dankbar für die gute Zusammenarbeit mit den Jägern, dem Land und den Naturschutzverbänden”, betont Albert Bösch, Obmann der Vorarlberger Berufsfischer. Es gebe aber eine größere Bedrohung für die Fischer am See. “Es braucht ein Phosphatmanagement am Bodensee, damit die Wirtschaftlichkeit des Sees gegeben bleibt”, fordert Bösch und die anderen Fischer rund um den See.

Phosphat soll Fischbestand sichern

Phosphat dient Algen als Nährstoff, diese wiederum sind Nahrung für die Bodenseefische. In der Nachkriegszeit stieg der Phosphatgehalt des Sees durch Düngung und ungereinigte Abwässer an. Das Algenwachstum nahm bedrohliche Ausmaße an, der See drohte durch Sauerstoffmangel umzukippen. Seitdem wurde verstärkt auf die Klärung der Abwässer gesetzt, der Phosphatgehalt sank in den letzten 30 Jahren kontinuierlich. Während der See zu Spitzenzeiten über 80 Milligramm Phosphat pro Kubikmeter aufzeigte, liegt der Wert nun zwischen fünf und sechs Milligramm pro Kubikmeter. Mit dem Rückgang der Algen sind jedoch auch die Fischbestände im See zurückgegangen.

Fischer kämpfen ums Überleben

Zu weit zurückgegangen für die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF). “Unser Ziel wäre ein Phosphatgehalt zwischen zehn und 15 Milligramm pro Kubikmeter”, bestätigt Bösch. Von dem höheren Phosphatgehalt versprechen sich die Fischer eine Stabilisierung der Fangquoten. 2012 fingen die Vorarlberger Berufsfischer durchschnittlich 4,1 Tonnen Fisch pro Betrieb. “Um einen solchen Betrieb führen zu können und eine Familie zu ernähren, bräuchte es sieben bis acht Tonnen pro Betrieb”, verweist Bösch auf eine Studie des IBKF. Auch in diesem Jahr sieht es für die Vorarlberger Fischer nicht allzu rosig aus. Während die Felchenfänge, der wichtigste Fangfisch am Bodensee, auf dem Niveau von 2012 sind, bleiben die Barsche bisher aus.

Schlechte Chancen für Berufsfischer

Die Forderung stößt bei der Internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) jedoch auf taube Ohren. Gemäß Wasserrahmen-Richtlinie der Europäischen Gemeinschaft und der Schweizer Gewässerschutzgesetzgebung müssen Gewässer in einem möglichst gewässertypspezifischen natürlichen Zustand sein. “Aus biologischer und gewässerkundlicher Sicht ist der Bodensee durch die bisherigen Maßnahmen keineswegs unnatürlich sauber geworden. Die rund 80 Tonnen Phosphor, die alljährlich trotz der Abwasserreinigung über die Zuflüsse in den See gelangen, sorgen nach wie vor dafür, dass der Bodensee immer noch mehr Nährstoffe enthält als im natürlichen Zustand”, heißt es in einer Broschüre der IGKB.

Erhöhung des Phosphatgehaltes ausgeschlossen

Aus der Sicht der IGKB ist der Nährstoffgehalt also noch zu hoch statt zu niedrig. Eine bewusste Anreicherung des Bodensees mit Phosphat wäre außerdem als eine Verschlechterung der Wasserqualität verboten. Dem halten die Fischer entgegen. “In den letzten 50 Jahren hat sich viel rund um dem See verändert, die Nutzung ist eine andere und es gibt auch neue Tierarten im See selbst. Da muss man sich die Frage stellen, ob es zielführend ist, sich an Werten der 50er-Jahre zu orientieren”, erwidert Bösch.

Fischer hoffen auf regionalen Trend

Während die IGKB darauf verweist, den Zustand des Sees nicht an Einzelinteressen messen zu können, hoffen die Fischer noch auf einen Kompromiss. “Den Phosphatgehalt ansteigen zu lassen, ist ein mittel- bis langfristiger Prozess”, ist sich Bösch ebenfalls bewusst. Bereits jetzt kämpfe man mit Nachwuchsproblemen bei den Fischern, es sei fraglich wie viele Betriebe die derzeitige Phase überstehen. Bei den Berufsfischern hofft man nun in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer, dem Konsumenten auch andere Bodenseefische wie die Trüsche und das Rotauge schmackhaft machen zu können. “Wir liefern regionale und frische Produkte. Viele Arten aus dem Bodensee sind schmackhaft und es liegt am Kunden, ob er ihn dem importierten Barsch aus Kanada vorzieht.”

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