Nach Eröffnung der neuen Weströhre im Juni 2012 wurde die Oströhre ein Jahr lang generalüberholt. Nun werden beide Röhren für den Verkehr freigegeben. Die staugeplagten Bregenzer – der Pfänder gilt als Nadelöhr – erhoffen sich eine Entlastung. Denn täglich fahren bis zu 30.000 Fahrzeuge durch den 6,7 Kilometer langen Tunnel, er zählt damit zu den meistbefahrenen Österreichs. Mit 22.300 Fahrzeugen fast noch einmal so viel Verkehr rollt durch das Bregenzer Stadtgebiet. Ob die alltäglichen Staus bald der Vergangenheit angehören, wird sich zeigen.
“Spürbare Entlastung im Abendverkehr”
Christian Rankl, Verkehrsplaner im Amt der Vorarlberger Landesregierung, zeigte sich überzeugt, dass der Betrieb beider Röhren einen Wegfall der Staus in den Spitzenzeiten bringen wird. “Eine spürbare Entlastung wird es etwa im werktäglichen Abendverkehr geben”, sagte Rankl. Nicht ganz so deutlich sollte die Entlastung im Großraum Bregenz ausfallen, wenn mehrere Effekte zusammenkommen, etwa wenn an starken Reisetagen Urlauberverkehr und lokaler Verkehr aufeinandertreffen. Genauer lasse sich die Verkehrsreduktion nicht angeben, weil diese von vielen Faktoren abhänge.
Aus für Korridor-Vignette: Prognose schwierig
Noch offen ist etwa die Auswirkung des Auslaufens der Korridorvignette am 3. Juli. Die Mautsonderlösung gilt zwischen den Grenzorten Hörbranz (Bezirk Bregenz) und Hohenems (Bezirk Dornbirn) und kostet zwei Euro je Richtung. ÖAMTC-Verkehrsexperte Goran Bojo befürchtete, dass “das Aus der 2008 eingeführten Korridorvignette durchaus Einfluss auf das Verkehrsgeschehen auf den Ausweichrouten” nehmen könnte. Diese Befürchtung teilte Rankl. Die Korridorvignette brachte laut Untersuchungen eine Verkehrsentlastung von rund vier Prozent an Werktagen und bis zu sieben Prozent an starken Reisetagen. “Das Ende der Korridorvignette wird einen Teil der Entlastung kompensieren. Es wird sicher zu einem Rückfluss durch Bregenz kommen”, so Rankl. Eine genauere Prognose traue er sich nicht zu, “das wäre Kaffeesudleserei”.
So wisse man, dass rund zehn Prozent des Verkehrs durch Bregenz aus Fahrzeugen bestehe, die eigentlich auf die Autobahn gehörten und auch über eine Vignette verfügten. “Manche nutzen die Strecke durch Bregenz aber zum Sightseeing oder meiden den Pfändertunnel aus Angst”, erklärte Rankl. Ob diese Autofahrer sich in einem Tunnel ohne Gegenverkehr sicherer fühlten, wisse man nicht. Sicher sei jedenfalls, dass es bei einer Entlastung der Verbindung durch das Stadtgebiet die Tendenz geben werde, diese Kapazitäten wieder zu nutzen. Diesen “Auffülleffekten” müsse man durch Begleitmaßnahmen frühzeitig entgegenwirken, so Rankl. Die frei gewordenen Kapazitäten wolle man für den öffentlichen Verkehr nutzen, etwa könnte damit die Pünktlichkeit der Buslinien in Bregenz wieder erhöht werden.
Eröffnung 1980
Der Pfändertunnel wurde im Dezember 1980 als einröhriger Tunnel mit zwei Fahrspuren im Gegenverkehr nach dreijähriger Bauzeit eröffnet. Er galt damals als einer der modernsten Tunnel Europas. Die Errichtung des Pfändertunnels stand eng in Zusammenhang mit dem Aufbau eines durchgehenden, höherrangigen Straßennetzes in Vorarlberg vom kurz zuvor eröffneten Arlbergstraßentunnel bis zur deutschen Grenze. Bereits in den 1990er-Jahren drohte der Verkehrsmagnet an seine Kapazitätsgrenzen zu stoßen. 1995 war man bei durchschnittlich 24.000 Fahrzeugen pro Tag angelangt, Staus und Blockabfertigungen gehörten seither zum Alltag. 2008 waren es bereits 26.000 Kfz, Tendenz weiter steigend.
Die Asfinag verlegte daher 2003 den für 2011 geplanten Baubeginn für eine zweite Pfändertunnelröhre auf 2006 vor. Im November 2009 gelang der Durchstich. Die Weströhre, die den neuesten sicherheitstechnischen Voraussetzungen entspricht, wurde 2012 eröffnet. Die Verkehrsfreigabe beider Röhren wird in der Nacht auf 4. Juli 2013 erfolgen. Die offizielle Eröffnung im Beisein von Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) findet am Sonntagvormittag, 30. Juni, statt, gefolgt von einem “Tag des offenen Pfändertunnels” für die Bevölkerung.
VOL.AT-Countdown: Nur noch …
(APA)
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