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Bankrott von Griechenland würde "Lehman zum Quadrat"

Zurzeit werden unzählige Modelle geprüft, wie das schwerverschuldete Griechenland vor der Pleite gerettet werden kann. Von einem harten Schuldenschnitt will der Chefökonom der Bank Austria, Stefan Bruckbauer, nicht sprechen. Er hielte es für realistisch, etwa die Hälfte der frischen öffentlichen Schulden auszugliedern und diese Last zu "entsorgen" - mit Laufzeiten jenseits der 20 Jahre.
Griechenland versinkt im Chaos
 ”Wenn das lang genug dauert, ist es ohnedies nichts mehr wert“, so Bruckbauer am Mittwoch in Wien. Am Ende des Tages laufe dies auf geschenkte Milliarden durch die EU-Partner hinaus.

Zurzeit wird europaweit spekuliert, dass Griechenland zusätzlich zu der 2010 fixierten Hilfe von EU und Währungsfonds von 110 Mrd. Euro nochmals 50 bis 60 Mrd. Euro braucht. Von diesen rund 160 Mrd. Euro könnten Bruckbauers Theorie zufolge 80 Mrd. Euro “rausgenommen” werden.

Dies bedeutete freilich, dass das Geld schon weg wäre bevor es geflossen ist, wird indirekt bestätigt. Von dieser Auslagerung bzw. Erstreckung würden dem Modell zufolge aber nur die öffentlichen Gläubiger betroffen, nicht etwa die Banken – und auch nicht die alten aushaftenden Staatsanleihen der Griechen.

Bruckbauer findet, dass eine Strukturierung der Griechenlandschulden auch politisch ordentlich verpackt gehörte. Je später man sich zu Entscheidungen und zur Wahrheit durchringe, umso teurer würde es.

Griechenland: Staatspleite würde ein vielfaches kosten

Auch die Steuerzahler in den anderen EU-Ländern müssten wissen, dass eine Staatspleite Griechenlands ein Vielfaches kosten würde. Einem Bankrott gleichkommen würde es, griffe man die alten Staatsanleihen an. Ein Euro-Austritt hätte unabsehbare Folgen. “Die EU müsste dann sofort 50 Milliarden rüberschießen, um die griechischen Banken vor der Pleite zu retten. Die deutsche Hypo Real Estate müsste gleich nochmals aufkapitalisiert werden.” Sorgem machten müsse man sich auch um das System Europäischer Zentralbanken.

Ginge Griechenland pleite, drohte ein Dominoeffekt. “Das kann dann Lehman zum Quadrat werden“, sagte Bruckbauer heute, Mit dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 hatte sich die letzte globale Finanzkrise erst dramatisch zugespitzt.

Das Rumgerede vieler Politiker hält Bruckbauer nicht für dienlich. “Die Fakten zu Griechenland sind hart“. Es müsse eine Lösung geben. Vorher würden die Spekulationen um Schuldenschnitte oder gar Austritt aus dem Euro kein Ende haben. Bei einer echten Staatspleite füllten sich nur bei jenen Spekulanten die Kassen, die auf ein Ende des Euro wetteten.

Würde es den Euro “zerreißen“, würde Österreich gleich und dauerhaft 5 Prozent seines Bruttoinlandsprodukte (BIP) verlieren, rechnete Bruckbauer aus. Ganz Europa sei jetzt davon abhängig, was Griechenland mache. Vielleicht, so räumt der Bankvolkswirt ein, sei es ein Fehler gewesen, Griechenland in den Euro aufzunehmen. (APA)

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