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ARD-Talk: Islam-Prediger redet Günther Jauch in Grund und Boden

Hitzige Diskussion bei Jauch
Hitzige Diskussion bei Jauch ©Screenshot ARD
Bei Günther Jauch flogen die Fetzen: Während einer Diskussion im ARD zum Thema "Gewalt und Islamismus" kam es zu einem hitzigen TV-Schlagabtausch zwischen dem islamischen Prediger Abdul Adhim Kamouss und den Gästen. Jauch scheiterte kläglich daran, den Wortschwall des Imams zu stoppen.
Heftige Diskussion bei Plasberg

Anlässlich des aktuellen politischen Weltgeschehens – Massenmorde, Enthauptungen, Folter in Syrien und Irak – diskutierte Günther Jauch im ersten deutschen Fernsehen mit seinen Gästen zum Thema “Gewalt im Namen Allahs – wie denken unsere Muslime?” Die brutalen Bilder der Gewalt der Terrormiliz IS, mit denen die Welt in den letzten Wochen und Monaten in allen Medien konfrontiert wird, machen viele misstrauisch gegenüber der Weltreligion Islam.

Prominente Gäste

Bei der TV-Diskussion am Sonntag, 28. September, waren zu Gast auf dem Podium: Wolfgang Bosbach, Vorsitzender des Bundestags-Innenausschusses (CDU); Abdul Adhim Kamouss, Imam in Berlin, freier islamischer Prediger; Heinz Buschkowsky, Bezirksbürgermeister Berlin/Neukölln (SPD); Özlem Gezer, Redakteurin “Der Spiegel”; Stefan Buchen, NDR-Journalist (Panorama). Die Gäste diskutierten darüber, wie Jugendliche zu IS-Terroristen verführt werden, über Kopftuch und Burka, welche Stellung die Frau im Islam hat und wie die vielen Vorurteile gegenüber Muslimen zustande kommen. Jauch versuchte in der Debatte mit seinen Gästen auch zu analysieren, was Muslime über das aktuelle Weltgeschehen denken und wie sie zur Gewalt in Syrien und im Irak stehen.

Screenshot ARD
Screenshot ARD ©Screenshot ARD

Hitzige Diskussion

In einem eingespielten Video vertrat der Prediger Kamouss die Ansicht, dass eine Frau ihren Mann um Erlaubnis zu fragen habe, wenn sie die Wohnung verlasse, um etwa in einem anderen Berliner Stadtteil jemanden zu besuchen – ansonsten führe das zu einem “Durcheinander”. Geschickt und ohne sich bloßstellen zu lassen, konterte der Imam in Jauchs Sendung, dass diese Aussagen aus dem Jahr 2002 stammen und demnach nicht mehr aktuell sind. Medienexperten bekriteln rückwirkend, dass Jauch an dieser Stelle unbedingt nachhaken und ihn zu seinen heutigen Ansichten befragen hätte müssen.

Buschkowsky platzt der Kragen

Der Bezirksbürgermeister sagte zum Thema Islamismus in Deutschland: “Da werden Dinge gepredigt, die mit unserer offenen demokratischen Gesellschaft nicht vereinbar sind.” Buschkowsky erklärt weiters, er habe darauf gehofft, zum ersten Mal einen Imam zu treffen, der offen zugibt, Salafismus zu predigen und ihm erkläre, warum. “Und was passiert? Pustekuchen”, so der SPD-Politiker. Als sich der Prediger gegen diese Anschuldigung verteidigen will, faucht ihn Buschkowsky an: “Können Sie jetzt mal die Backen halten!”

Bosbach: “Für Scharia kein Platz”

CDU-Politiker Wolfgang Bosbach warnt in der Sendung vor der Islamophobie, die sich in Deutschland immer mehr ausbreite, betont aber hinsichtlich der jüngsten Ereignisse im Wuppertal: “Und da kann für die Scharia kein Platz sein.” Damit gerät er gleich an Kamouss, der meint, dass solche Politikeraussagen “Nährstoff für Islamophobie” seien. Eine Lösung für die aktuellen Probleme konnte Bosbach allerdings auch nicht anbieten.

Jauch kommt gegen den Prediger nicht an

Günther Jauch gelingt es trotz aller Anstrengung nicht, die einzelnen Ansätze der Diskutanten zusammenzuführen. Diese Gelegenheit nutzt der Imam und beginnt, über Frieden und Religion zu predigen. Er sieht sich selber keinesfalls als “Salafist” – wenn er auf einem älteren Video mit einem heutigen Dschihadisten zu sehen sei, habe er diesen mit seiner Friedensbotschaft eben nicht erreicht. Er spricht raffiniert, in scheinbar einstudierten Phrasen und kann auch vom Moderator nicht gestoppt werden. Jauch wirkte zeitweise verzweifelt, da es ihm einfach nicht gelingt, den Wortschwall des Imams zu unterbrechen.

Den Prediger entlarven

Die Diskussion wirkte ein wenig, als habe es sich die Redaktion zum Ziel gesetzt, Kamouss als radikalen Prediger zu entlarven – doch dies scheitert aufgrund der rhetorischen Stärke Kamouss’ und den schwachen Argumenten von Jauch kläglich. Nicht nur Jauch, auch das Publikum und die Diskussionsgäste scheinen von Kamouss sichtlich aus dem Konzept gebracht. Während einer seiner Ausführungen faucht Bosbach den Imam plötzlich an: “Diese Sendung heißt nicht ‘Jauch interviewt einen Imam’!”

Kommunikationstalent Kamouss

Der Imam entpuppte sich während der Diskussion als regelrechtes Kommunikationstalent – er unterbrach die Gäste geschickt, redete eindringlich auf sie ein und und gestikulierte wild herum. Buschkowsky nannte den Auftritt des Imam nur “schauspielerisch gut gemacht”. Auffällig war, dass besonders, wenn der Imam sprach, der Applaus aus dem Publikum lauter wurde – und zwar stets von den selben drei Gästen. Jauch sprach den Prediger darauf an und fragte, ob Kamouss sie mitgebracht hatte.

Schnelles Ende

Günther Jauch beendete die Sendung schließlich mit den Worten, es sei ein “schwieriges Thema” gewesen: “Eine Stunde mehr Sendezeit hätte dem Thema gut getan.” Anstrengender hätte die erste Sendung nach der Sommerpause für Jauch wohl kaum verlaufen können.

Hier gibt’s die Sendung zum Nachsehen.

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