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Andelsbuch prüft millionenschweren Neubau von Lift auf die Niedere

Nostalgisch, aber nicht mehr ganz zeitgemäß ist der Lift von Andelsbuch auf die Niedere. Er könnte jetzt möglicherweise ersetzt werden.
Nostalgisch, aber nicht mehr ganz zeitgemäß ist der Lift von Andelsbuch auf die Niedere. Er könnte jetzt möglicherweise ersetzt werden. ©Ludwig Berchtold
Eine Arbeitsgruppe hat die technischen Grundlagen samt Bespielungskonzept ausgearbeitet: jetzt kommt es auf Rückmeldungen aus Bevölkerung und von Experten an, dann könnte die Gemeinde nächste Schritte für 13-Millionen-Euro-Projekt setzen.

Dem von Andelsbuch auf die Niedere führenden Zweier-Sessellift der Bergbahnen Andelsbuch sieht man sein Alter mehr als nur deutlich an. Während auf der anderen Seite von Bezau aus eine moderne Kabinenbahn die Besucher auf die Niedere transportiert, kommen Gäste von Andelsbuch aus in den Genuss einer nostalgisch anmutenden Fahrt mit dem in zwei Sektionen unterteilten Zweier-Sessellift aus den 1960er-Jahren. Doch das könnte sich in naher Zukunft ändern. Denn in der Gemeinde Andelsbuch gibt es konkrete Überlegungen, den alten Sessellift durch eine moderne Kabinenbahn mit mehreren Gondeln für jeweils sechs bis acht Passagiere zu ersetzen. Das bestätigte ÖVP-Landtagsabgeordnete Martina Rüscher auf Anfrage. Sie ist zudem Mitglied des Gemeindevorstandes in Andelsbuch und Leiterin einer Arbeitsgruppe der Gemeinde, die sich mit dem Thema auseinandersetzt.

Lift ist aus den 1960er-Jahren – Land Vorarlberg ist Miteigentümer

Die Doppelsessellift-Anlage in Andelsbuch befindet sich zu 70 Prozent in Streubesitz (wobei die Gemeinde den mit Abstand größten Anteil hält), die restlichen 30 Prozent gehören dem Land Vorarlberg. Nach Angaben von Rüscher habe die Anlage noch eine Konzession bis 2031. Doch bei den regelmäßig anstehenden Überprüfungen könnten sich plötzlich notwendige Investitionen ergeben, die sich in keiner Weise mehr rentieren würden. Deshalb habe die Gemeinde 2014 beschlossen, eine Arbeitsgruppe aus rund 20 Gemeindevertretern, Bürgern und Interessierten zu bilden, die auf Laienbasis erste Vorschläge zur Machbarkeit und zur Trassenführung sowie zur zukünftigen Nutzung der Bahn ausarbeiten solle. Dabei ging es auch um die Abstimmung mit den vielen Grundeigentümern.

Gemeinde könnte noch im Sommer den Beginn der Detailplanungen beschließen

“Dieses Konzept liegt jetzt vor und wurde zur fachlichen Überprüfung hinsichtlich der Umsetzbarkeit an die Bregenzer Seilbahntechnik-Firma Salzmann weitergeleitet. Auf deren Rückmeldung warten wir jetzt.” Technisch gesehen würde sich die Talstation an gleicher Stelle befinden. Es gäbe eine gerade Trassenführung mit nur einer Sektion. Die Bergstation würde rund 20 Meter hinter dem Bergrestaurant Niedere (Leo’s Hütte) stehen, jedoch nicht ganz oben am Bergrücken.

Umfrage in der Bevölkerung

Neben den technischen Überlegungen sei im Frühjahr 2016 auch eine repräsentative Umfrage unter 230 Haushalten in Andelsbuch zum Lift-Neubau durchgeführt worden, die in den nächsten Wochen in der Gemeindevertretung präsentiert werden soll, so Rüscher. Gibt es grünes Licht von den Seilbahn-Planern bezüglich Umsetzbarkeit und fällt die Umfrage unter den Haushalten positiv aus, dann könnte die Gemeindevertretung im Sommer den Beschluss für die Detailplanungen fassen, erklärte Rüscher. “Wir machen das nur, wenn wir den Rückhalt in der Bevölkerung haben und wissen, dass die Umsetzung technisch realistisch und auch finanzierbar ist.”

Bis zu 13 Millionen Euro dürfte eine neue Bahn kosten

Tatsächlich geht es bei einem möglichen Neubau des Liftes für die kleine Gemeinde um viel Geld. Rund 13 Millionen Euro dürfte das Gesamtvorhaben nach ersten Berechnungen in etwa kosten, so Rüscher. Darin inkludiert seien der Abbau der alten Bahn, der Neubau der Kabinenbahn, eine kleine Beschneiungsanlage oben am Berg sowie ein Bespielungskonzept für die ganzjährige Nutzung der Bahn. Finanziert werden soll das Projekt bei einem positiven Beschluss durch Eigenmittel der Gemeinde, durch die Bevölkerung, die regionale Unternehmerschaft sowie durch ein bis zwei Großinvestoren. Den Rest wolle man mittels Fremdfinanzierung aufbringen, verdeutlicht Rüscher.

Paragleiter: Bahn im Sommer stärker ausgelastet als im Winter

Wichtig sei, dass die Bahn im laufenden Betrieb das ganze Jahr über gewinnbringend sein muss. Von Vorteil für Andelsbuch ist dabei, dass der nostalgische Lift schon bisher im Ganzjahresbetrieb lief und im Sommer mit 60 Prozent Umsatzanteil stärker ausgelastet ist als im Winter. Der Grund dafür sind nicht zuletzt die vielen Paragleiter, die von der Niedere aus starten. In Andelsbuch befindet sich bekanntlich auch eine Flugschule. “Wir sind keine klassische Winterseilbahn. Bei uns stützt der Sommerbetrieb den Winterbetrieb.” Deshalb habe man bei der Trassenführung und den Stationen auch darauf geachtet, dass der Flugbetrieb nicht gestört wird.

Doch allein auf die Paragleiter wolle man sich nicht verlassen, sagte Rüscher. So sehe das ausgearbeitete Bespielungskonzept vor, dass man sich auf der Niedere dem Thema “Wetter” mit all seinen Facetten widmen wolle. “Da geht es zum Beispiel um Wetterphänomene, Gewitter und Wind im Sommer und um Lawinensprengungen im Winter. Gerade Familien wollen wir dieses Thema näherbringen.”

(WPA)

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