Der Autopilot sei von dem Anwesenden im Cockpit so eingestellt worden, dass die Maschine auf 100 Fuß sinkt. Während des Sinkflugs sei zudem mehrfach die Geschwindigkeit der Airbus-Maschine mit insgesamt 150 Menschen an Bord erhöht worden. “Es war eine gewollte Aktion, um die Maschine gegen den Berg zu fliegen – nicht nur Höhe zu verlieren, sondern auch die Geschwindigkeit zu korrigieren”, sagte Staatsanwalt Brice Robin.
Eine Auswertung des schon am Tag des Absturzes in den Alpen gefundenen Stimmrekorders hatte nach Angaben der Staatsanwaltschaft von Marseille bereits ergeben, dass Copilot Andreas L. zum Zeitpunkt des Absturzes am 24. März allein im Cockpit war.
Bei Bewusstsein
Die französischen Ermittler seien überzeugt, dass L. bis zum Moment des Aufpralls bei Bewusstsein gewesen war und sich offenbar mehrfach bemühte, einen Alarmton wegen der zu hohen Geschwindigkeit abzustellen, sagte er. Robin kündigte an, er wolle bei den deutschen Behörden eine engere Kooperation erbitten, um ein kompletteres Bild zu erhalten.
2854 Leichenteile gefunden
Ermittler haben inzwischen Leichenteile aller 150 Insassen der Maschine identifiziert. Es seien 2854 Leichenteile gefunden und untersucht worden, erklärte die französische Staatsanwaltschaft. Die Polizistin, die den Flugdatenschreiber fand, schilderte am Freitag den Moment dieses unverhofften Fundes in einem schon zuvor durchkämmten Teil einer Schlucht: “Ich sah einen Haufen Kleidung, wir durchsuchten sie und brachten sie bergab, da entdeckte ich die Box”, sagte Alice Coldefy Reportern in dem nahe dem Absturzort gelegenen Seyne-les-Alpes.
Das als Blackbox bekannte, aber orangefarbene Gerät war schwarz verkohlt und hatte dieselbe Farbe wie das Gestein an der Absturzstelle. Sie habe deshalb ihren Fund auch erst gar nicht erkannt, berichtete Coldefy weiter. “Ich dachte nicht, dass ich es gefunden hatte – ich dachte, das wäre gar nicht möglich in all den Trümmern hier.”
Die Erklärung der französischen Bea (übersetzt) im Wortlaut:
Der zweite Flugschreiber war am Donnerstag an der Unglücksstelle in den französischen Alpen gefunden worden. Er war von Geröll verschüttet. Der Rekorder zeichnet Kurs, Geschwindigkeit, Flughöhe oder Neigungswinkel auf.
Staatsanwalt Brice Robin hatte sofort gesagt, das Gerät lasse sich vermutlich auswerten – darauf lasse der Zustand hoffen. Die erste Blackbox – den Sprachrekorder – des Flugs 4U9525 hatten Bergungskräfte bereits am Unglückstag gefunden.
Co-Pilot informierte sich über Suizid-Möglichkeiten
Nach Erkenntnissen der Ermittler in Düsseldorf suchte der Copilot im Internet nach Suizid-Möglichkeiten und Infos über die Sicherheit von Cockpittüren. Das ergab die Auswertung eines Computers, der in der Düsseldorfer Wohnung des Copiloten gefunden wurde.
Damit finden sich immer mehr Belege, dass der 27-Jährige den Todesflug länger geplant haben könnte und das Flugzeug der Lufthansa-Tochter Germanwings mit 150 Menschen an Bord gezielt in ein Bergmassiv der Alpen steuerte.
Schwierige Such- und Bergungsarbeiten
Pilot aus dem Cockpit ausgesperrt
Andreas L. wird verdächtigt, den Piloten des Fluges 4U9525 aus dem Cockpit ausgesperrt und die Maschine am 24. März auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf absichtlich in die Katastrophe geführt zu haben. 150 Menschen starben.
Lufthansa über Depressionen informiert
Bereits seit kurz nach dem Absturz war bekannt, dass L. die Ausbildung in der Verkehrsfliegerschule der Lufthansa mehrere Monate unterbrach. Lufthansa hatte mitgeteilt, der Copolit habe die Schule 2009 in einer E-Mail über eine “abgeklungene schwere depressive Episode” informiert. Er wurde danach als flugtauglich eingeschätzt.
Statement der Staatsanwaltschaft Düsseldorf:
DNA der Opfer wird mit der von Angehörigen verglichen
Bei der Identifizierung der Opfer werden den französischen Ermittlern zufolge die gefundenen DNA-Profile mit Proben von Angehörigen abgeglichen. Die Arbeit soll Anfang kommender Woche losgehen. Die Angehörigen sollen bei einer Übereinstimmung rasch Bescheid bekommen.
Experten beraten über Lehren aus dem Absturz
Nach Ostern soll auch eine neue Arbeitsgruppe starten, in der Fachleute der deutschen Luftfahrtbranche über Lehren aus dem Absturz beraten. Die Gruppe soll etwa auch über mögliche Veränderungen der Regeln zur festen Verriegelung der Cockpittüren beraten.
Nach dem Absturz ist dem ARD-“Deutschlandtrend” zufolge nur eine Minderheit der Flugpassagiere in Deutschland sorgenvoller. 81 Prozent der Flugreisenden machen sich demnach beim Fliegen keine größeren Sorgen, 17 Prozent machen sich mehr Sorgen, wie die repräsentative Umfrage unter Menschen über 18 Jahren ergab.
(APA)
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