Ebenfalls vorgeladen sind Murdochs Sohn James und die frühere Verlagsmanagerin Rebekah Brooks. Sie war am Sonntag vorübergehend festgenommen worden. In einer weiteren Anhörung müssen die zurückgetretenen Scotland-Yard-Chefs Paul Stephenson und John Yates Rede und Antwort stehen. Sie sehen sich Korruptionsvorwürfen ausgesetzt.
“The Sun”: Website gehackt
Unterdessen ist die Webseite der britischen Boulevardzeitung “The Sun” kurzzeitig gehackt worden. Besucher der Webseite seien zu einer gefälschten Meldung über einen angeblichen Selbstmord Murdochs weitergeleitet worden. Die Hackergruppe Lulz Security bekannte sich via Kurznachrichtendienst Twitter zu dem Angriff. Die Gruppe kündigte weitere Cyberattacken in den kommenden Tagen an. Lulz Security hatte sich bereits auf Webseiten von Unternehmen wie Sony und auch des US-Senats eingehackt.
Die Abhöraffäre ist vor zwei Wochen übergekocht, als bekanntgeworden war, dass Reporter der inzwischen eingestellten Boulevardzeitung “News of the World” neben Prominenten auch Verbrechensopfer angezapft hatten. Besonders bekannt wurde der Fall der 13-jährigen Milly Dowler. Reporter manipulierten die Handy-Mailbox des Kindes und machten den Eltern so falsche Hoffnungen auf ein Überleben ihres Kindes. Insgesamt geht die Polizei davon aus, dass mindestens 4000 Menschen Opfer der Abhörpraktiken geworden sind.
Belastungszeuge tot aufgefunden
Am Montagabend teilte die Polizei mit, dass mit Sean Hoare einer der Belastungszeugen in der Affäre tot gefunden wurde. Es gebe jedoch keine Hinweise auf ein Gewaltverbrechen, hieß es von der Polizei in Hertfordshire. Britische Medien berichteten, dass Hoare, der wegen Alkohol- und Drogenproblemen gefeuert wurde, in seinem Haus in Watford gefunden wurde. Der Journalist hatte den früheren Chefredakteur des im Zentrum der Affäre stehenden Boulevardblattes “News of the World”, Andy Coulson, schwer belastet. Der spätere Kommunikationschef des britischen Premierministers David Cameron hatte ihm nach eigener Darstellung die Anweisung zum Knacken von Telefonen erteilt.
Unterdessen zieht die Affäre weiter ihre Kreise in Großbritannien. Nachdem mit Rebekah Brooks und Les Hinton zwei Top-Manager aus dem Murdoch-Imperium zurücktreten mussten, ist inzwischen auch die Polizei betroffen. Scotland-Yard-Chef Paul Stephenson und sein Stellvertreter John Yates mussten ihren Hut nehmen. Scotland Yard sieht sich mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert.
Ebenso wächst der Druck auf Premierminister Cameron. Oppositionsführer Ed Miliband sagte am Montag, Cameron sei in seinen Entscheidungen “gelähmt”. Auch Stephenson forderte Cameron indirekt zum Rücktritt auf. Cameron hatte lange an seinem ehemaligen Regierungssprecher Andy Coulson festgehalten, der schon 2007 wegen der Affäre als Chefredakteur der “News of the World” zurückgetreten war. Ferner wird Cameron eine ungesunde Nähe zu Murdoch-Managern wie Rebekah Brooks nachgesagt. In nur 15 Monaten Amtszeit hat es 26 Treffen des Regierungschefs mit der Murdoch-Führung gegeben.
Unterdessen bekommt die Nachfolgediskussion um Murdoch neues Futter. Nach einem Bericht der Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg könnte der fürs Tagesgeschäft von Murdochs News Corp. zuständige Chase Carey den 80-jährigen Firmenchef beerben. Es sei aber noch nichts entschieden, hieß es am späten Montag (Ortszeit) unter Berufung auf eingeweihte Personen. Reuters erfuhr von mit der Angelegenheit vertrauten Personen, dass das Direktorium von News Corp vollkommen hinter dem Firmengründer und Chef Rupert Murdoch stehe. Es gebe einen Plan für die Nachfolge. Bis vor Ausbrechen des Abhörskandals vor drei Wochen galt Murdochs Sohn James Murdoch als Nachfolger. (APA)
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