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Abgasskandal: VW startet Rückruf - Teilnahme ist für Besitzer verpflichtend

Abgasskandal: VW beginnt mit der Rückrufaktion.
Abgasskandal: VW beginnt mit der Rückrufaktion. ©dpa
Für VW rückt die Stunde der Wahrheit näher. Ab Ende Jänner sollen die ersten Dieselwagen mit manipulierter Software in die Werkstatt rollen, damit die Mechaniker mittels Software-Update den größten Skandal in der Firmengeschichte ausmerzen. In Österreich sind rund 388.000 Fahrzeuge betroffen.
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Auf das Netz der VW-Vertragswerkstätten rollt mit dem Massenrückruf in der Diesel-Affäre eine gigantische Arbeitswelle zu. Laut VW gibt es österreichweit rund 700 Volkswagen-Partner, deren Werkstätten für den Rückruf autorisiert sind. Damit ergeben sich mit den 388.000 zurückgerufenen Dieseln rechnerisch 554 Fahrzeuge pro Werkstatt.

Mammutaufgabe für VW-Werkstätten

Brancheninsider gehen von durchschnittlich mindestens 90 Minuten Arbeitszeit pro betroffenem Wagen aus, worin neben der eigentlichen Nachbesserung auch die Zeit für Formulare und Dokumentation steckt. VW nennt 30 Minuten reine Arbeitszeit. Mit der 90-Minuten-Rechnung ergeben sich gut 100 Arbeitstage pro Werkstatt – wenn diese sich ausschließlich mit dem Rückruf beschäftigt. Je nach Personalschlüssel bräuchte also jeder Servicepartner etliche Wochen für die Aktion. Und das neben dem Tagesgeschäft.

Für die Kunden dürfte die Wahrheit wohl in der Mitte liegen und rund eine Stunde realistisch sein – rein ins Autohaus, dort den Papierkram erledigen, auf die Einfahrt in die Werkstatt warten, dann die halbe Stunde dort, dann wieder raus. Viel dürfte aber auch am Andrang in der betreffenden Werkstätte hängen, was die Wartezeit betrifft. Kosten entstehen dadurch nicht, sieht man vom Zeitaufwand ab.

Beginn mit Software-Update bei 2.0-Liter-Motoren

Etwa 60 Prozent der in Österreich betroffenen sind Autos mit einem 2.0-TDI-Motor mit Euro-4 und Euro-5, bei denen ein Software-Update genügt. Bei den 1.6-TDI-Modellen muss dagegen auch an der Hardware herumgeschraubt werden. Beim österreichischen Generalimporteur Porsche Holding wartet man noch auf grünes Licht von der VW-Zentrale in Wolfsburg, welche wiederum noch diese Woche vom deutschen Kraftfahrbundesamt das Go bekommen sollen.

Als erstes werden zuerst rund 2.300 Pick-up-Fahrzeuge des Typs “Amarok” mit 2.0 Liter Hubraum in die Werkstätten gerufen, darauf folgen frühestens Anfang Februar die ersten VW Passat mit Zwei-Liter-Maschinen und Euro 5. Wann die übrigen Passat und vor allem der Verkaufsschlager Golf an der Reihe sind, ist noch offen. VW will aber zeitnah informieren.

Umbau bei 1,6-Liter-Maschinen ab Herbst

Ab April folgen laut vorläufiger Planung alle Motoren mit 1,2 Liter Hubraum, auch bei ihnen genügt ein Software-Update. Im Herbst schließlich folgen die 1,6-Liter-TDI-Maschinen. Bei ihnen ist zusätzlich zum Update auch der Einbau eines Röhrchens mit Gitternetz nötig. Dennoch soll auch hier die reine Arbeitszeit noch unter einer Stunde liegen.

©Die Kur für 1.6-Liter-Motoren: Laut VW soll dieses Bauteil die Luftzufuhr verbessern und somit die Verbrennung optimieren. (EPA)

Rückruf für alle VW-Fahrzeughalter verpflichtend

Alle betroffenen Fahrzeugbesitzer werden nochmals angeschrieben, sobald ihr Auto an der Reihe ist. Daraufhin sollten sie mit ihrer Werkstatt unverzüglich einen Termin ausmachen. Dieser lasse sich aber auch mit einem Service- oder Pickerltermin verbinden, um nicht extra in die Werkstätte zu müssen, heißt es bei VW.

Der Rückruf und die Mängelbehebung ist indes für alle Eigentümer gesetzlich angeordnet und damit verpflichtend. Darum wird auch jeder Halter mehrmals angeschrieben, falls er die Nachbesserung noch nicht durchführen hat lassen.

Eine genaue Zeitvorgabe für die ganze Aktion gibt es nicht, allerdings empfiehlt es sich durchaus, der Aufforderung nachzukommen. Denn über kurz oder lang müssen die Fahrgestellnummern jener Fahrzeuge, die nicht am Rückruf teilgenommen haben, dem österreichischen Verkehrsministerium übermittelt werden. Und dann geht es um die Verkehrszulassung des betreffenden Fahrzeugs. (red)

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