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25 Jahre Chancen in Vorarlberg: Jubiläum bei "Kaplan Bonetti Arbeitsprojekte"

Arbeitslosigkeit wird immer älter: Über die Hälfte aller Beschäftigten bei "Kaplan Bonetti Arbeitsprojekte" sind über 50 Jahre alt.
Arbeitslosigkeit wird immer älter: Über die Hälfte aller Beschäftigten bei "Kaplan Bonetti Arbeitsprojekte" sind über 50 Jahre alt. ©Kaplan Bonetti Sozialwerke
Aus dem 1991 gegründeten "Haus der jungen Arbeiter" von Kaplan Emil Bonetti ist in den vergangenen 25 Jahren ein modernes soziales Unternehmen geworden. Mittlerweile in "Kaplan Bonetti Arbeitsprojekte" umbenannt, betreibt das Projekt mehrere Werkstätten und bieten Dienstleistungen an. Insgesamt rund 3500 Langzeitarbeitslosen wurde hier die Chance gegeben, am Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen.

Kurz nach der Gründung nahm das „Haus der jungen Arbeiter“ 1992 erstmals zehn Personen auf. Seither stieg die Zahl der kurzfristig Beschäftigten kontinuierlich an. Im vergangenen Jahr waren bei den Kaplan Bonetti Arbeitsprojekten 360 Langzeitarbeitslose Menschen tätig. Mehr als die Hälfte aller vorübergehend Beschäftigten ist inzwischen über 50 Jahre alt, über ein Viertel davon über 55. „Diese Menschen wollen arbeiten. Deshalb verfolgen wir das Ziel, die durchschnittliche Verweildauer zu verlängern, um ihre Vermittlungschancen zu erhöhen. Für die, die keine feste Stelle finden, sollten Dauerarbeitsplätze am zweiten Arbeitsmarkt geschaffen werden“, so der Leiter der “Kaplan Bonetti Arbeitsprojekte” Helmut Johler.

Die Kaplan Bonetti Arbeitsprojekte haben in den vergangenen 25 Jahren insgesamt rund 3500 Personen die Chance gegeben, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Derzeit leiten zwölf fix angestellte Schlüsselkräfte etwa siebzig Arbeiterinnen und Arbeiter an, die durchschnittlich 4,5 Monate beschäftigt sind. Bis zu 90 langzeitarbeitslose Menschen gleichzeitig können aufgenommen werden. Etwa ein Drittel aller Frauen und Männer schafft den Sprung in den ersten Arbeitsmarkt und damit in ein selbstständiges Leben.

Zukunftsperspektiven entwickeln

Neben dem vorübergehenden Arbeitsplatz erhalten die Menschen Unterstützung von Sozialarbeitern der Kaplan Bonetti Beratungsstelle. Die Probleme, die mit einer Arbeitslosigkeit oft einhergehen, sind vielfältig: Verschuldung, Wohnungsnot oder gesundheitliche Einschränkungen. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedürfen einer besonderen Hilfestellung und sind wenig belastbar. Wir führen sie deshalb Schritt für Schritt an ihre persönlichen Leistungsmöglichkeiten heran“, erklärt Helmut Johler.

Neben einer vorübergehenden Arbeit erhalten die Frauen und Männer soziale und psychologische Unterstützung.
Neben einer vorübergehenden Arbeit erhalten die Frauen und Männer soziale und psychologische Unterstützung. ©Kaplan Bonetti Sozialwerke

In Zusammenarbeit mit dem Betriebsarzt und einer Physiotherapeutin haben die Arbeitsprojekte im Jahr 2015 eine Initiative zur betrieblichen Gesundheitsförderung ins Leben gerufen. Die Frauen und Männer können auch an Weiterbildungskursen teilnehmen. Dazu gehören Deutsch- und Staplerkurse, Kurse zu Gesundheit und Ernährung, Bewerbungstrainings, Unterstützung beim Führerschein oder interne Qualifizierungsmaßnahmen am Arbeitsplatz.

Treue Kunden

Neben der Tischlerei, Wäscherei, Altmetall-Recycling und Komplettierungsstationen bieten die Kaplan Bonetti Arbeitsprojekte auch Arbeitsplätze für Verpackungs-, Umverpackungs- und Sortierungsarbeiten an. Der Dienstleistungsbereich umfasst Gartenarbeiten, Reinigungsdienste sowie Räumungen.

Nach seiner Beschäftigungszeit bei den Kaplan Bonetti Arbeitsprojekten schafft es etwa jeder Dritte, am ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.
Nach seiner Beschäftigungszeit bei den Kaplan Bonetti Arbeitsprojekten schafft es etwa jeder Dritte, am ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. ©Kaplan Bonetti Sozialwerke

Kunden der Kaplan Bonetti Arbeitsprojekte sind Gemeinden, Unternehmen und Private. Zu den wichtigsten langjährigen Partnern aus der Industrie zählen derzeit Grass Beschläge, Zumtobel Lighting, Kaufmann Werkzeugbau, Hirschmann Automotive und Ulmer/Haberkorn. Für die Firma Meusburger Georg GmbH, einer der treuesten Tischlereikunden, fertigen die Arbeitsprojekte jährlich rund 80.000 Paletten. Dienstleistungen nehmen ASFINAG, Gemeinden wie Alberschwende und Egg sowie mehrere Pfarreien in Anspruch.

Vom Arbeiterhotel zum Sozialen Unternehmen

1953 wurde der Gemeinnützige Verein der Freunde des Hauses der jungen Arbeiter gegründet. Ziel war es, in Dornbirn ein Wohnheim und eine Anlaufstelle für Jungarbeiter aus Kärnten und der Steiermark zu errichten. 1957 übernahm der junge Kaplan Emil Bonetti die Leitung. Bewohner des „Arbeiterhotels“, wie es zu jener Zeit hieß, waren zunächst Menschen aus österreichischen Bundesländern, die in den 60er- und 70er-Jahren allmählich von Migranten aus der Türkei und Ex-Jugoslawien abgelöst wurden. Später nutzten zunehmend sozial Benachteiligte das Angebot.

Die Kaplan Bonetti Arbeitsprojekte beschäftigen langzeitarbeitslose Menschen, um ihnen die Chance auf einen festen Arbeitsplatz zu ermöglichen.
Die Kaplan Bonetti Arbeitsprojekte beschäftigen langzeitarbeitslose Menschen, um ihnen die Chance auf einen festen Arbeitsplatz zu ermöglichen. ©Kaplan Bonetti Sozialwerke

Ab Ende der 80er-Jahre bemühte sich Emil Bonetti darum, seine Schützlinge in den Arbeitsmarkt zu integrieren. 1991 gründete er den Verein Arbeitsprojekt Haus der jungen Arbeiter, in dem die vorübergehend Beschäftigten einfachen industriellen Komplettierungsarbeiten und Tischlerarbeiten nachgingen. 2009 wurde die Kaplan Bonetti gemeinnützige GmbH gegründet. Diese vereinigt die Wohn- und Arbeitsprojekte sowie die seit 2009 bestehende Beratungsstelle unter einem Dach. Seit April 2013 befinden sich auch die Arbeitsprojekte selbst „unter einem Dach“. Heute in der Schlachthausgasse angesiedelt, waren die Werkstätten zuvor auf drei Standorte verteilt.

(red)

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