AA

Zwischenfall bei UNO-Tribunal: Angeklagter stirbt nach Gift-Trunk im Gerichtssaal

Der Angeklagte Slobodan Praljak nimmt einen Schluck aus einer kleinen Flasche.
Der Angeklagte Slobodan Praljak nimmt einen Schluck aus einer kleinen Flasche. ©ICTY via AP
Slobodan Praljak, der frühere Befehlshaber des Kroatischen Verteidigungsrates (HVO) in Herceg Bosna, der am Mittwoch vor dem Haager UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen in Ex-Jugoslawien rechtskräftig verurteilt worden ist, ist offenbar gestorben. Das berichteten mehrere Medien. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst nicht.
Zwischenfall bei UNO-Tribunal

Praljak sei in den frühen Nachmittagsstunden im Krankenhaus gestorben, meldeten bosnische Medien. Auch die kroatische Nachrichtenagentur Hina sowie mehrere kroatische Medien, darunter der Sender N1 und die Tageszeitung “Jutarnji list”, berichteten über den Tod des Kroaten.

Praljak war während des Bosnien-Krieges (1992 bis 1995) Militärchef der bosnischen Kroaten. Nachdem das Kriegsverbrechertribunal am Mittwoch sein Urteil (25 Jahre) aus erster Instanz bestätigte, nahm der 72-Jährige nach eigenen Angaben Gift ein. Gleichzeitig beteuerte er, unschuldig zu sein. Die Urteilsverkündung wurde daraufhin unterbrochen, Praljak wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Das Tribunal in Den Haag bestätigte den Tod vorerst nicht.

Urteile bestätigt

Im Berufungsverfahren hatte das Gericht bereits einige Urteile gegen die Führungsriege der bosnischen Kroaten wegen schwerer Kriegsverbrechen im Bosnien-Krieg bestätigt. Sie waren in erster Instanz zu bis zu 25 Jahren Haft verurteilt worden. Neben Praljak wurden auch die Haftstrafen aus erster Instanz für den früheren Regierungschef der selbst proklamierten Kroatischen Republik, Jadranko Prlic (25 Jahre), und den früheren Innenminister Bruno Stojic (20 Jahre), bestätigt. Die Verkündung der rechtskräftigen Urteil für weitere drei Angeklagte soll nachträglich erfolgen.

Das Haager Gericht hat in der Berufung die Teilnahme aller sechs Angeklagten an einem gemeinsamen verbrecherischen Vorhaben unter Führung des damaligen kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman bestätigt. Dieses zielte laut dem rechtskräftigen Urteil auf den Anschluss des Gebietes der damals selbstproklamierten Herceg Bosna unter Kontrolle der bosnisch-kroatischen Truppen an Kroatien ab. Tudjman selbst war vom UNO-Tribunal nie angeklagt worden.

(APA)

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Politik
  • Zwischenfall bei UNO-Tribunal: Angeklagter stirbt nach Gift-Trunk im Gerichtssaal