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Zwischen Tratschen und Grapschen

©Kerstin Joensson
Salzburg, Bregenz. Mit noch höheren Erwartungen als bei den „Buddenbrooks in Bregenz blickte man in Salzburg der Premiere von „Harper Regan“, der letzten in dieser Saison, entgegen. Das Hamburger Schauspielhaus setzte das Stück des Briten Simon Stephens um, Martina Gedeck spielte die Titelrolle, also jene Frau, um deren Selbstfindung es hier geht. Viel mehr als der Feminismus der 1970er-Jahre kam da in der Regie von Ramin Gray allerdings nicht zum Ausdruck.

In Bars und Betten

Dass Frauen für den Unterhalt der Familie sorgen, ist längst nichts Besonderes. Harper gewinnt den Eindruck, dass sie dabei sehr viel vom Leben versäumt, holt einiges nach.

In Bars und in Betten. Tratschen und Grapschen noch voraussehbarer kann man eine Handlung fast nicht anlegen. Sehr leise und in der Tat beängstigend klingt schließlich an, dass der Ehemann pädophil veranlangt sein könnte. Das war es aber auch schon bei einer Premiere am Freitagabend im Salzburger Landestheater, nach der die durchchoreographierte Art der Umbauten auf offener Bühne dem Publikum länger im Gedächtnis bleiben wird als das Spiel der Protagonisten.

Edel, aber altbacken

Elegant hat es das Theater in der Josefstadt in Bregenz gegeben. Die Theaterfassung des Romans „Buddenbrooks“ von Thomas Mann wurde in Deutschland bereits auf vielen Bühnen gespielt, die Festspiele bekamen die Österreich-Premiere.

Eine flüssige Sache, die in der Personenführung aber etwas altbacken wirkte. Das echte Festspiel-Ereignis sind uns die neuen Partner aus Wien noch schuldig.

„Nur“ Repertoire

Der Martinsplatz in der Bregenzer Oberstadt wird seit zwei Jahren nicht mehr bespielt. Querelen mit den Anrainern, Diskussionen über die Qualität und nicht zuletzt der Stress, den eine weitere Freiluftaufführung in Bregenz mit sich bringt, haben zu einem vorläufigen Schlussstrich geführt.

Das Hamburger Thalia-Theater schaut in Bregenz nur noch mit einem Gastspiel aus dem Repertoire vorbei. Gut, das Ensemble hat im Sommer sehr viel zu tun. Die Salzburger Festspiele bekamen von ihm Schillers „Räuber“, neu und gut inszeniert von Nicolas Stemann.

Aber nach einer verkopften und langatmigen Bühnenfassung von Dostojewskijs „Verbrechen und Strafe“ durch Andrea Breth, dem langsam ausgelaugten „Jedermann“ in der Stückl-Regie und dem dreiteiligen Happening der Needcompany, fällt die Salzburger Schauspielbilanz bei aller Fülle nicht wirklich zufriedenstellend aus. In Bregenz hat Festspielpräsident Rhomberg selbst entwaffnend reagiert. Man möchte mehr und tut gut daran, es auch zu bewerkstelligen.

Christa Dietrich-Rudas

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