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Zweiter Steg oder Mole?

©Mole West
Bregenz - Der neue Hafen weckt in Bregenz Begehrlichkeiten. So könnte der Fischersteg einen Zwilling erhalten. Wirte heckten die Idee aus: Seit der Fußball-EM 2008 wird der schmucke Aussichtspavillon an der Seepromenade sommers als „Sunset Bar“ geführt.

Verliebte Pärchen wurden quasi delogiert. Deshalb denkt etwa Martin Berthold, Pächter des Wirtshauses am See, mit Kollegen daran, einen zweiten Fischersteg zu errichten und den künftig zu bewirten, indes der alte wieder seiner verschwiegenen „Bestimmung“ übergeben würde.

Holzpiloten müsstens sein

Völlig aussichtslos? So schlecht stehen die Chancen gar nicht. Für die Wasserwirtschaft sieht Abteilungsvorstand Thomas Blank „keine Knackpunkte, wenn etwas Ähnliches wie der bestehende Steg entstehen würde“. Betonpfeiler wären schwierig, „Holzpiloten sind problemlos“. In Lochau werde ja auch ein Badehaus am Kaiserstrand errichtet. Der Bregenzer Bürgermeister Markus Linhart bleibt zurückhaltend. „Der Fischersteg hat eine unheimliche Tradition.“ Deshalb achte die Stadt streng darauf, dass die Bewirtung „schmal“ bleibe. Als im ersten Jahr Plastikfische in ebensolchen Netzen baumelten, schritt man augenblicklich ein. Linhart denkt, dass man mit Bühne 3, Wirtshaus am See, Beachbar und Eispavillon in den Seeanlagen gastronomisch das Auslangen finde. Seine Gedanken gehen mehr Richtung Hafen und Pipeline. Dort kann er sich dreierlei vorstellen: Eine zweite „Mili“. Bis 1946 stand neben dem alten hölzernen Bade-Veteranen „Mili“ die „Städtische Badeanstalt“ auf Pfählen. Die wieder zu errichten, fände Linhart reizvoll. Sodann will er ehestmöglich am Molo Aktionen setzen. „Das wäre doch witzig, jeden Samstag Polster auszugeben und einen kleinen Ausschank anzubieten.“ Und dann hat er am Hafen eine „Mole Ost“ im Kopf, ähnlich der „Mole West“, die seit 2004 in den Neusiedlersee ragt und seit 2007 ein Haubenlokal trägt.

Einst Bregenzer Flughafen

Da kann der kleine Fischersteg kaum mithalten, wenngleich er dem Bregenzer James-Bond-Streifen „Ein Quäntchen Trost“ in den Zwanzigerjahren die eigentliche Legitimation verschafft hat: 1923 prangte über dem Bregenzer Fischersteg ein Schild mit der Aufschrift „Flughafen“. Die Firma Bodenseeflug Konstanz lud mit einem Wasserflugzeug zu Rundflügen ein. Billig war das nicht: 15 Minuten kosteten 300.000 Kronen. Der einzige je existierende Bregenzer Flughafen ging in der Weltwirtschaftskrise 1929 in die Knie. Allein der Steg überlebte. Und auch die Beschriftung: Schüler des Bregenzer Gymnasiums ließen das Flughafen-Schild mitgehen und hängten es über den Eingang ihrer Schule – es war die Zeit der Matura . . .

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