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Zweite Stahlkuppel über Ölquelle abgesenkt

Der Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko ist in eine entscheidende Phase getreten. Der Ölkonzern BP hat in der Nacht auf Mittwoch (Ortszeit) eine kleine Stahlkuppel ins Meer abgesenkt, die das unablässig ins Wasser strömende Öl weitgehend stoppen soll, sagte ein Sprecher des Einsatzstabes. Bis zum Wochenende solle die Glocke auf das Hauptleck in 1.500 Metern Tiefe gestülpt werden.
Ölteppich breitet sich aus
Stahlbeton-Glocke muss weg!
Funktionsweise der Glocke
Ursache geklärt: Methangasblase schuld

Es ist eine von wenigen Möglichkeiten, die dem Ölkonzern BP für das Eindämmen der Ölpest noch bleiben. Sollte das britische Unternehmen mit dieser und einer weiteren angedachten kurzfristigen Lösung scheitern, werde das Öl im schlimmsten Fall noch bis August weiter ins Meer strömen, sagte US-Innenminister Ken Salazar dem Fernsehsender CNN am Dienstagabend (Ortszeit).

Der “Top Hat” (Zylinder) genannte, etwa zwei Tonnen schwere Container werde sobald wie möglich fest installiert, sagte der Sprecher. “Es ist eine sehr komplexe Operation.” Im besten Fall könne er bis zu 85 Prozent des austretenden Öls aufhalten. Ein erster Versuch mit einer mehr als 100 Tonnen schweren Stahlkuppel war am vergangenen Wochenende misslungen. Als weitere schnell umzusetzende Alternative setzt das britische Unternehmen darauf, die Quelle mit Gummiteilen zu verstopfen. Beide Maßnahmen sind nach BP-Angaben noch nie unter ähnlichen Bedingungen ausprobiert worden.

Die Bohrinsel “Deepwater Horizon” war vor drei Wochen nach einer Explosion gesunken. Seitdem fließen täglich etwa 700 Tonnen Rohöl aus zwei Lecks ins Meer.

Während BP auch auf der Meeresoberfläche mit Hochdruck am Eindämmen der Ölpest arbeitet, gerät die Suche nach den Ursachen und Schuldigen für das Unglück weiter in den Vordergrund. US-Politiker und Umweltschützer machten Behördenschlampereien für das Unglück mitverantwortlich, berichtete die “New York Times” am Mittwoch. So habe die für die Aufsicht der Ölförderung verantwortliche Rohstoffbehörde MMS ohne genaue Sicherheits- und Umweltprüfungen Genehmigungen erteilt. Der Behörde wurde in den vergangenen Jahren häufiger eine zu unkritische Haltung gegenüber der Ölindustrie bis hin zur Bestechlichkeit vorgeworfen.

Im konkreten Fall habe die MMS unterlassen, ein Sicherheitsventil an der Ölquelle vor dem Einsatz auf Tauglichkeit zu prüfen. Dieser sogenannte Blowout Preventer sollte garantieren, dass nach dem Sinken der Plattform kein Öl ins Meer gelangt. Der Chef von BP Amerika, Lamar McKay, bezeichnete ihn als wichtigste Sicherungsmaßnahme. “Mir wurde nie gesagt, dass wir uns den anschauen sollten”, sagte ein MMS-Mitarbeiter bei einer Anhörung zu dem Unglück am Dienstag in New Orleans. Salazar kündigte an, die Behörde massiv umzugestalten und die Zahl der Sicherheitsinspektoren von 60 auf 300 zu erhöhen.

US-Präsident Barack Obama plant, Ölkonzerne generell stärker zur Kasse zu bitten. Die Unternehmen sollen künftig neun US-Cent (etwa 7,1 Euro-Cent) pro Barrel geförderten Öls in einen Sonderfonds einzahlen, der im Unglücksfall Geld zur Bekämpfung von Ölkatastrophen bereitstellt, hieß es in einem am Mittwoch vom Weißen Haus vorgelegten Gesetzentwurf. Derzeit zahlen Konzerne acht Cent pro Barrel ein. Obama will zudem die Obergrenze für Auszahlungen von einer Milliarde Dollar auf 1,5 Milliarden Dollar erhöhen. Der Entwurf sieht außerdem Finanzhilfen für Küstenbewohner vor. Die Kosten für Ausgaben sollen von den Verursachern der Ölpest eingetrieben werden.

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