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Zusammenleben wird negativ beurteilt

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Das Zusammenleben zwischen „alteingesessenen“ Einheimischen und Zuwanderern ist im Wiener Gemeindebau von Konflikten geprägt. 59 Prozent der Bewohner bewerten es als negativ.

Wobei die Anlässe für Streit eher banal sind: Häufig entstehen Konflikte in alltäglichen Situationen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der Universität Wien, die vom Institut für Soziologie gemeinsam mit dem Institut für Kultur- und Sozialanthropologie erstellt wurde.

Seit 2006 ist die österreichische Staatsbürgerschaft nicht mehr Voraussetzung für den Zugang zu einer Gemeindebauwohnung in Wien. Doch Menschen mit Migrationshintergrund – also Zuwanderer mit österreichischer Staatsbürgerschaft – leben schon seit längerem in Gemeindebauten. Welche Konflikte zwischen „Alteingesessenen“ und „Zuzüglern“ auftreten und welche Potenziale sich aus dem Zusammenleben ergeben, zeigt nun die Studie.

Sie wurde im Auftrag der Floridsdorfer Gebietsbetreuung erstellt: Erhoben wurden die Wohnbiografien von Gemeindebaubewohnern. Außerdem wurden Bevölkerungsstatistiken ausgewertet und persönliche Befragungen durchgeführt – und zwar von insgesamt 216 Personen, darunter 28 Prozent mit Migrationshintergrund. Offiziell präsentiert wird die Studie morgen, Donnerstag, im Karl-Seitz-Hof in Floridsdorf.

59 Prozent der Befragten fühlen sich demnach mit ihrer Wohngegend verbunden, weniger aber mit der Nachbarschaft: Dass die Bewohner zusammenhalten, geben nur 19 Prozent an. Das Zusammenleben zwischen „Einheimischen“ und Personen ausländischer Herkunft ist offenbar schwierig: 59 Prozent bewerten es als negativ. Unter den einheimischen Österreichern sind es sogar 64 Prozent, unter den zugewanderten deutlich weniger, nämlich 39 Prozent.

Die meisten Konflikte seien Alltagsangelegenheiten, schilderte Christoph Reinprecht vom Institut für Soziologie am Mittwoch in einer Aussendung: „Dinge wie die Nutzung von Höfen, das Sitzen auf Parkbänken, der Lärm von Kindern und Jugendlichen oder Essensgerüche sind Hauptanlasspunkte für Konflikte und Streit.“ Bei der Frage nach dem Konfliktverhalten geben sich die Befragten demnach gelassen: 72 Prozent „besprechen alles in Ruhe“. Unter den 33 Prozent, die sich zurückziehen und gar nichts machen, stammen 32 Prozent aus Zuwandererfamilien.

Potenzial für Problemlösungen und Verbesserung des Zusammenlebens sei vorhanden, so Reinprecht: “26 Prozent der Befragten sind bereit, sich für Veränderungen einzusetzen und stoßen bei einem Großteil der Bewohner auf Akzeptanz.“ Maßnahmen könnten demnach bei einer besseren Kommunikation, etwa durch eine mehrsprachige Hausordnung, sowie bei der Ermöglichung von Verständigung und Dialog – etwa im Rahmen einer Versammlung oder eines Festes – ansetzen.

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