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Zur Prostitution gezwungen?

Junge Nigerianerinnen angeblich zur Prostitution gezwungen: Prozess - In Wien ansässiges Ehepaar soll Landsfrauen mit falschen Versprechungen nach Österreich gelockt haben.

Mädchenhändler, die unter falschen Versprechungen junge Frauen nach Österreich locken und diese hier zur Prostitution zwingen, sind zuletzt ins Gerede kommen. Wegen grenzüberschreitenden Menschenhandels und Zuhälterei wurde heute, Donnerstag, im Straflandesgericht gegen ein in Wien ansässiges Ehepaar aus Nigeria verhandelt. Sie sollen genau das mit einigen Landsfrauen praktiziert haben.

50.000 Euro Reisespesen

Der 43-jährige Mann, der in der Bundeshauptstadt ein Geschäft betreibt, machte im Zug eines Aufenthalts in seiner Heimat einer jungen Frau vor, er könne ihr in Wien einen Job in einem Supermarkt verschaffen. 50.000 Euro soll er ihr „fürs Organisieren der Reise“ in Rechnung gestellt haben. Er sicherte ihr zu, sie werde so gut verdienen, dass sie binnen weniger Monate die Summe zahlen könne.

Als die junge Nigerianerin im November 2002 am Flughafen Wien-Schwechat landete, wurde sie vom 43-Jährigen abgeholt – und laut Anklage gleich in ein Bordell in Salzburg geschafft. Zumindest 10.000 Euro kassierte er dem Staatsanwalt zu Folge in den nächsten Wochen von ihrem „Schandlohn“, ehe er die Frau an ein Etablissement in Theriesenfeld „weiter vermittelte“.

Kein Widerstand aus Scham

Aus Angst, ihre Familie könnte von ihrer Tätigkeit erfahren, leistete die Nigerianerin keinen Widerstand. Jede zweite Woche traf sie sich mit dem Mann oder seiner 30-jährigen Ehefrau, die jeweils auf der Zahlung von 1.000 Euro bestanden. Als die Frau einmal aufzumucken wagte, packte sie der 43-Jährige laut Strafantrag am Kopf und schlug diesen wuchtig gegen eine Tischplatte.

Er soll in weiterer Folge auch einige andere, teilweise noch nicht ausgeforschte Nigerianerinnen zur Prostitution nach Österreich gebracht haben. Was er ebenso in Abrede stellte wie die gesamte Anklage: „Das entspringt der Fantasie der Zeugin!“

Gut gehender Laden und Karenzgeld…

Er verdiene mit seinem Laden nicht schlecht, machte der Mann geltend. Er und seine Ehefrau – beide österreichische Staatsbürger – hätten außerdem vier Kinder und deswegen Anspruch auf Karenzgeld. Da habe er es nicht notwendig, kriminell zu werden. Die Verhandlung wurde vertagt.

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