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Zunahme von Suchterkrankungen befürchtet

Eine Zunahme des Drogenkonsums, neue Suchtkrankheiten und das Auftreten neuer psychischer Krankheiten befürchtet der Chefarzt des Suchtkrankenhauses Maria Ebene, Reinhard Haller.

In einem ORF-Interview mit Radio Vorarlberg warnte Haller am Samstag vor dem Suchtpotenzial neuer Medien, zum Beispiel dem Internet und vor psychischen Erkrankungen, die durch zunehmenden Druck am Arbeitsplatz und durch Mobbing entstehen.

Die immer enger vernetzte Welt würde zu immer mehr Isolierung bei den Menschen führen, sagte Haller. „Etwa zwei Prozent der Internetnutzer sitzen rund um die Uhr vor dem Computer”. Wie bei allen Süchten spiele die Realitätsverweigerung eine große Rolle. „Die Menschen sind sehr narzistisch, sie haben vor dem Netz das Gefühl, ich beherrsche die ganze Welt”, so der Experte. Aber das führe wie jede Sucht zur Isolierung.

Bei den Suchtgiften befürchtet Haller, „dass wir vor einer neuen Heroinwelle stehen”. Der Experte begründete seine Vermutung mit der Erfahrung, dass die Konsumenten mit leichten Drogen beginnen und dann zum härtesten Mittel greifen. In den vergangenen Jahren habe es den Trend von Ecstasy, Amphetaminen hin zum Kokain gegeben. Jetzt sei der Zeitgeist wieder etwas anders geworden.

„Die Konsumenten suchen nach Entspannung, Abschalten, nach tiefer Ruhe, nach nichts wissen wollen und in diesem Kontext ist natürlich das Heroin das Mittel.” Die Konsumenten müssten Frühwarnsysteme gewarnt werden, so Haller. „Aber wir müssen auch versuchen, uns dem zu nähern, was eigentlich dahinter steckt, dem Wunsch, die Augen vor der Zukunft zu verschließen, dieser Perspektivelosigkeit zu begegnen und auf die zugrundeliegenden psychischen Motive besser einzugehen”.

Der weit über Österreich hinaus bekannte kriminalpsychiatrische Gutachter (u.a. in den Prozessen gegen Jack Unterweger und Franz Fuchs) äußerte sich auch besorgt über die sinkende Hemmschwelle speziell bei Jugendlichen, strafbare Handlungen zu begehen. Haller führt diese Entwicklung unter anderem darauf zurück, dass die sozialen Abstände immer größer und die Freiräume enger geworden sind.

Eine sinkende Hemmschwelle ortete Haller auch bei Gewalt am Arbeitsplatz und Mobbing. Die Folge sind, so Haller, zunehmende Krankenstände und Frühpensionierungen aus psychischen Gründen. „Hier sollte man unbedingt präventiv wirken, weil die Kosten des Nicht-Handelns sehr hoch werden könnten”, sagte der Experte.

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