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Zoologen melden Höchststand bei Bienenverlusten im Winter

28,5 Prozent aller heimischer Bienenvölker überlebten den Winter nicht
28,5 Prozent aller heimischer Bienenvölker überlebten den Winter nicht
Die höchsten Verluste von Bienenvölkern in Österreich während des Winterhalbjahres seit Beginn der Datenerhebung melden Forscher der Universität Graz.

Laut dem Grazer Zoologen Karl Crailsheim haben durchschnittlich 28,5 Prozent der Bienenvölker von österreichweit 1.259 teilnehmenden Imkereien den Winter 2014/15 nicht überlebt. In ganz Mitteleuropa gebe es ähnliche Zahlen, sagte Crailsheim zur APA.

Ursachen komplex

Die österreichischen Bienen sind zwar vor einer potenziellen Gefahr geschützt, nachdem der Einsatz von Neonicotinoiden (Clothianidin, Thiamethoxam und Imidacloprid) vom Nationalrat ab Oktober 2013 mittels Teilverbot für drei Jahre untersagt wurde. Die Ursachen für massive Schädigungen der Bienen seien jedoch komplex, schilderte der Bienenexperte der Universität Graz.

“Große regionale Unterschiede”

Selbst die Ursachen für Verluste im Winter können sich von jenen des restlichen Jahres unterscheiden, so der Apidologe. “Fest steht, dass die Verluste des vergangenen Winters die höchsten Werte seit Beginn unserer Erhebungen im Jahr 2007 sind”, betonte der Grazer Forscher. Bei der Höhe der Verluste seien wiederum “große regionale Unterschiede” erkennbar: Besonders stark waren demnach Bienenvölker in Wien (Verlustrate von 52,6 Prozent), dem Burgenland (40,4 Prozent) und Salzburg (34,8 Prozent) betroffen. In der Steiermark gab es mit einer 22,5-prozentigen Winterverlustrate noch das geringste Schadensausmaß.

“Ergebnisse valid und vergleichbar”

Insgesamt haben die Grazer Forscher auf Daten von Imkern mit insgesamt 22.882 Bienenvölker zurückgegriffen, d.h. auf Daten von rund sechs Prozent der österreichweiten Imker und Bienenbestände. “Unsere Ergebnisse sind valid und vergleichbar mit Verlustraten anderer mitteleuropäischer Länder”, betonte Crailsheim.

Unter seiner Leitung startete zu Beginn 2014 ein von Bund und Ländern und dem Verein “Biene Österreich” mit insgesamt 2,5 Mio. Euro gefördertes Projekt (“Zukunft Biene”) zur Erforschung der Gesundheit der Bienen sowie der Einfluss der landwirtschaftlichen Produktion, der Imkerei und der Witterung auf Völker- und Bienenverluste. Die Erhebung der Winterverluste bildet darin einen Aspekt. Auch umfangreiche Probenentnahmen und epidemiologische Untersuchungen sind vorgesehen.

Ungünstige Witterungsbedingungen

Noch im Laufen seien die Auswertungen zum Einfluss der Witterung. Crailsheim machte hier einen möglichen Zusammenhang mit den Verlusten der vergangenen Winters aus: In warmen Wintern verlängere sich die Brutzeit der Bienen. Das begünstige wiederum die Varroamilbe. Ähnlich interpretierte Josef Stich, Obmann von “Biene Österreich”, die Verluste: Die ungünstigen Witterungsbedingungen im Winter 2013/2014 hätten nicht nur die niedrigste Honigernte seit über 30 Jahren zur Folge gehabt, “sie erschwerten außerdem maßgeblich die Bekämpfung der Varroamilbe und den Aufbau ausreichend starker Überwinterungskolonien”.

Die Abteilung Bienenkunde und Bienenschutz der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hat im Rahmen des Großprojektes Fälle mit Vergiftungsverdacht durch Herbizide, Pestizide und Insektizide – und somit auch den Einfluss der Neonicotinoide – untersucht. Insgesamt seien acht Fälle, welche die Überwinterungsperiode 2013/14 betrafen und 25 Fälle aus der Frühling- und Sommerperiode 2014 analysiert worden. Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam seien in keiner Probe nachweisbar gewesen, was als Indiz für die Wirksamkeit des Verwendungsverbotes gewertet werden können.

In dieser Saison als auch im kommenden Winter sind Probeentnahmen an 200 Bienenvölkern geplant, um Krankheitserreger und Rückstände zu erheben und im Jahr 2016 mit den aufgetretenen Winterverlusten zu vergleichen. (APA)

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