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Zeichnungen, Grafiken und Fotos von Günter Brus in Salzburg

Was Günter Brus betrifft, kann das Salzburger Museum der Moderne (MdM) aus dem Vollen schöpfen. Museumsgründer Otto Breicha und spätere Direktoren haben den Pionier des Wiener Aktionismus gesammelt, so dass es in keinem Museum der Welt mehr von Günter Brus gibt als im Salzburger MdM.

Zum 70. Geburtstag des Künstlers hat das MdM im Stammhaus Rupertinum fast ausschließlich aus eigenen Beständen eine Werkschau über fünf Jahrzehnte Günter Brus zusammengestellt. “Günter Brus. Postdirekte Kunst” wird morgen, Samstag, eröffnet und ist bis 19. April zu sehen.

Der legendäre Wiener Spaziergang 1965 und die begleitenden Fotos und Zeichnungen sind nur der Beginn dieser außergewöhnlich stimmigen Personalia. Auch von der als Endpunkt des Aktionismus zu wertenden Münchner “Zerreißprobe”, in der Brus bis an die Grenze zur körperlichen Selbstzerstörung gegangen ist, hat Kuratorin Margit Zuckriegl Dokumentationsmaterial ausgegraben.

“Ja, damals war Günter ernsthaft gefährdet”, so Brus’ Frau Anna, die seit 1962 an der Seite des Künstlers lebt. “Aber ich habe ihm gesagt, dass er ohne mich gehen muss, wenn er die Grenze seiner körperlichen Belastbarkeit überschreitet und lebensgefährliche Risiken eingeht.”

Seit den 70er Jahren verlegte Brus seinen Aktionismus vom eigenen Körper weg aufs Papier und schuf seine Bild-Dichtungen, in denen die Sprache prominent in die Bildnerei eingebaut ist: “Ich finde, dass ich als Dichter genauso gut bin wie als bildender Künstler”, sagte Brus. In dieser Zeit wird Brus’ Werk farbiger, behält aber seine brutal-existenziellen Aspekte, die organisch mit kunsthandwerklicher und vor allem zeichnerischer Ästhetik vereint sind. Dennoch, auch Günter Brus ist im Laufe der Jahre milder geworden: “Die Radikalität überlasse ich den Schlingensiefs, und außerdem ist Kunstschock in Zeiten der bequemen Abgeklärtheit kaum noch möglich”, so Brus bei der Presseführung.

“Günter Brus. Postdirekte Kunst”, Ausstellung im Salzburger Museum der Moderne, Rupertinum. Zu sehen von 24. Jänner bis 19. April. 0662 / 84 22 20-20 oder http://www.museumdermoderne.at.

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