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Zehn Jahre Netzwerk Familie

Frühe Hilfen sind entscheidend für die Entwicklung von Kindern
Frühe Hilfen sind entscheidend für die Entwicklung von Kindern
Über starke Familien zu starken Kindern: Das Erfolgsmodell „Netzwerk Familie“ setzt neue Maßstäbe in Sachen Frühe Hilfen.

„Wir müssen früh beginnen, damit aus Kindern kraftvolle Erwachsene werden“, sagt Christine Rinner, Leiterin von Netzwerk Familie. Frühe Hilfen sind entscheidend für die Entwicklung, für die Gesundheit und den Schutz von Kindern, das belegen Forschungsergebnisse und Erfahrungen aus der Praxis seit geraumer Zeit. Was vor zehn Jahren als brückenbauendes Pilotprojekt zwischen Gesundheits- und Sozialbereich startete, ist zwischenzeitlich in allen Bezirken Vorarlbergs etabliert. Bis Ende 2018 haben 1750 Familien mit 2728 Kindern bei Netzwerk Familie angefragt. Insgesamt wurden 1459 Familien um den Zeitpunkt der Geburt eines Babys begleitet.

Seelische Krisen überwinden

Das mehrfach ausgezeichnete Frühe-Hilfen-Modell in Vorarlberg ist Vorzeigeprojekt – bundesweit und über die Grenzen hinaus. Gerade Familien in instabilen Lebenslagen, beispielsweise aufgrund einer Mehrlingsgeburt oder psychischen Erkrankung, brauchen so früh wie möglich Unterstützung. „In der sensiblen Phase von Schwangerschaft und Geburt geraten viele Frauen in eine seelische Krise“, weiß Christine Rinner. Nach wie vor bleiben psychische Erkrankungen und Störungen rund um die Geburt laut Rinner häufig unerkannt: „Betroffene stehen unter einem hohen Leidensdruck und können oft nicht einschätzen, was mit ihnen los ist. Ein Großteil versucht aus Scham, die Fassade aufrecht zu erhalten.“ Zudem wissen Erkrankte, aber auch Fachpersonen häufig nicht, an wen sie sich wenden sollen. In einem neuen Online-Serviceteil listet Netzwerk Familie ausgewählte Fachpersonen auf, die dieser Thematik  in ihrer Praxis einen  besonderen Stellenwert geben und rasch Termine anbieten.

Hohe Ansprüche und komplexe Probleme

Gravierende Veränderungen seien im Bereich der Existenzsicherung feststellbar. „Fast 30 Prozent der begleiteten Familien sind in finanziellen Notlagen“, führt Alexandra Wucher von Netzwerk Familie aus. „Diese Familien leben in Armut oder sind armutsgefährdet. Sie wissen nicht, wie sie den Lebensunterhalt ihrer Familie bestreiten sollen.“ Auch die Komplexität der Problemstellungen habe zugenommen. Isolation, massive Zukunftsängste und Unsicherheiten in Bezug auf die Versorgung der Kinder setzen Familien zusätzlich unter Druck. Darüber hinaus seien die eigenen und gesellschaftlichen Ansprüche an die Elternschaft hoch. „Viele Eltern möchten perfekt sein, zahlreiche Ratgeber verunsichern und bei größeren Herausforderungen kommt es rasch zur Krise, auch weil ein soziales Netz fehlt“, erläutert die Gesundheitspsychologin. Dementsprechend groß ist der Bedarf an Angeboten zur Förderung von Elternkompetenz und Bindung.

Baby ABC boomt

Auch im Bereich Elternbildung wird Netzwerk Familie seiner Vorreiterrolle mit dem „Baby ABC“ gerecht. Im Rahmen des über Mittel der Bundesgesundheitsagentur und des Gesundheitsförderungsfonds Vorarlberg finanzierte „Baby ABC“ boten acht SAFE-Gruppen eine „sichere Ausbildung für Eltern“. 150 entwicklungspsychologische Beratungen wurden durchgeführt. Mit dem kommunalen Präventionsprojekt „Auf gesunde Nachbarschaft von klein auf“ konnte bereits in Frastanz, Dornbirn, Lauterach und Alberschwende ein universelles Frühe Hilfe-Angebot auf Gemeindeebene verankert werden. Hier sind ehrenamtliche Familienlotsinnen auf dem Weg, um Schwangere und junge Familien bestmöglich zu unterstützen.

Anfragen steigen jährlich

Jährlich wachsen die Anfragen an Netzwerk Familie um fünf bis zehn Prozent. Zunehmend spürbar sei der Bedarf an Unterstützung seitens Familien mit älteren Kindern über drei Jahren. Um neue Forschungsergebnisse und Praxiserfahrungen dreht sich eine erstmalige 5-Länder-Tagung zum Thema Frühe Hilfen Mitte März im Kulturhaus Dornbirn – auch dies ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu mehr Chancengerechtigkeit, was ein gesundes Aufwachsen und einen guten Start ins Leben für alle Kinder anbelangt.

Gesundes Aufwachsen für alle

Die hochkarätig besetzte Tagung wird von Netzwerk Familie und dem Nationalen Zentrum Frühe Hilfen in Kooperation mit PartnerInnen aus Deutschland, der Schweiz, Südtirol und Liechtenstein organisiert. Auf der Veranstaltung werden Frühe Hilfen in zahlreichen Foren als erster Baustein einer Gesamtstrategie zur Gesundheitsförderung und Prävention aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Infos zur Fachtagung, für die noch Anmeldungen möglich sind, gibt‘s auf: www.netzwerk-familie.at.

Netzwerk Familie ist ein Angebot des Vorarlberger Kinderdorfs, der aks gesundheit und den Vorarlberger Kinder- und Jugendärzten. Es wird flächendeckend in ganz Vorarlberg umgesetzt und überwiegend vom Land und den Gemeinden Vorarlbergs finanziert.

Kontakt & Information: Netzwerk Familie, Rathausplatz 4, 6850 Dornbirn,
T +43/5572/200262, www.netzwerk-familie.at, www.vorarlberger-kinderdorf.at

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