Ob die Wirtschaftskrise Auswirkungen auf die Suizidrate hat, lasse sich nicht eindeutig belegen, erklärte Primar Reinhard Haller.
Die 49 Vorarlberger Suizidopfer des vergangenen Jahres teilen sich auf in 36 Männer und 13 Frauen, 21 davon waren zwischen 35 und 54 Jahre alt. Bei der Suizidrate lag Vorarlberg mit 13,4 Selbsttötungen pro 100.000 Einwohner in der Österreich-Statistik auf Platz drei hinter Wien (11,3) und Tirol (12,1). “Wir haben damit auch heuer das WHO-Ziel von einer Suizidrate von 15 deutlich unterschritten”, sagte Vorarlbergs Gesundheits-Landesrat Markus Wallner (V). Bei insgesamt 1.265 Suiziden in Österreich wiesen im vergangenen Jahr die Steiermark (19,9), Kärnten (18,9) und Salzburg (17,8) die schlechtesten Suizidraten auf, der bundesweite Durchschnitt belief sich auf 15,2.
Haller verwies in Bezug auf die Entwicklung der Suizidzahlen in den vergangenen 20 Jahren von einem positiven Trend. Seit damals habe die Suizidziffer um fast die Hälfte reduziert werden können. “Dennoch ist nach den WHO-Daten davon auszugehen, dass weltweit jährlich mehr als 1,4 Mio. Menschen durch Suizid sterben und auf jeden vollendeten Suizid etwa zehn bis 15 Suizidversuche kommen”, so Haller.
Auffallend sei dabei die Geschlechterverteilung, erklärte Albert Lingg, Chefarzt des Landesnervenkrankenhauses Rankweil. Während die Suizidrate bei Männern deutlich höher sei als bei Frauen, ergebe sich bei den Versuchen ein umgekehrtes Bild. “Zwei Drittel aller Suizidversuche werden von Frauen begangen”, sagte Lingg. Männer neigten aufgrund ihres höheren Aggressions- und Spannungspotenzials eher zum Suizid, außerdem hätten Männer größere Probleme als Frauen, Hilfsorganisationen aufzusuchen.
Eindeutige Belege für einen Anstieg der Suizidrate infolge der Wirtschaftskrise konnte Haller vorerst nicht ausmachen. “Während Umfragen zeigen, dass sich die Österreicher Sorgen über die derzeitige Situation machen, lässt sich gleichzeitig keine steigende Suizidrate damit verbinden”, sagte Haller. Auch Zahlen aus Deutschland würden dies untermauern.
Lingg betonte die Präventionsprogramme als einen wichtigen Schlüssel, um den positiven Trend seit den 1980er-Jahren fortzusetzen. “Deshalb muss dringend darauf geachtet werden, dass die für die Suizidverhütung wichtigen niederschwelligen Beratungs- und Krisendienste für psychisch kranke und süchtige Menschen gegenüber der Hightech-Medizin nichts ins Hintertreffen geraten”, so Lingg. Auch solidarisches Handeln, nämlich das Verhindern eines sozialen Rückzugs von gefährdeten Menschen, könne präventiv wirken.
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