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Zadra-Aussage sorgt für Irritation im Leiblachtal

Was sagen die Bürgermeister zu Zadras Aussagen?
Was sagen die Bürgermeister zu Zadras Aussagen? ©VN, Klaus Hartinger, Roland Paulitsch, handout/Privat, Canva Pro
Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
Im Interview mit der NEUE stellt Landesrat Daniel Zadra die Notwendigkeit einer Straße ins Leiblachtal in Frage.
Grünes "Nein" zur Unterflur
Bahnlösung attraktiv statt günstig
(V+) Bahn unten oder oben?

Eine Aussage von Daniel Zadra im Interview mit der NEUEN Vorarlberger Tageszeitung (erschienen am 06.11.2022) sorgt für Wirbel. Zadra stellte darin die Notwendigkeit einer Straße ins Leiblachtal in Frage.

Dieser Ausschnitt aus dem Interview sorgt für Irritation.

Besonders im Leiblachtal sorgt die Aussage des Landesrates für Irritation. Das zeigt auch ein Rundruf von VOL.AT unter den Bürgermeistern der Region.

"Zumindest etwas polemisch"

"Wenn man den ersten Satz auf die S18 anwendet, dann sei die Frage erlaubt, weshalb dazu schon wiederholt Beschlüsse gefasst wurden, ohne dass es konkrete Pläne gab?", fragt sich Wolfgang Langes, Bürgermeister von Hohenweiler. "Ähnliches gilt auch für das 'Totschlag-Argument' mit der Totalsperre: Ohne Pläne zu kennen oder auch nur mögliche Varianten dazu ist das zumindest etwas polemisch."

Wolfgang Langes, Bürgermeister von Hohenweiler. ©handout/Privat

"Betreffend die Straßenverbindung am See entlang gibt es meines Wissens gesetzliche Vorgaben, die besagen, dass zwischen zwei Orten eine Verbindung möglich sein muss, ohne dass dafür zusätzliche Kosten (Maut) anfallen", verdeutlicht Langes gegenüber VOL.AT. "Somit wird diese auch langfristig erforderlich sein, es sei denn, die Benützung des Pfändertunnel bleibt 'ewig' mautfrei."

Bahnausbau unbestritten nötig

"Ich meine, dass Anrainer vor allem darüber nicht glücklich werden, wenn der Güterverkehr oberirdisch vor ihrer Haustüre rollen würde", meint Andreas Kresser, Bürgermeister von Hörbranz auf VOL.AT-Anfrage. Es sei auch für die Gemeinden unbestritten, dass es einem Bahnausbau bedürfe. "Landesrat Daniel Zadra hat uns Bürgermeistern zugesagt, einen ergebnisoffenen Prozess mit den Gemeinden führen zu wollen, um die beste gemeinsame Lösung für alle zu finden", erklärt Kresser.

Andreas Kresser zu Gast bei "Vorarlberg LIVE". ©Vorarlberg LIVE

"Bei der Podiumsdiskussion von 'mehramsee', die letzte Woche im Hofsteigsaal Lauterach stattfand, wurde auch klar von den Experten am Podium formuliert, dass es auch bei einer Unterflurvariante ohne eine Totalsperre und ohne Zerstörung der Pipeline gehen muss und auch wird", gibt das Gemeindeoberhaupt zu verstehen. "Die betroffenen Gemeinden erwarten sich jedenfalls, dass der angekündigte Prozess auch wirklich in der angekündigten Offenheit gemeinsam gestartet wird."

"Fahre nur selten über die Pipeline"

Er könne nur für sich selbst reden, so Lukas Greussing, Bürgermeister von Möggers. "Wenn ich nach Bregenz fahre, wähle ich im Normalfall in 90 Prozent der Fälle sowieso den Weg durch den Tunnel", verdeutlicht er. Wenn man von Möggers aus nach Bregenz müsse, sei es einfach günstiger, über die Autobahn und Scheidegg – Langen zu fahren. Auch, als er in Bregenz gearbeitet habe, sei er so gefahren. "Ich fahre nur ganz selten über die Pipeline", verdeutlicht er.

Lukas Greussing bei Vorarlberg LIVE. ©Vorarlberg LIVE

"Wenn die Straße nicht mehr ist, würde ich das nicht negativ finden, da der Pfändertunnel zweispurig in beide Richtungen führt", meint Greussing. "Ich glaube, dass die meisten eh durch den Tunnel fahren. Für Lochau ist das vielleicht anders." Wenn die Straße wegfalle, sei der Ausbau des öffentlichen Verkehrs unumgänglich, gerade für Pendler. Wenn der Bahnhof in Lochau dementsprechend ausgebaut werde und die Verbindung besser werde, könne er sich vorstellen, dass viele von Möggers aus mit dem Auto runterfahren und von dort aus die Öffis nutzen. "Heute kann der ÖPNV nicht so genutzt werden, dass es viel Sinn ergibt", betont er. Darum sei der Weg über die Autobahn von Möggers aus der bessere.

"Berührt uns nicht wirklich"

Er habe die Diskussion in den Medien nicht allzu sehr mitverfolgt, erklärt Josef Degasper, Bürgermeister von Eichenberg, gegenüber VOL.AT. "Wir als Eichenberger, sicher fahren wir natürlich auf Bregenz", meint er. Wenn man direkt in die Landeshauptstadt müsse, nutze man die Straße an der Pipeline. "Aber wir nutzen natürlich sicher wesentlich mehr den Tunnel", so Degasper. Sobald es weiter gehe, sei der Weg über die Autobahn günstiger.

Josef Degasper, Bürgermeister von Eichenberg. ©Klaus Hartinger

"Das berührt uns nicht wirklich", meint Degasper daher zur Thematik. Besonders wichtig sei, dass Lochau eine bessere Verbindung mit ÖPNV bekomme – auch was die Bahnverbindung angehe. "Ich verstehe, die Bregenzer, dass sie das nicht oberirdisch möchten", meint der Eichenbeger Bürgemeister gegenüber VOL.AT. Statt einer Diskussion über oben oder unten brauche es einen besseren Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel.

Interview sorgt für Irritation

Der Lochauer Bürgermeister Frank Matt war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. "Das Interview mit Daniel Zadra in der NEUE am 06.11. sorgt bei vielen im Leiblachtal für Irritation", erklärt Vizebürgermeister Christophorus Schmid in einer Aussendung. "Als Mobilitätslandesrat davon zu reden, diese wichtige Verbindung ins Leiblachtal aufzulassen, ohne auch nur ansatzweise eine Alternative in Aussicht zu stellen, halten wir für äußerst bedenklich und wir sprechen uns entschieden gegen jegliche Pläne in diese Richtung aus", verdeutlicht Schmid.

"Lebensraum der Menschen"

Auch die Bregenzer Volkspartei äußerte sich in einer Aussendung erneut zur Thematik. "Wir wollen keinen oberirdischen Ausbau auf der bestehenden Trasse der Bahn in Bregenz", stellt Stadtrat Michael Rauth von der Bregenzer Volkspartei unmissverständlich klar. "Wir reden hier vom Lebensraum tausender Menschen in einem dicht besiedelten Gebiet. Der Raum zwischen See und Berg ist bereits eng und darf für die Menschen nicht noch enger und damit unattraktiver werden." Deshalb gehe es darum, die Wünsche der Bevölkerung miteinzubeziehen, statt die billigste und schnellste Variante zu suchen.

Michael Rauth und Veronika Marte. ©VN/Rauch, Vorarlberg LIVE

Wie auch die Informationsveranstaltung vergangene Woche gezeigt habe, seien sich viele einig: Die Bahn solle nicht oberirdisch auf der bestehenden Trasse ausgebaut werden. "Sämtliche Besucher der Veranstaltung sprechen sich für eine andere Lösung aus. Alle fünf betroffenen Gemeinden im Großraum Bregenz sind gegen diese Variante und ziehen dafür auch mit der Wirtschaft an einem Strang", betont Stadträtin Veronika Marte. Jetzt sei das Land gefordert, sämtliche Player miteinzubeziehen und mit Experten eine Grundsatzentscheidung zu treffen. Die Bregenzer ließen sich bestimmt "weder den Lebensraum im Vorkloster noch die wunderbar neu gestaltete Pipeline" zerstören.

(VOL.AT)

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