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Yukos: 3 Mrd. Euro Steuer-Nachzahlung

Der russische Ölkonzern Yukos muss nach einem Gerichtsentscheid Steuern in Rekordhöhe von umgerechnet knapp drei Milliarden Euro nachzahlen.

Das Schiedsgericht in Moskau bestätigte damit am Freitag in Moskau eine entsprechende Gerichtsentscheidung von Ende Mai. Wirtschaftsexperten sehen den bis vor kurzem noch größten russischen Ölkonzern von der Pleite bedroht.

Das Schiedsgericht wies eine Berufungsklage der Firma zurück und bestätigte die Entscheidung in erster Instanz, wonach Yukos 2,9 Mrd. Euro an Steuern für das Jahr 2000 nachzahlen muss. In der kommenden Woche soll ein Gericht entscheiden, wann das Steuerministerium seine Forderung an Yukos stellen kann.

Diese Zahlung könnte das Ölunternehmen in den Ruin treiben, vermuten Experten. Nachdem Präsident Wladimir Putin am Donnerstag versichert hatte, er wolle einen Konkurs der größten Ölfirma des Landes vermeiden, rechnen Beobachter allerdings mit einer einvernehmlichen Regelung zwischen Yukos und den Behörden.

Yukos hatte bereits zuvor erklärt, sie könne die Summe nicht zahlen, da ihr Vermögen eingefroren sei: Halte die Steuerbehörde an ihren Forderungen fest, werde Yukos voraussichtlich schon Ende 2004 bankrott sein. Das Einfrieren der Firmenguthaben steht im Zusammenhang mit der Verhaftung des damaligen Yukos-Chefs Michail Chodorkowski im vergangenen Oktober.

Analysten sprachen von einer Chance, die drohende Yukos-Pleite durch Aktienverkäufe an den Staat oder staatsnahe Unternehmen zu verhindern. Unmittelbar nach Putins Äußerungen vom Donnerstag schoss der zuvor stark gebeutelte Yukos-Kurs um 34 Prozent in die Höhe. Auch am Freitag legte die Aktie weiter zu.

Nach Einschätzung von Wirtschaftsexperten müssen der Yukos-Konzern sowie dessen Eignerholding Menatep Anteile verkaufen und Kredite aufnehmen, um die Steuerschuld begleichen zu können. Es werde mehr Staat und weniger Menatep im Yukos-Konzern geben, wird vermutet. Per Gerichtsbeschluss darf Yukos derzeit allerdings keine Aktiva veräußern.

Mehrheitseigner von Menatep ist der beim Kreml in Ungnade gefallene Unternehmer Michail Chodorkowski. Der reichste Mann Russlands muss sich derzeit wegen diverser Delikte vor Gericht verantworten. Die russische Justiz wirft dem Ölmagnaten Betrug, Steuerhinterziehung und Veruntreuung vor. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm zehn Jahre Haft. Am Mittwoch begann in Moskau der Prozess gegen Chodorkowski. Die nächste Anhörung ist für kommenden Mittwoch geplant. Auch der Yukos-Großaktionär Platon Lebedew sitzt in dem Prozess auf der Anklagebank.

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