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Wundersame Objeke im öffentlichen Raum

Wif vor seiner aus Stahl heraus gehämmerten Weltkarte.
Wif vor seiner aus Stahl heraus gehämmerten Weltkarte. ©Harald Pfarrmaier
Wif Kofler

Der Bregenzer Aktionskünstler Wif Kofler setzte im Stadtbild der Landeshauptsatdt einige bemerkenswerte Akzente.

Bregenz. Die westlichste Landeshauptstadt Österreichs hat ihren Gästen viel zu bieten. Vor allem in den Bereichen Kunst und Kultur. Abseits des gängigen Mainstreams, der Bregenzer Festspiele oder des international renommierten Ausstellungs-Solitärs Kunsthaus erwartet die Besucher eine künstlerische Szene erfrischenden Aktionismus.

Ein schmiedeeiserner Knopf in der Reeling der Seeanlagen, ein ehernes Vogelnest über dem Eingang einer Szene-Bar, Wasserhähne an den Lichtmasten einer Hauptverkehrsstraße oder Mühlsteine, wohlfeil platziert neben dem ehemaligen Finanzamt. Kunstwerke eines Bregenzers, der bei Apollon, dem Gott der Künste, nicht ins Bild des gängigen Künstlers passt und auch nicht passen will.

Wilfried Kofler, in der heimischen Szene als “Wif” berühmt und berüchtigt, ist ein Kunstschlosser der besonderen Art. Eher kleinwüchsig, mit muskelbepackten Oberarmen ausgestattet und einen Rauschebart Marke Rübezahl tragend hat er etwas von der Märchenfigur Rumpelstilzchen an sich. Wenn er am Amboss steht und seinen Schmiedehammer schwingt, versetzt er nicht nur den bearbeitenden Stahl, das Eisen in melodiöse Schwingungen. Seine glühenden Werkstücke sprühen Funken, die stoben wie die Funken seiner Fantasie. Und von der hat Wif ausreichend!

Stadt ist ihm zu brav
Seine Heimatstadt ist ihm oft zu eintönig, zu brav, zu feige. Wie der zweimal geborene Dionysos kann er in Ekstase geraten. Daraus schafft er gar bizarre, auf den ersten Blick nicht nachvollziehbare Kunstwerke. So platzierte er mitten im sanft ansteigenden Hügel der Brücke zum See, neben dem alten Bregenzer Finanzamt, vier riesige Mühlsteine. Punktgenau mit einem 160-Tonner-Mobilkran ließ er sie ins Erdreich sinken, die Last kennzeichnend, die der Staat seinen Bürgern via Steuern aufbürdet.

Auf Ideensuche streifte Wif nächtens durch die Seeanlagen, dem Schmuckstück der Stadt am Schwäbischen Meer. Das Geländer der Seeuferpromenade weckte sein Interesse. Kuzerhand flexte er ein Stück heraus. In seiner Werkstatt erhitzt, knotete er in das gusseiserne Teil einen Knopf, um es wieder in das Geländer einzuschweißen. Lange rätselte ganz Bregenz, wie dieser Knopf dort hinein kam. Wif haute sich vor Vergnügen auf den Schenkel. Einen Hintergrund hatte er jedoch auch für diese Aktion. Der Knopf ist genau in der Verlängerung der alten Gulaschbrücke platziert. Trotz Rettungsversuchen beherzter Bürger wurde diese “eiserne Lady”, die über 100 Jahre die Stadt mit dem See verband, von einer Mehrheit der Stadtpolitiker zur Verschrottung preis gegeben. Nun mahnt ein “Knopf gegen das Vergessen” und daran, nicht alles Alte in der Stadt gleich zum alten Eisen zu schmeißen.

Hinterfotzig
Die Peitschenmasten der Straßenbeleuchtung an der Römerstraße, eine der beiden Hauptverbindungsachsen der Stadt, zieren Wasserhähne. Ein ehernes Vogelnest mit Piepmatz prangt über dem Eingang zu einer Szene-Bar, samt Hinterlassenschaft am Kopfsteinpflaster. Und ein Wegweiser mitten in der Stadt zeigt “dort lang”, “da lang”, “hier lang”. Witz dabei, die Stadtverwaltung brachte an diesem Wegweiser sogar echte Hinweisschilder an. Türschnallen an den Bahnschranken am Übergang zu den Seeanlagen, die Kuh “Esmeralda” und manch anderes kann ein aufmerksamer Spaziergänger im Stadtbild entdecken. Aktionskunst eben. Und als solche nicht nur ein humorvoller Beitrag zur Kunst im öffentlichen Raum. Vielmehr noch hinterfotzige Hinweise eines Aktionisten, der vieles in seiner Stadt zu hinterfragen hat und mit seiner Objektkunst vielen Menschen ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern, und sie zum nachdenken anzuregen vermag.
HAPF

Factbox:
Wilfried Kofler
Bau- und Kunstschlosser, Aktionskünstler
Geb. Dat.: 15. Juni 1949
Wohnhaft in Bregenz, Felchenstraße 1
Ausbildung: Lehre als Bau- und Kunstschlosser, Meisterprüfung
Künstlerische Zusammenarbeit mit: Gottfried Bechtold, Hubert Berchtold, Herbert Albrecht, Lucky Leitner, Siegi Kresser…
Hobbies: “Schwämmla”, Fischen, Ore-Ore (Altprinz Ore XXX., Wilfried I.), Dispute führen, Kunst in jeder Form und Ausprägung
Verheiratet mit Traudl
2 Kinder: Elke Bernhard (geb. 24.7. 1970), Gabriela Lamprecht (geb. 08.02. 1976)
4 Enkelkinder: Fabian (13 Jahre), Lena (11 Jahre), Constantin (2 Jahre) und Sophia (8 Monate)

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