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„Würde mir mehr Flexibilität wünschen“

Landesrat Christian Bernhard ist zuversichtlich, dass es in Dornbirn zukünftig wieder ein Chemotherapie-Angebot geben wird.
Landesrat Christian Bernhard ist zuversichtlich, dass es in Dornbirn zukünftig wieder ein Chemotherapie-Angebot geben wird. ©Hagen
Im Zusammenhang mit der Kinder-Onko in Dornbirn sprach W&W mit Dr. Kurt Sandholzer. Er kritisiert das System der Fachärzte-Ausbildung in Österreich.

von Martin Begle/Wann & Wo

„Um in Österreich Facharzt zu werden, muss man auf einer ganz bestimmten ,Ausbildungsstelle‘ ge­­meldet sein. Diese Ausbildungsstellen müssen von Ärztekammer und Ministerium bewilligt sein und sind knapp“, erklärt Dr. Kurt Sandholzer gegenüber WANN & WO. „Will eine Abteilung zwei Ärzte ausbilden, müssen zwei Ausbildungsplätze bewilligt sein. Voraussetzung dafür ist außerdem, dass dort zwei fertig ausgebildete Fachärzte arbeiten. Der Primar wird nicht gerechnet. Argumentation für diese perfide und undurchsichtige Regelung war immer die ,Qualitätssicherung‘.“ Dr. Sandholzer vermutet, das sei auch ein Grund, warum Frau Dr. Bereuter, die am KH Dornbirn eine Zusatzausbildung in Kinder-Onkologie absolvieren wollte, keine Zulassung für ihr Additivfach erhalten habe: „Sie hat wahrscheinlich alles gelernt und genügend Ausbildungszeiten, war aber vermutlich nicht auf einer bestimmten Stelle gemeldet“, sagt Sandholzer.

Verabreichung möglich

Auf Anfrage von WANN & WO heißt es seitens der Vorarlberger Ärztekammer, dass für die Zulassung die Österreichische Ärztekammer zuständig sei. MR Dr. Michael Jonas, selbst Internist in Dornbirn und Präsident der Vorarlberger Ärztekammer, verweist aber auch darauf: „Nach den Bestimmungen des Ärztegesetzes wird die Berufsberechtigung durch den Erwerb einer Spezialausbildung in einem Sonderfach nicht erweitert. Vielmehr ist die Ausbildung in einem Additivfach eine ergänzende spezielle Vertiefung auf dem Teilgebiet eines Sonderfaches. Demnach ist beispielsweise für die Verabreichung einer Chemotherapie nach den Bestimmungen des Ärztegesetzes der Erwerb eines Additivfaches nicht notwendig, vielmehr dürfen nach dem Ärztegesetz von jedem Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde solche verabreicht werden.“ Mit dem erneuten Zugeständnis von Landesrat Christian Bernhard, sich weiter für ein Chemotherapie-Angebot in Dornbirn einzusetzen, macht das Hoffnung. Beim Runden Tisch zur Kinder-Onkologie in Dornbirn Mitte März wurde jedoch erklärt, dass die Fälle in der Kinder-Onkologie derart speziell und kompliziert seien, dass für diese Verantwortung unbedingt die Expertise eines Arztes mit Kinder-Onkologischem Schwerpunkt und entsprechender Erfahrung und die Möglichkeit, eine zweite Meinung einzuholen, notwendig sei.

„Werden nicht aufgeben!“

„Ich verstehe die Anliegen der Eltern und auch für mich war es grässlich, von der Absage erfahren zu müssen“, erklärt der Landesrat im Gespräch mit W&W. „Das müssen wir nun aber so zur Kenntnis nehmen. Die Bewilligung einer Ausbildung der Basisstufe Hämato-Onkologie im Rotationsprinzip mit Innsbruck wurde jedoch erteilt. So ein Beschluss dauert normalerweise sehr lange und das haben wir jetzt in sehr kurzer Zeit geschafft. Das Einzige was fehlt, wäre ein Chemotherapie-Angebot in Dornbirn. Hier werden wir jedoch keinesfalls so rasch aufgeben!“, so Bernhard, er betont aber auch: „Den Qualitätsanspruch bei der Ausbildung von Kinder-Onkologen und der Versorgung in Vorarlberg wollen wir in jedem Fall beibehalten. Hier lautet die klare Devise, Qualität vor Wohnortnähe. Natürlich wäre eine Versorgung in Vorarlberg wünschenswert, jedoch darf das keinesfalls auf Kosten der Qualität gehen! Wir sprechen hier von schwerkranken Kindern, für die zu allererst die bestmögliche medizinische Versorgung gewährleistet werden muss.“

„Guter Hoffnung“

Gleichzeitig werde man sich weiter bemühen, die von Vorarlberg finanzierte Ausbildung in Innsbruck entsprechend auf Schiene zu bringen: „Wir haben eine juridische Einschätzung vornehmen lassen und sind zuversichtlich, dass wir die auf diesem Wege ausgebildeten Fachärzte vertraglich zumindest für eine gewisse Zeit an Vorarl­berg binden können. Langfristig sind wir guter Hoffnung, dass wir so – und durch weiterhin intensive Suche nach einem Kinder-Onkologen für Dornbirn – zukünftig auch wieder ein Chemotherapie-Angebot in Dornbirn haben werden.“ Geht es um einen Mangel an Fachärzten, steht für die Ärztekammer fest: „Die Krankenhausträger haben dafür Sorge zu tragen, dass attraktive Arbeitsbedingungen für Fachärzte geschaffen werden, um zu gewährleisten, dass ausreichend Fachärzte in Vorarlberg tätig sind bzw. zu uns kommen. Hierauf hat die Ärztekammer für Vorarlberg die Krankenhausbetreiber, das Land und die zuständigen Politiker in der Vergangenheit immer wieder hingewiesen und wird dies auch weiter tun.“

„Nicht für alle tauglich“

In einem anderen Punkt gibt der Landesrat Dr. Sandholzer aber teilweise recht: „Die 1:1-Regelung (ein Facharzt pro Fachausbildungsstelle in einer Einrichtung) ist in Sachen Qualitätsanspruch gut gemeint, aber nicht für alle Fachrichtungen tauglich. Hier würde ich mir mehr Flexibilität wünschen, denn Ausbildung ist auch immer in sehr hohem Maße vom Ausbilder abhängig.“

Die gesamte Ausgabe der Wann & Wo lesen Sie hier.

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