In einigen deutschen Städten wird dieses Modell bereits verwirklicht. Eine Delegation aus Wiener und Vorarlberger Experten hat einige Einrichtungen besucht und sieht gute Chancen für eine Umsetzung des Konzepts in Österreich. Im neuen Seniorenheim Alberschwende in Vorarlberg wurde vor wenigen Wochen das erste heimische Hausgemeinschaftsmodell gestartet.
Acht Senioren, die meisten im Rollstuhl, sitzen um einen großen Tisch in einer Wohnküche, schälen Kartoffeln, rühren mit dem Schneebesen eine Nachspeise oder schauen einfach zu. Eine Betreuerin sitzt ebenfalls am Tisch, eine andere werkelt am Herd. Es riecht nach Suppe und nach dem Kuchen im Backrohr. Das Ganze vermittelt einen familiären Eindruck, ist aber eine Demenz-Station, die als Hausgemeinschaft umgesetzt wird. Im Johannes-Stift Berlin, einer Einrichtung der Diakonie, gibt es acht derartige Hausgemeinschaften mit jeweils acht Bewohnern.
Die Pflege wird von Krankenschwestern, die für alle Hausgemeinschaften zuständig und jederzeit erreichbar sind, punktuell erbracht. Tagsüber werden die alten Menschen von so genannten Alltagsbetreuerinnen oder Präsenzkräften betreut, die mit den Bewohnern gemeinsam kochen, Geschirr abwaschen, Wäsche bügeln, Kleinwäsche waschen, Blumen gießen usw. Das Modell erfordert ein grundlegendes Umdenken in der Pflege, betont Rosmarie Winz, Hausleiterin des Seniorenzentrums Carolin Bertheau im Johannes-Stift Berlin. Die Kosten seien nicht höher als in herkömmlichen Pflegeeinrichtungen, der Medikamentenbedarf der Bewohner sei zurück gegangen. Ähnliche Erfahrungen wurden auch in Brandenburg und Bremen gemacht. Margarethe Hofmann vom Fonds Soziales Wien findet die Philosophie des Konzepts sehr beeindruckend. Sie könnte sich auch in Wien Hausgemeinschaften vorstellen. Die finanziellen und gesetzlichen Hürden beurteilt Hofmann als nicht unüberwindbar. Ein Aspekt der Exkursion hat Hofmann besonders beeindruckt: Die alten Menschen fühlen sich in den Hausgemeinschaften offensichtlich sehr wohl.
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