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WM-Skandal: "Spiegel"-Reporter löst Eklat in TV-Sendung aus

In der Sendung "Sky90" kam es zum Eklat durch einen "Spiegel"-Reporter.
In der Sendung "Sky90" kam es zum Eklat durch einen "Spiegel"-Reporter. ©Screenshot
Hat Deutschland die Fußball-WM 2006 gekauft? Laut einem "Spiegel"-Bericht vom vergangenen Freitag ja. Doch die betroffenen DFB-Funktionäre bestreiten dies, im Bericht bleiben einige Fragen offen. In der TV-Sendung "Sky90" kam es nun zum Eklat zwischen DFB-Anwalt und "Spiegel"-Reporter.
Bestechungsskandal um WM 2006?

Mit seiner Titelgeschichte “Das zerstörte Sommermärchen” hat der “Spiegel” am Wochenende schwere Geschütze aufgefahren. Die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 sei “mutmaßlich gekauft” gewesen. Im Bericht ging es um eine “schwarze Kasse”, die der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus “heimlich mit 10,3 Millionen Schweizer Franken gefüllt” habe.

WM-Skandal: Viele Fragen offen

Damit wurden dem Artikel zufolge vier asiatische Stimmen von Mitgliedern der FIFA-Exekutive gekauft. Dass das Magazin damit für großes Aufsehen sorgte, war klar. Nicht ganz so klar stellt sich jedoch auf den zweiten Blick der Sachverhalt dar. Vor allem DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und auch der Chef des damaligen WM-Komitees, Franz Beckenbauer, weisen den Vorwurf der Bestechung auf das Schärfste zurück.

Viel Gesprächsstoff also für die Diskussionsrunde in der Sendung “Sky90” am Sonntagabend.

“Spiegel hat sich vergaloppiert”

Zuerst wurde der vom DFB mit der rechtlichen Prüfung beauftragte Medienanwalt Christian Schertz zugeschaltet. Er sagte: “Wenn man sich den Artikel im ‘Spiegel’ anschaut, dann steht auf Seite 17, dass es dafür [den Stimmenkauf, Anm.] keinen Beweis gibt. Ich habe  es in 25 Jahren meiner Presserecht-Arbeit noch nicht erlebt, dass eine Geschichte von einem Verlag so groß verkauft wurde, für deren Kernbehauptung es keinen Beweis gibt. Ich glaube, hier hat man sich ein bisschen vergaloppiert.”

Die Sachlage sei “ungewöhnlich und eindeutig”, sagte der Anwalt und kritisierte, dass der “Spiegel” den Vorwurf der angeblich gekauften Weltmeisterschaft in seiner Vorabmeldung “in die Medien geblasen” habe, obwohl das Magazin im Artikel selbst keinerlei Beweise liefere. “Ein für mich einmaliger Vorgang.” Er habe noch nie eine Geschichte erlebt, die so groß verkauft wurde “und wo dann im Artikel steht, für die Kernbehauptung haben wir keinen Beweis.”

Dann kritisierte Schertz einen Mitautor des “Spiegel”-Artikels an, Jens Weinreich. Zu behaupten, der aktuelle DFB-Präsident Niersbach sei involviert gewesen, wie es Weinreich getan habe, sei “schon starker Tobak”.

“Beckenbauer-Sender Sky”

Praktisch, dass Weinreich kurz darauf ebenfalls telefonisch zugeschalten wurde. Auf die Frage von Moderator Wasserziehrs, ob er sich mit seinem Artikel “zu weit aus dem Fenster gelehnt” habe, ging er jedoch gar nicht erst ein. Stattdessen zog er gegen den Sender vom Leder: “Zunächst muss ich mal sagen, dass mir vorher gar nicht gesagt wurde, dass der Honorarprofessor vor mir spricht und seine Ergüsse loslässt. Das finde ich schon ein bisschen merkwürdig von Sky, vom Beckenbauer-Sender Sky.”

“Ich weiß nicht, ob Sie schon mal recherchiert haben”

Wasserziehr entgegnete daraufhin, nichts Ungewöhnliches daran erkennen zu können, beide Seiten zu Wort kommen zu lassen. Auch seine nächste Frage, ob er noch etwas in der Hinterhand habe, gefiel dem freien Journalisten überhaupt nicht. “Das ist eine ganz normale Recherche, lieber Mann. Ich weiß nicht, ob Sie schon mal recherchiert haben. Wir haben eine neue Qualität vorgelegt, wir haben Kontonummern vorgelegt.”

Wasserziehr war sichtlich überrascht von der Entwicklung des Gesprächs. “Ich lasse die Polemik jetzt mal weg, das überlasse ich Ihnen”, sagte er und fragte seinen Kollegen am Telefon schließlich, ob er denn die Unterschrift von Niersbach auf dem Dokument, auf das sich die Affäre bezieht, auf ihre Echtheit überprüfen lassen habe. Weinreichs Antwort: “Nein, das haben wir noch nicht prüfen lassen.”.

Auf die Anmerkung, dass das sicher kein Fehler wäre und ob das nachgeholt werde, ging Weinreich gar nicht mehr und setzte seinen Angriff fort: “Was hier jetzt gerade läuft, ist offenbar – und ich sage das auch live auf dem Sender – ein Vorführen eines der Journalisten. Ohne jegliche Information wird hier so eine Art Mini-Tribunal gemacht. Nehmen Sie doch bitte zur Kenntnis, dass es sich hier um eine neue Qualität der Enthüllung handelt. Was Herr Schertz dazu meint, ist unerheblich.” (red)

Die Interviews aus der Sendung als Video auf YouTube:

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