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Wirtschaft rutscht heuer wegen Corona-Pandemie in Rezession

Bauwirtschaft ist besonders stark vom Coronavirus betroffen
Bauwirtschaft ist besonders stark vom Coronavirus betroffen ©dpa-Zentralbild
Die Coronavirus-Pandemie lässt Österreichs Wirtschaft heuer deutlich schrumpfen.

Die Ökonomen des Instituts für Höhere Studien (IHS) erwarten einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um mindestens 2 Prozent, das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) rechnet mit minus 2,5 Prozent. Aufgrund der Coronakrise seien dies vorläufige Schätzungen, es gebe ein "großes Abwärtsrisiko", hieß es am Donnerstag.

BIP, Budgetsaldo, Arbeitslosenquote und Inflation 2018, 2019 und Szenario für 2020

Erholung in der 2. Jahreshälfte

Im vergangenen Dezember hatten die Wifo- und IHS-Experten für 2020 noch ein reales Plus des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,2 bzw. 1,3 Prozent prognostiziert. Die weltweite Ausbreitung des Coronavirus belastet derzeit die internationale und österreichische Wirtschaft massiv. Die Ökonomen verwiesen in ihrer am Donnerstagvormittag präsentieren Konjunkturschätzung darauf, dass die Auswirkungen wesentlich davon abhängen, wie lange die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus in Kraft bleiben. In ihren Szenariorechnungen sind die Experten davon ausgegangen, dass die Maßnahmen bis Mitte oder Ende April gelten und es in der zweiten Jahreshälfte zu einer wirtschaftlichen Erholung kommt. Für 2021 veröffentlichten die Konjunkturforscher keine Prognose.

Arbeitslosenquote steigt um 1 Prozent

Seit Beginn der Coronavirus-bedingten Ausgangsbeschränkungen und verordneten Betriebsschließungen ist die Arbeitslosigkeit zwischen 15. und 24. März um über 153.000 Personen nach oben geschossen. Für heuer rechnen sowohl IHS als auch Wifo mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote um einen Prozentpunkt auf 8,4 Prozent. Das Coronavirus-Hilfspaket der Regierung in Höhe von 38 Mrd. Euro und krisenbedingt deutlich geringere Steuereinnahmen führen heuer nach Berechnungen der IHS- und Wifo-Ökonomen zu einem Budgetdefizit von 5 bzw. 5,5 Prozent der Wirtschaftsleistung.

Die Wirtschaftsforscher des IHS und Wifo mussten für ihre Konjunkturschätzungen aufgrund der Coronakrise viele Annahmen mit hoher Unsicherheit treffen. "Das genaue Ausmaß der wirtschaftlichen Schäden durch das Coronavirus lässt sich gegenwärtig nur sehr schwer beziffern", schreiben die IHS-Ökonomen in ihrer am Donnerstag veröffentlichten Prognose.

"Kaum Anhaltspunkte für Verlauf"

"Zudem gibt es aus der jüngeren Vergangenheit kaum Anhaltspunkte für den Verlauf einer derartigen Krise", so die Wifo-Ökonomen. Wenn die umfassenden Maßnahmen der Regierung zur Virus-Eindämmung länger als April dauern, dann wird Österreichs Wirtschaft noch stärker schrumpfen. "Sollte der partielle Wirtschaftsstillstand einen Monat länger dauern, dann könnte das BIP im Jahr 2020 um rund 5 Prozent sinken", erwarten die IHS-Volkswirte.

Der Coronavirus-Schock trifft die heimischen Wirtschaftsbranchen unterschiedlich stark. Die temporären Schließungen der meisten Handels- und Dienstleistungsbetriebe zur Virus-Eindämmung drückt den privaten Konsum. Am Bau und in der Industrie gibt es Produktionsausfälle.

Nächtigungen könnten bis Juni ausfallen

Besonders hart getroffen von der Coronakrise sind die Branchen Tourismus, Gastronomie, Handel, Verkehr, Unterhaltung und Freizeit und persönliche Dienstleistungen. Die Wifo-Ökonomen rechnen in ihrem Szenario mit "einem fast vollständigen Ausfall der Nächtigungen zwischen Mitte März und Mitte Juni 2020". Danach könnte es eine rasche Erholung geben. "Der Inlandstourismus dürfte sich dabei rascher erholen als die Nachfrage aus dem Ausland, da etwa Destinationen in Norditalien durch heimische Ziele substituiert werden", so die aktuelle Einschätzung.

Sollte eine Normalisierung bis zum Sommer eintreten, dann rechnen die Ökonomen mit einer positiven Wirtschaftsentwicklung im Herbst und im nächsten Jahr.

(APA)

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