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Wirbel um "Presse"-Artikel über Strafen für Kinder: Autor distanziert sich

Das Thema Gewalt in der Kindererziehung in der "Presse" bzw. der Umgang damit sorgte für Aufregung
Das Thema Gewalt in der Kindererziehung in der "Presse" bzw. der Umgang damit sorgte für Aufregung ©BilderBox.com (Sujet)
Wolfgang Greber, ein Journalist der "Presse" der mit seinem in der gestrigen "Presse am Sonntag" erschienen Artikel "Wer Strafe nicht vollzieht, wird unglaubwürdig" für Empörung gesorgt hat, distanziert sich nun von einigen Formulierungen über Gewalt bei der Erziehung.

Greber distanziert sich dezidiert von seinen Formulierungen im letzten Drittel des Textes. Darin ging er auf körperliche Gewalt als Erziehungsmittel ein, was “in der Eile der Produktion ungeschickt verfasst worden sei”.

“Körperliche Gewalt hat keinen Platz”

“Ich halte auch im Namen meiner Frau ausdrücklich fest, dass körperliche Gewalt bei uns zuhause keinen Platz hat”, schrieb Greber am Montag im Online-Forum der Tageszeitung. Darüber ist eine Stellungnahme von “Presse”-Chefredakteur Rainer Nowak zu lesen, in der sich die Chefredaktion zuvor vom Artikel distanziert hatte.

“Nicht Presse-Blattlinie”

Die von Greber formulierten Erziehungsmaßnahmen würden “weder der Blattlinie dieser Zeitung noch zeitgemäßer Pädagogik” entsprechen. “Daher – und das ist eine traurige Premiere – distanzieren wir uns vom Inhalt dieses Artikels. Unsere interne Kontrolle hat am vergangenen Samstag versagt. Wir bedauern dies.”

“Übers-Knie-Legen” und “Ohrenziehen”

Greber hat in seinem Text unter anderem “Übers-Knie-Legen” und “Ohrenziehen” als legitime Erziehungsmethoden propagiert und gemeint, dass “manch gewaltfrei erzogenes Kind” zu “Rücksichtslosigkeit” neige und oft “negative Schwingungen” verbreite. Totale Gewaltfreiheit in der Erziehung sei demnach “ein infantil-romantischer, militant-pazifistischer Irrglaube”, daran ändere auch das gesetzliche Gewaltverbot nichts, so der Journalist in der Sonntags-“Presse”. Von Lesern hagelte es daraufhin Kritik und Ablehnung.

Offene Briefe kritisieren Greber

Am Montag zog der Artikel auch zwei offene Briefe an den Autor nach sich: Die Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien betonte, dass Kinder von ihren Eltern abhängig sind und das “Ausnützen dieser Machtstellung” für deren Entwicklung gefährlich sei. “Die Verteidigung und die Verharmlosung von Gewalt gegen Kindern in der Erziehung trägt nicht zur Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung bei und es wäre von einem verantwortungsvollen Journalisten zu erwarten, dass er sorgfältiger mit diesem Thema umzugehen weiß.”

“Presse”-Artikel macht “betroffen und fassungslos”

Die österreichische Bundesjugendvertretung zeigte sich angesichts des Artikels “betroffen und fassungslos”, wobei hier auch auf einen von “Presse”-Redakteur Oliver Pink verfassten Kommentar (“Das Strafrecht wird’s schon richten”, erschienen am 18. November) Bezug genommen wird.

“Eigentlich sollte es im Jahr 2014, 25 Jahre nach Inkrafttreten der UNO-Kinderrechtskonvention und 25 Jahre nach dem Beschluss des Gesetzes zum absoluten Gewaltverbot in der Kindererziehung, nicht mehr notwendig sein, Redakteure eines der führenden Medien darauf hinzuweisen, auf welch gefährliches Parkett sie sich mit solchen Artikeln bewegen. (…) Es muss ein für alle Mal festgehalten werden: Es gibt niemals eine Rechtfertigung für Gewalt an Kindern!”

(apa/red)

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