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"Wir wollen, dass Du bleibst!"

Die Nofler mögen ihren Priester. An den Straßen hängen Protestzettel. Darauf steht: "Du bist ein Mann Gottes, und dein Kind wird ein Kind Gottes sein." Kommentar

Am Wochenende trat Pavol Kubicar vor die sonntägliche Gemeinde und sagte ihr die Wahrheit. Dass er seine Mitarbeiterin Monika Magova liebe. Dass sie ein Kind erwarte. Er werde gehen müssen. „Ich hab so was noch nie gesehen“, sagt Pfarrgemeinderätin Uschi Allgäuer. „Gestandene Männer haben geweint.“

Die Nofler können’s nicht verstehen. Deshalb wollen sie es der Kirche deutlich machen, dass sie „mit einem mittelalterlichen Gesetz wie dem Zölibat nichts mehr anfangen können“. Heute Abend werden sie ihrem und seiner Partnerin Startgeld in die Hand drücken. Beim endgültigen Abschied in der Kirche. Und einen Protestbrief wollen sie schreiben. Entwürfe gibt es schon. Nur, wem gilt der Protest? Dem Bischof ? Der Kurie? Dem Papst? „Die Dinge müssen unabhängig von unserem Pfarrer auf den Tisch gebracht werden“, sagen Allgäuer und Pfarrkirchenrätin Hannelore Wehinger. Pavol Kubicar kam im September 2004 als Pfarrmoderator nach Nofels. Durch Priestermangel griff die Kirche zu solchen Modellen, in denen auch Laien Leitungsfunktion übernehmen. In Nofels tat dies ab Oktober 2005 die 30-jährige slowakische Theologin Monika Magova. Auch sie erfahren in der Seelsorge. Unter anderem hat sie zwei Jahre lang in Frankreich gearbeitet.

„Nicht zu meistern“

Beide werden nun in die Slowakei zurückkehren. Es war Kubicars Wunsch, noch vor Weihnachten zu gehen. Er bat Bischof Elmar um Dienstfreistellung. Und er dankt dem Bischof dafür, dass die Kirche ihn vorab weiter bezahlt. In einer schriftlichen Stellungnahme spricht er sich dennoch für den Zölibat – die verpflichtende Ehelosigkeit – aus. Diese Lebensform sei dem Priester angemessen, aber eben „nicht für jeden zu meistern“.

Die Pfarre hat indessen ihren Weihnachtspfarrbrief neu verfasst. Darin drückt sie ihrem Seelsorger „Bewunderung und Respekt“ aus. „Du wirst allen sehr fehlen“, heißt es da, und „wir danken Gott, dass du da warst.“

Angebot aus Frastanz

Der Frastanzer Dekan Herbert Spieler wird die Pfarre Nofels vorübergehend mitbetreuen. Er bedauert, dass sich Pfarrmoderator Pavol Kubicar gleich an den Bischof gewandt hat. Bischof Elmar habe zwar verständnisvoll reagiert. Dennoch „hätte ich Kubicar geraten, über Weihnachten zuzuwarten“. Und Spieler macht ihm ein Angebot: „Wir würden ihm in Frastanz gerne eine Wohnung anbieten und irgendwie dafür sorgen, dass Kubicar einen einschlägigen Dienst in der Seelsorge verrichten kann.“

Spieler hat den jungen Slowaken als guten Priester schätzen gelernt: „Er war sehr aufgeschlossen, jung, hat neue Wege beschritten.“ Auch Spieler fragt sich: „Warum muss ein Priester, wenn er eine Partnerin hat und ein Kind erwartet, einfach gehen?“ Wir würden ihm und seiner Partnerin gerne in Frastanz eine Wohnung anbieten. HERBERT SPIELER DEKAN IN FRASTANZ

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