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Wir nehmen uns Zeit für die Füße

40 Arbeitsstunden stecken in einem orthopädischen Schuh, den Julia Sommer fertigt.
40 Arbeitsstunden stecken in einem orthopädischen Schuh, den Julia Sommer fertigt. ©Gerty Lang
Luag, was ma wera künnt ! Orthopädieschuhmacher     Die Lehre als Orthopädieschuhmacher erfordert Einfühlungsvermögen und medizinisches Interesse. Dornbirn. Menschen mit Fehlstellungen am Fuß, wie Senk-, Spreiz- oder Knickfuß benötigen spezielle Einlagen in Schuhen.
In der Werkstatt

Oft muss aber der ganze Schuh auf die speziellen Erfordernisse des Patienten nach Maß angefertigt werden. Julia Sommer hat die dreieinhalb Jahre Lehrzeit hinter sich und steht mitten in der Lehrabschlussprüfung. Die mündliche Prüfung hat sie bereits mit gutem Erfolg abgeschlossen. „Es ist kaum zu glauben, wie viele Menschen in ihrem Bewegungsapparat Schmerzen und Probleme aufweisen. Um ihre Lebensqualität zu verbessern, versuchen wir möglichst ‚unsichtbar‘ und modisch die entsprechenden Hilfsmittel zu gestalten.“ Dank ihrer anatomischen Kenntnisse kann sie geeignete Änderungen vorschlagen. Oft müssen sie Schuhe nach Maß besonders fertigen, vom Entwurf über das Modell bis hin zu den fertigen Schuhen. Die Spezialschuhe sollen dem Kunden das Gehen erleichtern, doch gleichzeitig nicht auffallen und modisch sein. So kann auch ein orthopädischer Schuh auf einem deformierten Fuß wie ein normaler Sportschuh ausschauen. „Bei schweren Fußmissbildungen  ist die enge Zusammenarbeit mit dem Facharzt unumgänglich“, erzählt die fröhliche junge Dame. Beim Orthopädieschuhmacher Ritter im Oberdorf herrscht im wahrsten Sinne des Wortes ein Kommen und Gehen. Es riecht nach Leim und Leder „In unserem Beruf braucht es nicht nur handwerkliches Geschick und Schönheitssinn, sondern auch Interesse an medizinischen Fragen, Einfühlungsvermögen, Kontaktfreudigkeit sowie eine starke Hand.“ Die medizinische Ausbildung hat Julia in der Berufsschule in Hall bei Innsbruck erhalten. „In den vier Jahren waren in meiner Klasse nur 4 Lehrlinge aus ganz Österreich, die diesen Beruf erlernen wollten. Die Lehre ist anspruchsvoll und ausgesprochen vielseitig, da jeder Fuß anders ist. Und gerade bei Füßen von Diabetikern darf man keine Scheu zeigen und braucht starke Nerven.“ Bei einem Kunden macht Julia einen „Blauabdruck“ So erkennt sie Fehlstellungen auf einen Blick. Geduldig erklärt die Zwanzigjährige wie ein Gipsmodell gemacht wird, was es mit dem Bettungsmaterial auf sich hat und zeigt den Unterschied von zwie-, rahmen- und flexibel genäht. Auch Schischuhe bekommen ein auf den Fuß angepasstes Innenleben. Man spürt, dass das Team im Schuhgeschäft in seiner Arbeit aufgeht. Jeder macht seinen Job mit Leidenschaft und man nimmt sich für jeden Kunden die Zeit, die er braucht.

 

Lehrbetrieb:

Schuh Ritter, Orthopädieschuhtechnik, Sebastianstraße 20, Dornbirn, Tel. 05572 21352

 

Firmenfacts:

Schuhgeschäft im Jahr 2006 von einem Kollegen übernommen

3 Mitarbeiter

Seit 1872 ist im Haus Sebastianstraße 20 ein Schuhmacher beheimatet

 

 

Was gefällt dir besonders an der Orthopädieschuhtechnik

 

Hermann Ritter, Chef und Lehrlingsausbildner

Für mich ist der Beruf eine Berufung. Es ist eine tolle Aufgabe, Leuten mit Problemfüßen zu helfen und ihnen ihre Lebensqualität zurückzugeben. Für ein Kind im Rollstuhl fertigte ich einmal rote Schuhe, obwohl diese im Leistungsumfang nicht beinhaltet waren. Die Freude die man spürt ist unbeschreiblich.

 

Mathias Patsch, Meister

Meine Liebe gehört den Schuhen. Da mein Opa auch schon Schuhmacher war, verbrachte ich quasi meine Kindheit in der Werkstatt. Unser Beruf ist eine Kombination von Handwerk und Technik und der Kontakt mit Menschen. Wir versuchen, Probleme zu lösen und den Patienten einen Tragekomfort zu bieten.

 

Julia Sommer, 4. Lehrjahr

Bei meiner Berufswahl war ich auf der Suche nach einem Handwerk und gleichzeitig wollte ich  Menschen helfen. Durch sein Leiden kommt man dem Patienten sehr nahe und kann auch Ursachenforschung betreiben, woher die Schmerzen kommen. Nahe zu sein, bedeutet auch, sich Zeit zu nehmen.

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