AA

„Wir möchten keine Jugendlichen zurücklassen“

Große Freude bei der Zeugnisübergabe
Große Freude bei der Zeugnisübergabe ©Gerty Lang
25 Jahre „Leuchtturm“ wurde mit einem großen Fest in den Dornbirner Jugendwerkstätten gefeiert.
25 Jahre 'Leuchtturm'

Dornbirn. Der „Leuchtturm“ steht für Respekt, Wertschätzung, Chancengleichheit und Perspektiven für junge Menschen. Das Jahr 2019 ist deshalb ein ganz besonderes Jahr. 1994 startete der erste Pflichtschulabschusskurs der Stadt Dornbirn unter der Leitung von Susanne Reiter, als erster in Vorarlberg und einer der ersten in Österreich. Hier wurde Pionierarbeit geleistet. Grundlage zur Gründung des LEUCHTTURM war die Jugendrahmenplanung aus dem Jahr 1992 und die Erfahrungen der Pilotprojekte zur Jugendarbeitslosigkeit 1993 und 1994. Ziel war es, eine umfassende Jugendarbeit in Dornbirn zu etablieren. Mit den Dornbirner Jugendwerkstätten wurde 1995 ein Verein gegründet, der sich den Themen Jugendarbeitslosigkeit, Bildung und Hauptschulabschluss- annehmen sollte. AMS und Land haben den Verein von Anfang an unterstützt und fördern diesen mit der Stadt Dornbirn zu je einem Drittel nach wie vor. Besonders die Prüfungsschulen leisten einen unverzichtbaren Einsatz. Derzeit werden die Prüfungen an der Mittelschule Lustenauerstraße, unter der Leitung von Dir. Christian Purin, abgenommen. Bei diesem besonderen Fest konnten dem Verein von der Lions Basketball Charity zudem 4.300 Euro übergeben werden. „Eigentlich unterstützen wir jedes Jahr einen anderen Verein. Aber ‚Leuchtturm‘ hat uns so überzeugt, dass wir bereits seit neun Jahren unseren finanziellen Beitrag leisten“, sind sich Markus Mittelberger, Raiffeisen Lions und Udo Rainer, Marketing, einig. Auch Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser und Stadtrat Guntram Mäser, sowie AMS-Chef Herbert Johler überbrachten ihre Glückwünsche. Besonders dankte der Jugendkoordinator der Stadt Dornbirn, Elmar Luger, den Pädagoginnen Stefanie Helm und Julia Krepl für ihren tatkräftigen Einsatz. „Bildungsbenachteiligte Jugendliche sollen Bildung als lebensbereichernd und positiv erfahren. Negative Schulerfahrungen werden durch individuelle Lernhilfen, Gruppenlernen und eigenes Tun in positiven Lernhunger gewandelt“, so Luger. Für Jugendliche mit Migrationshintergrund bildet der Pflichtschulabschluss eine wichtige Integrationshilfe. Im Leuchtturm erhalten Jugendliche die 2.,3.,4.,…. Chance auf einen Pflichtschulabschluss und damit eine Perspektive auf eine weiterführende Ausbildung oder einen Arbeitsplatz. In den 25 Jahren sind 500 Abschlüsse und rund 6.500 Prüfungen, davon 272 positiv, ein erfreuliches Ergebnis. Im Sommersemester konnten 18 SchülerInnen zwischen 16 und 40 Jahren stolz ihr Abschlusszeugnis entgegennehmen. Musikalisch wurde das Fest von der „Black Velvet-Band“ der Musikschule Dornbirn unter der Leitung von Michael Percinic begleitet. Die zahlreichen Gäste trafen sich anschließend zu einem interessanten Gesprächsaustausch am Büffet, welches vom Gastroserviceteam der Jugendwerkstätten liebevoll gestaltet wurde.

Statistik Sommersemester 2019:

25 SchülerInnen zwischen 16 und 40 Jahren haben begonnen (20m/5w), nur 2, je 1m/w haben abgebrochen, 20 Schüler mit nicht-deutscher Muttersprache (davon 13 Bleibeberechtigte), 5 Schüler mit deutscher Muttersprache Aus 9 Nationen: (Österreich 9, Irak 1, Somalia 1, Russ. Föderation 2, Syrien 8, Iran 1, Türkei 1, Ukraine 1 Afghanistan 1) Der Leuchtturm beginn zwei Mal pro Kalenderjahr mit etwa 24 Schüler und Schülerinnen.

Infos: Elmar Luger, elmar.luger@dornbirn.at, +43 676 833064400 Jugendkoordinator Stadt Dornbirn, (Mit-)Gründer und Geschäftsführer Leuchtturm Jugendwerkstätten

Was bedeutet für dich der Schulabschluss?

Hakime Velioglu, 30 Ich kam mit 15 aus der Türkei nach Österreich. Ich heirate mit 19 und bekam zwei Kinder. Für die Schule blieb keine Zeit, da ich arbeiten musste. Aber ohne Ausbildung findet man keinen guten Job. Ich möchte gut Deutsch lernen und Krankenschwester oder Kindergärtnerin werden. Das ist ein langer Weg und mein Traum, aber ich liebe Menschen und werde meinen Weg fortsetzen.

Manuela Erika Fulterer, 40

 Schulabschluss habe ich für meinen Sohn gemacht. Ich möchte ihm ein Vorbild sein, denn er will so werden wie ich. Meine Eltern haben mich seinerzeit aus der Schule genommen und arbeiten geschickt. Ich war einige Jahre in Deutschland und kam wieder nach Österreich zurück. Für mich bedeutet der Abschluss ein Aufbruch in ein neues Leben. Mein Ziel wäre Frauen in der Technik.

Muhanad Al Koosa, 19

Ich komme aus Syrien und lebe seit drei Jahren in Österreich. Mir fehlte noch das 9. Schuljahr. Die schriftlichen Prüfungen waren schon schwer. Mündlich ging es so einigermaßen. Mein Ziel ist es, an der HAK Matura zu machen und dann in einer Bank zu arbeiten. Da ich auch sehr gerne Fußball spiele habe ich gemerkt, dass man mit Einsatz, Disziplin und starkem Willen alles schaffen kann.

Jamil Hag Hassan, 21

Seit eineinhalb Jahren bin ich in Vorarlberg. Als ich aus Syrien kam, war ich zuerst in Wien. Aber dort wird einem nicht sehr geholfen, was die deutsche Sprache betrifft. Ich konnte lediglich einen Deutschkurs absolvieren. Deutsch habe ich von Freunden und auf der Straße gelernt. Jetzt bin ich auf der Suche nach einer Lehrstelle. Ich möchte sehr gerne Automechaniker werden und alles über Autos wissen.

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Dornbirn
  • „Wir möchten keine Jugendlichen zurücklassen“