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"Wir haben Nase gestrichen voll“

In Bregenz drohen aufgrund der hohen Feinstaubbelastung gesundheitliche Gefahren für die Menschen. Die "VN" führte eine Interview mit dem Bürgermeister Linhart. Fakten und Risiken [486KB]| Maßnahmen

VN: In der Landeshauptstadt drohen aufgrund der hohen Feinstaubbelastung gesundheitliche Gefahren für die Menschen. Was wollen Sie dagegen unternehmen?

Linhart: Die von Greenpeace durchgeführten Messungen werden nun vom Umweltinstitut beurteilt. Ich habe mit Umweltlandesrat Schwärzler eine koordinierte Vorgangsweise abgesprochen. Wir lassen den Streusplitt auf und neben den Straßen sowie auf den Abstellflächen und im Bereich des Busbahnhofs schleunigst beseitigen. Das Grundübel, nämlich der Verkehr, ist damit freilich weiter unbewältigt.

VN: Das ist ja nichts Neues. Wollen Sie wirklich auf den Bau der zweiten Pfändertunnelröhre warten?

Linhart: Nein, ganz und gar nicht. Ich habe – genauso wie die Bregenzer Bevölkerung – die Nase gestrichen voll.

VN: Ist die Luft so dick?

Linhart: Ja, im übertragenen Sinne des Wortes. Die politischen Entscheidungsträger bei Land und Bund tun nichts und schauen einfach zu. Infrastrukturminister Hubert Gorbach hat uns Hoffnung gemacht, dass die Korridorvignette zur Entlastung vom Durchfahrtsverkehr kommt. Jetzt verweist er uns auf den Weg über einen Initiativantrag durch das Parlament. Das dauert ewig. Warum braucht es so viel Aufwand und Bürokratie? Der Pilotversuch könnte einfach gestartet werden.

VN: Prügeln Sie nur den Bund und dort den freiheitlichen Vizekanzler?

Linhart: Nein, das Land tut genauso wenig. Auf den großen Einfahrtsstraßen könnte längst eine Pförtnerregelung mit blockweiser Dosierung des Verkehrs umgesetzt sein. In anderen Städten wird dies praktiziert, bei uns redet man nur davon.

VN: Ist also auch Parteifreund Landesrat Rein säumig?

Linhart: Ja, er lehnt sich genauso zurück, während die Wirtschaft in Bregenz bereits großen Schaden nimmt. Die Stadt ist verstaut, Konsumenten und Besucher aus der Umgebung bleiben aus. Wir fordern auch schon lange eine staurichtungsabhängige Einbahnregelung im Pfändertunnel. Aber es geschieht nichts.

VN: Wenn das Jammern auch nach der Gemeindewahl nichts nutzt, was tun Sie dann?

Linhart: Ich halte zwar wenig von aktivem Widerstand in Form von Blockaden, denn damit erweisen wir unseren Betrieben einen Bärendienst. In letzter Konsequenz will ich aber nichts ausschließen.

VN: Wie lange hält der Geduldsfaden noch?

Linhart: Wir sind mit der Geduld am Ende. Es reicht.

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