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"Wir brauchen mehr Aktive!"

Jan (12) und Linda (13) werden in wenigen Jahren von der Feuerwehrjugend in den Aktivstand wechseln.
Jan (12) und Linda (13) werden in wenigen Jahren von der Feuerwehrjugend in den Aktivstand wechseln. ©WANN & WO / Martin Begle
Schwarzach - Die Arbeit wird mehr, die Mitglieder nicht, melden Österreichs Feuerwehren. Wie ist es um deren Personalstand in Vorarlberg bestellt?

„Hierbei ist es wichtig, zwischen kurzfristigen Ereignissen und langfristigen Einsätzen zu unterscheiden“, erklärt Wolfgang Burtscher, Ge­­­­­­schäftsbereichsleiter Aus- und Weiterbildung beim Landesfeuerwehrverband Vorarlberg. „Wir brauchen mehr Aktive, das sind die 16- bis 60-jährigen Mitglieder. Der Rückgang ist aber noch nicht so ausgeprägt, dass es sich auf das Tagesgeschäft auswirkt.“

„Gute regionale Struktur“

Vorarlberg profitiere bei Einsätzen von einer guten regionalen Struktur: „Da viele Feuerwehrleute nicht im Heimatort arbeiten, kann es durchaus mal länger dauern, bis der oder die Einzelne am Einsatzort sein kann. Da die Ortsfeuerwehren aber sehr gut miteinander vernetzt sind, können relativ rasch zusätzliche Einsatzkräfte hinzugeholt werden“, sagt Burtscher.

„System erhalten“

„Unsere Leute haben alle zivile Berufe und müssen Urlaub oder Zeitausgleich für Einsätze nehmen“, betont Burtscher. „Derzeit wird viel über individuelle Absprachen mit den Unternehmen geregelt und so gut wie alle Arbeitgeber in Vorarl­berg unterstützen das auch. Man sollte gemeinsam Möglichkeiten finden, das wichtige Freiwilligensystem aufrecht zu erhalten“, ist er überzeugt. Vor allem bei längerfristigen Einsätzen, wie z.B. einem Hochwasser wie vor zehn Jahren, könne es problematisch werden, wenn Mitglieder der Feuerwehr länger von ihren Arbeitsplätzen fernbleiben sollten.

Zuwächse bei der Jugend

Im Jugendbereich gebe es leichte Zuwächse: „Bei den unter 16-Jährigen ist das Interesse ungebrochen. Auch merken wir, dass sich immer mehr Mädchen für den Feuerwehrdienst interessieren“, so der Ausbildungsleiter. Das kann Linda (13) aus Gisingen nur bestätigen: „Ich bin seit 2,5 Jahren dabei und das nicht nur, weil fast meine ganze Familie bei der Feuerwehr ist. Ich finde es toll, anderen helfen zu können und besonders die Zusammenarbeit und der Zusammenhalt gefallen mir sehr.“ Auch Jan (12) aus Gisingen ist begeistertes Mitglied der Feuerwehrjugend: „Feuer ist mächtig und man muss es mit Respekt behandeln“, erklärt er. „Es ist ein gutes Gefühl, diese Macht im Team zu bändigen.“ An ihrem 16. Geburtstag werden die beiden ihre Piepser erhalten, von der Feuerwehrjugend ins Ausbildungszentrum wechseln und so endlich in den aktiven Dienst eintreten.

4 Zahlen zur Freiwilligen Feuerwehr in Vorarlberg

6387 Mitglieder hat der Landesfeuerwehrverband Vorarlberg. 264 von ihnen sind Frauen. (Stand Jänner 2015)
48.280 Einsatzkräfte der Feuerwehren mussten im Jahr 2014 insgesamt 3523 Mal ausrücken. Darunter waren 1425 Brandeinsätze und 1780 technische Einsätze.
827 Mädchen und Burschen sind bei der Feuerwehrjugend aktiv. Davon sind immerhin 151 Mädchen im Freiwilligendienst.
164.655 Aus- und Weiterbildungsstunden abslovierten die aktiven Feuerwehrleute Vorarlbergs 2014. Die Feuerwehrjugend brachte es auf insgesamt 74.653 Stunden.

3 Fragen an Hubert Vetter, Vorarlberger Landesfeuerwehrinspektor

Gibt es Personalmangel bei der Vorarlberger Feuerwehr?

Aktuell ist die Feuerwehrbegeisterung beim Nachwuchs ungebrochen. Auch bei den Mitgliedern über 60 Jahren haben wir starken Zuwachs. Der Aktivstand verzeichnet jedoch leichte Rückgänge. Das geht noch nicht so weit, dass wir von Personalmangel sprechen würden, aber die Entwicklung ist so, dass wir Maßnahmen setzen, dem entgegen zu wirken.

Was für Maßnahmen sind das?

Über Kampagnen für unterschiedliche Zielgruppen wollen wir uns für die Zukunft wappnen. Ein gutes Beispiel ist die Positivkampagne 60Plus. Wir möchten, dass jene, die sich fit genug fühlen, weiterhin im aktiven Dienst bleiben. Über den Einsatz hinaus bringen sie in der Aufklärung, der Ausund Weiterbildung und der Organisation wichtige Fähigkeiten und wertvolles Know-how ein.

Soll die Regelung mit den Arbeitgebern gesetzlich erfolgen?

Wir wollen keine gesetzlichen Regelungen, sondern Unternehmen sollen über eine monetäre Bewertung einen konkreten Benefit erhalten, wenn sie Feuerwehrleute beschäftigen und bei Einsätzen entsprechend freistellen. Es soll ein Anreiz – etwa in Form von Steuererleichterungen – und keine Verpflichtung sein. Wir vergeben in Vorarlberg z.B. alle zwei Jahre in den Kategorien Große Betriebe, KMU und Öffentlicher Dienst den Preis für den „Feuerwehrfreundlichsten Arbeitgeber“.

(WANN & WO)

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