Hörbranz. (stp) Bis auf den letzten Platz war der Leiblachtalsaal in Hörbranz besetzt, als Gegner und Befürworter der geplanten Windkraftanlage auf dem Pfänderrücken zwischen Eichenberg und Möggers ihre Argumente austauschten. Fazit: Den Befürwortern bläst stürmischer Gegenwind ins Gesicht. Heftiger jedenfalls als die Windgeschwindigkeiten, die im Laufe des vergangenen Jahres im betreffenden Gebiet gemessen wurden und die – je nach Perspektive – „ausreichend bis zu schwach“ sind.
Zwei Seelen in einer Brust
Die fünf Gemeinden Lochau, Hörbranz, Hohenweiler, Eichenberg und Möggers sind angetreten, als Energieregion Leiblachtal gemeinsam ihren Beitrag zu den ambitionierten Zielen des Landes zur Energieautonomie zu leisten. Bis zu diesem Punkt gibt es weitgehende Übereinstimmung – die Meinungen gehen jedoch schlagartig auseinander, wenn über das „Wie“ diskutiert wird.Sehr schnell zeigt sich, dass bei vielen zwei Seelen in einer Brust wohnen: hier das Bekenntnis zur Energie aus Sonne, Wasserkraft, Biomasse oder auch Windkraft, auf der anderen Seite Ablehnung, sobald es um Maßnahmen vor der eigenen Haustür geht.
Dr. Wilfried Bertsch, der in wenigen Tagen nach siebeneinhalbjähriger Tätigkeit als Leiter der Landesraumplanung seinen Ruhestand antritt, brachte diesen Zwiespalt in seinem Statement auf den Punkt: persönlich sei er für die Windkraft, in seiner Funktion als oberster Raumplaner müsse er den Standpunkt der Landespolitik vertreten und der sei nun einmal zurückhaltend. Will heißen: es sollten zunächst Alternativen ausgelotet werden, die weniger Auswirkungen auf Natur und vor allem Landschaftsbild haben, ehe man sich dazu entschließt, Windräder zu errichten, die für unser Land eine neue Dimension bedeuten. Mit einer Nabenhöhe von rund 130 Metern überragen die geplanten Windräder nämlich auch die höchsten Gebäude des Landes um das Zwei- bis Dreifache.
Beispiel Donaukraftwerke
Was beim VN-Stammtisch leider nicht angesprochen werden konnte, weil die dafür kompetenten Fachleute fehlten, war die Frage einer „Windkraft-Beteiligung“. Was kluge Energiepolitiker und –fachleute vor vielen Jahrzehnten mit den Bezugsrechten von Strom aus Donaukraftwerken ausverhandelt haben, könnte auch eine Option für die Windenergie sein. Konkret: Wäre eine Art Kooperation oder Beteiligung an Windparks in Niederösterreich und Burgenland, wo sich längst Hunderte von Windrädern drehen und mehr Strom produzieren, als Zwentendorf je geliefert hätte, eine Alternative zu Windrädern am Pfänderrücken?
Im vereinten Europa sollten solche Überlegungen auch vor den Nachbarländern nicht Halt machen. Was in Niederösterreich und im Burgenland längst Alltag ist, setzt sich auch auf ungarischer oder slowakischer Seite nahtlos fort. Etwa in Hegyeshalom, wo vor 25 Jahren am 2. Mai 1989 Geschichte geschrieben wurde. Damals schnitten Soldaten das erste Loch in den Eisernen Vorhang und ermöglichten den ersten DDR-Flüchlinge den Weg in die Freiheit. Heute ist Hegyeshalom mit Dutzenden Windrädern wieder drauf und dran, als Windkraftvorreiter erneut Geschichte zu schreiben.
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