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Wildvögel nur selten Vogelgrippe - Überträger

©AP
Bregenz - Zwischen wildlebenden Enten und gehaltenen Hühnern, Enten und anderem Hausgeflügel gibt es kaum direkte Kontakte. Dies ist eines der Resultate, welche Forschende an der Tagung „Die Vogelgrippe – Wissen ist der beste Schutz“ am 12. und 13. Juni in Bregenz präsentierten.

Insgesamt über 80 Forschende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz der beiden Forschungsprogramme „Constanze“ und „Wildvögel und Vogelgrippe“ (WuV) diskutierten die neuesten Erkenntnisse zur Vogelgrippe.

Forschende der Vogelwarte Radolfzell am Max-Planck-Institut für Ornithologie beobachteten von Oktober 2007 bis Januar 2008 bei 12 Geflügelhaltungen rund um den Bodensee, welche Wildvögel sich in und um die Gehege aufhielten. In der Zeit kamen zwar immer wieder Haussperlinge, Buchfinken oder Aaskrähen vorbei, nie jedoch Wildenten oder andere Wasservögel. Dies ist bemerkenswert, da insbesondere Wasservögel im Verdacht stehen, die Vogelgrippe auf Hausgeflügel zu übertragen. Die Forschenden schliessen aus ihren Daten, dass eine Einschleppung der Vogelgrippe durch direkte Kontakte von Wildvögeln und Hausgeflügel eher selten sein muss.

Einen anderen Zugang wählten Forschende des Schweizerischen Tropeninstituts. Sie befragten knapp 4000 Geflügelhaltende, ob in ihren Haltungen Wildvögel einfliegen. In fast allen Freilandbetrieben wurden Klein-, Raben- und Greifvögel beobachtet. Deutlich seltener, in jedem sechsten Betrieb, wurde je ein Kontakt mit Wasservögeln festgestellt. Dabei flogen interessanterweise bei Haltungen in Seenähe oder mit Teichen nicht wesentlich mehr Wasservögel ein als in den übrigen Betrieben. Auch waren die Kontakte im Winter nicht häufiger als im Sommer, obwohl im Winter 10-mal mehr Wasservögel auf dem Bodensee sind.

Die Forschenden konnten auch wichtige Resultate zur Überwachung der Vogelgrippe präsentieren. Demnach sind so genannte Sentinellanlagen sehr effektiv, in denen Enten in Seenähe gehalten und regelmässig beprobt werden. In allen drei Anlagen rund um den Bodensee konnten mehrfach Grippeviren nachgewiesen werden. Dabei handelte es sich stets um so genannte niedrigpathogene Erreger, also wenig krankmachende. Ein hochansteckendes Virus wie das 2006 zirkulierende H5N1 wurde dagegen bisher nie festgestellt.

Bei der Tagung wurden viele weitere Resultate zur Ornithologie, zur Diagnostik und anderen Themen rund um die Vogelgrippe präsentiert. So gelang es der Universität Hohenheim im Rahmen von Laborversuchen nachzuweisen, dass Dreikantmuscheln niedrig pathogene Vogelgrippeviren aufnehmen und wieder abgeben können. Da einige der bisher mit hoch pathogenen Vogelgrippe-Viren infizierten Entenarten diese Muscheln fressen, könnte dies ein bisher unbekannter Infektionsweg sein.

Zudem konnte im “WuV”-Projekt des Landesgesundheitsamts (Stuttgart) ein Nachweisverfahren etabliert werden, das es ermöglicht, unter Laborbedingungen Influenza A-Viren in Wasserproben größeren Volumens nachzuweisen. Damit liessen sich Vogelgrippeviren aus Gewässerproben ohne direkte Beprobung der Vögel nachweisen.

Die Forschung am Bodensee geht weiter: Beide Forschungsprogramme “Constanze” und „Wildvögel und Vogelgrippe“ laufen bis 2009. Die Erkenntnisse werden helfen, die Geflügelhaltungen rund um den Bodensee und anderswo besser vor der Vogelgrippe zu schützen und verbesserte Kenntnisse über die Rolle der Wildvögel im Übertragungsgeschehen zu erlangen.

Aktuelle Berichte von der Tagung und weitere Informationen zu Constanze finden Sie unter www.projekt-constanze.info – und zu „Wildvögel und Vogelgrippe“ unter www.wuv-bw.de.

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