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Wiener sind "sehr bewegt"

&copy APA Herbert P. Oczeret / ORF
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In den Kaffeehäusern und Lokalen in Wien war das Interesse am ersten TV-Interview mit Natascha Kampusch groß. Im Cafe Soferl am Naschmarkt zeigte der Bildschirm ausnahmsweise kein Fußballspiel.

Vor Beginn unterhielten sich zwei Frauen, ob die Spendengelder, die jetzt für die 18-Jährige gesammelt werden, notwendig sind. Um 20.30 Uhr wurde es ruhig und alle Blicke richteten sich auf jenes Gesicht, auf das Fernsehpublikum in der ganzen Welt gewartet hat.

Sofort wird das Auftreten des Mädchens „analysiert“: Sehr schüchtern wirke sie, aber gut drücke sie sich schon aus, ein bisschen noch wie ein Kind. Der Kellner meint: „Sie sieht fröhlich aus, hat ein hübsches Gesicht. Ich finde, sie sollte jetzt Urlaub machen.“

Sobald ORF-Journalist Christoph Feurstein eine Frage stellt, werden kurz, aber heftig Meinungen ausgetauscht. Große Skepsis gegenüber den Medien wird laut: „Die Zeitungen haben sie viel selbstbewusster dargestellt“ und das Interview vermittle einen völlig anderen Eindruck von Natascha, als man davor hatte. Manche meinen, eine psychische Beeinträchtigung zu erkennen.

Als die junge Dame wieder das Wort ergreift, werden die Blicke wieder ernst, die Zigaretten in den Händen unbemerkt brennen ab. „Ihre Geschichte bewegt mich sehr“, sagt ein Mädchen. Ein Mann findet es traurig, dass sie sich gezeigt hat: „Jetzt ist sie den Medien ausgeliefert.“ Nach dem Interview bleiben viele Fragen offen. „Das war viel zu kurz“, sind sich die Zuseher im Cafe Soferl einig.

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