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Wiener Polizist wegen Doppelmordes vor Gericht: Inhalt der Anklageschrift

Am Fundort der Leichen in Trofaiach
Am Fundort der Leichen in Trofaiach ©APA
Am Donnerstag muss sich am Wiener Straflandesgericht ein Polizist verantworten, weil er im Oktober 2016 seine schwangere Freundin erschossen und tags darauf seinen kleinen Sohn erwürgt haben soll.
Kollegen griffen spät ein
Anklage wegen Doppelmords
Einvernahme des Polizisten
Frau erschossen, Sohn erwürgt
U-Haft verhängt - Suizidgefahr
Fundort der Leichen
Mordverdacht: Polizist verhaftet
Polizei überprüft Hinweise
Schwangere und Sohn abgängig

Die Verhandlung am 6. Juli 2017 unter Vorsitz von Richter Stefan Apostol ist für einen Tag anberaumt. Für den Angeklagten geht es um zehn bis 20 Jahre oder lebenslange Haft. Der 24-Jährige muss sich wegen zweifachen Mordes und wegen des Verbrechens des Schwangerschaftsabbruches ohne Einwilligung der Schwangeren verantworten.

Prozess in Wien: Geliebte sagt aus

Neben Freunden und Familie soll beim Prozess am Donnerstag auch eine junge Frau aussagen, die seit geraumer Zeit ein Verhältnis mit dem Angeklagten gehabt haben soll. Der Beschuldigte war mit dieser Frau, seinem Sohn und deren Kinder nur einen Tag, nachdem er seine Lebensgefährtin getötet hatte, auf einem Indoor-Spielplatz. Am Morgen nach diesem Ausflug brachte er laut Anklage auch seinen Buben um. Seinen Angaben im Ermittlungsverfahren zufolge war der Polizeibeamte in der Beziehung “todunglücklich”.

Wiener Polizist plante die Tat von langer Hand

Der junge Polizist dürfte die Tötung seiner Lebensgefährtin Claudia K. seit Wochen geplant gehabt haben. Diese sei “krankhaft eifersüchtig” und “kontrollierend” gewesen, hatte Daniel L. nach seiner Festnahme erklärt, wobei er seit Ende Juni 2016 eine Affäre zu einer anderen Frau pflegte, die er über eine Dating-Plattform kennengelernt hatte.

Als Motiv für das Erwürgen des kleinen Noah führte der Polizist bisher “Mitleid” ins Treffen. Er habe diesem ersparen wollen, ohne Mutter aufzuwachsen und seinen Vater im Gefängnis zu wissen.

Job an erster Stelle – Lebensgefährtin als “lästig” empfunden

Das Paar lernte sich im Jänner 2014 über ein Dating-Portal kennen, nur ein halbes Jahr später wurde die Frau schwanger. Als der 24-Jährige im Oktober 2015 in den Polizeidienst übernommen wurde und in seiner Arbeit aufging, fehlte dem jungen Mann zunehmend Zeit für seine kleine Familie. Die gebürtige Kärntnerin konnte sich nach dem Umzug nach Wien nur schwer einleben, sie wollte mehr Aufmerksamkeit von ihrem Lebensgefährten, der dieses Verhalten zunehmend als “lästig” empfand. Dennoch kam er dem Wunsch der Frau nach einem zweiten Kind nach, Claudia K. wurde erneut schwanger.

Als die Frau im Sommer 2016 den Führerschein in ihrer Kärntner Heimat machen wollte, zog sie samt Kind für eine Zeit lang zu ihren Eltern. Nur einen Tag nach ihrer Abreise suchte Daniel L. bereits auf einem Dating-Portal nach anderen Frauen. Eine junge Frau, die sich als “Single mit Kind” präsentierte, fiel dem 24-Jährigen gleich ins Auge. Er ließ die Frau im Glauben, dass er seit einem Jahr Single sei und mit seiner in Kärnten lebenden “Ex” einen Sohn hätte. Aus einem harmlosen Flirt über den Messenger-Dienst WhatsApp wurde rasch eine Affäre.

Polizist hatte Geliebte – Szenen wegen Eifersucht

Dass der Polizist mit seiner Geliebten in ständigem Kontakt war, bekam mit der Zeit auch Claudia K. mit. Der 24-Jährige beruhigte seine Lebensgefährtin jedoch damit, dass es sich bei der Frau über WhatsApp lediglich um eine Arbeitskollegin handelte. Dennoch ließ Claudia K. nicht locker und es kam immer wieder wegen Eifersucht zu heftigen Auseinandersetzungen. Dennoch führte der 24-Jährige sein Doppelleben weiter, wobei seine Situation aufgrund der Lügen immer schwieriger wurde.

Erster Tötungsversuch – und Erwerb einer Axt

Im September 2016 soll er laut Anklage zum ersten Mal darüber nachgedacht haben, seine schwangere Freundin zu töten. Über das Handy googelte er Begriffe wie “Genick brechen”, wie die Ermittler herausfanden. Den ersten Tötungsversuch dürfte er am 26. September 2016 unternommen haben, als er den Hals seiner Freundin packte und von hinten würgte, als sich die Familie für einen Ausflug auf den Kinderspielplatz fertig machte. Claudia K. konnte sich befreien, der 24-Jährige versicherte, ein Blackout gehabt zu haben. “Es tut mir unendlich leid was da passiert ist ich hab selber Angst vor mir!”, schrieb er in seiner SMS an sie ohne Punkt und Komma. Nur vier Tage nach der Attacke kaufte er bei einem Baumarkt eine Axt und Müllsäcke und versteckte sie unter dem Bett, die laut Anklage zur Entsorgung der Leiche dienen sollten.

Claudia K. entdeckte die Sachen, der Angeklagte stellte sich jedoch auf Nachfragen dumm; er wisse nicht, was er gekauft habe. Die Frau gab die Sachen dem Baumarkt zurück. Anfang Oktober wurden seine Tötungsabsichten laut Anklage immer konkreter. Als Waffe sollte seine Dienstwaffe herhalten, was seine Google-Suche nach “Schuss mit Kissen dämpfen”, “Kopfschuss” oder u.a. “Hinrichtung durch Kopfschuss – was für ein Schadensbild” zeigte. Dafür holte er seine Glock aus der Dienststelle und versteckte sie in der Wohnung.

Angeklagter wollte “das Ganze nun zu Ende bringen”

Am 2. Oktober 2016 “fasste der Angeklagte den Entschluss, das Ganze nun zu Ende zu bringen”, heißt es aus der Anklage. Nach einem neuerlichen Streit zog sich Claudia K. weinend ins Schlafzimmer zurück, der Angeklagte folgte ihr, holte aus dem Schlafzimmerkasten die Waffe und schoss der Frau in den Kopf. Die Leiche legte er in die Badewanne. Um keinen Verdacht zu erwecken, schrieb er der Mutter seines Opfer eine SMS, da diese intensiven Kontakt pflegten.

Zeitgleich vereinbarte er mit seiner Geliebten, deren Kindern und seinem Sohn ein Treffen auf einem Indoor-Spielplatz in der Donaustadt. Bei seiner Rückkehr am Abend beseitigte er die Blutspuren in der Wohnung. Am nächsten Tag beantragte er Pflegeurlaub und erwürgte sein Kind, nachdem er ihm Frühstück gemacht hatte. Beide Leichen versteckte er im Keller.

Claudia K. wurde vermisst – Leichenfund in Trofaiach

Da sich Claudia K. nicht mehr bei ihrer Familie meldete, machten sich ihre Mutter und ihre Freundin zunehmend Sorgen. Die beiden alarmierten schlussendlich die Polizei. Trotz im Stiegenhaus und im Aufzug entdeckter Blutspuren wurden die Beamten zunächst nicht tätig, sodass der 24-Jährige genügend Zeit hatte, um die Leichen von Wien in seine steirische Heimat nach Trofaiach zu bringen und dort zu verstecken. Als ihm die Kollegen vom Landeskriminalamt Wien dann doch auf die Schliche kamen, ihn in der Steiermark verhören wollten, gestand er, seine Freundin und sein Kind getötet zu haben, und führte die Polizisten zu den Leichen.

(apa/red)

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