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Wiener mögen Reptilien

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Nicht jeder bevorzugt ein kuscheliges Haustier: viele Wiener halten sich lieber Reptilien. Wer am Boom partizipieren will, bekommt im „Reptilienzentrum“ im Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus alles, was kreucht und fleucht.

Echsen und Frösche gibt es dort ebenso wie Leguane, Schildkröten, Schlangen und Vogelspinnen.

Familienbetrieb

Das „Reptilienzentrum“ – laut eigenen Angaben das einzige seiner Art in Österreich – ist ein echter Familienbetrieb. Vor 20 Jahren haben die beiden Brüder Gerhard und Martin Polaschek ihr Hobby zum Beruf gemacht und ihr ersten Geschäft aufgebaut. Nun haben sie bis zu 3.000 Kunden jährlich, Tendenz steigend. Außerdem beliefern die Geschwister auch Großmärkte und Zoos. 90 Prozent aller verkauften Tiere züchten sie auf 800 Quadratmetern selbst – in einer ehemaligen Supermarktfiliale im Bezirk Mariahilf.

Die Kunden kommen aus ganz Europa: Sogar im fernen Schweden verlässt sich ein Reptilienfreund auf die Qualität der Wiener Züchter. Den typischen Reptilienhalter gebe es dabei nicht. Dieses Hobby ziehe sich durch alle Bildungs- und Altersschichten, meinte Martin Polaschek im Gespräch mit der APA. Der älteste ihrer Kunden käme bereits auf 80 Jahre.

Zurück zur Natur?

Rund 50.000 Reptilienhalter gebe es bereits in der Bundeshauptstadt, schätzt Bruder Gerhard. Den Menschen gehe in unserer Zeit die Natur verloren, die sie sich mit den Wildtieren wenigstens stückweise wieder zurückholen könnten, ist er überzeugt. Bartagamen (kleine Echsen, Anm.) oder auch der grüne Leguan seien klassische „Einsteigertiere“. Sie würden nicht zu groß und seien relativ unkompliziert. Besonders leicht zu halten seien auch die beliebten Vogelspinnen.

Bereits ein Drittel des Umsatzes wird via Internet abgewickelt. Wer beim Haustierkauf sein Haus nicht verlassen will, legt einfach den gewünschten neuen Mitbewohner in den virtuellen Einkaufswagen. Damit der neue Liebling auch zu Essen hat, packt man die Baby-Maus für einen Euro, die große Wanderratte für drei Euro oder andere Futtertiere bei. Wenn kein entsprechender Zoo-Händler in der Nähe ist, der von den Polascheks beliefert wird, kommt die Ware frei Haus.

Wer es nicht übers Herz bringt, dem eigenen Haustier andere Tiere zum Fraß vorzuwerfen, kann auch auf nicht mehr lebendes Futter ausweichen. Das Angebot an Dosenprodukten reicht von den 50 gefriergetrockneten Grillen über gekochte Heuschrecken und ebenso verarbeitete Bambusmaden. Auch für die hungrigen Lieblinge hat diese Art der Ernährung angeblich Vorteile: Dank des Kochprozesses soll der Chitinpanzer weicher und damit leichter verdaubar werden.

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