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Wiener Linien-Stimme Franz Kaida verabschiedet sich nach 40 Jahren

Der Mann hinter der Stimme der Wiener Linien: Franz Kaida
Der Mann hinter der Stimme der Wiener Linien: Franz Kaida ©APA/GEORG HOCHMUTH
Diese Stimme kennt in Wien so gut wie jeder: Über 40 Jahre lang war Franz Kaida bei den Wiener Linien aktiv und erklang in U-Bahn, Bus und Bim, wo er die Stationsnamen durchsagte. Was Öffi-Fahrer wollen, weiß der beliebte Sprecher ganz genau. Ohne Sentimentalitäten nimmt er nun Abschied - seine Nachfolge wird eine Frau antreten.
Ansagen künftig weiblich

Seit 1968 sagte Franz Kaida den Wiener Öffi-Benutzern, wo es lang geht – sprich: in welche Station die U-Bahn, Bim oder der Bus als nächstes einfährt und welche Umsteigmöglichkeiten es dort gibt. Nun suchen die Wiener Linien eine weibliche Nachfolge für den 70-Jährigen. Er gehe “ohne besondere Emotionen” und “ohne Wehmut”, erlaubt sich Kaida keinerlei Sentimentalitäten zum Abschied.

Die Bekanntheit seiner Stimme hatte dem Ingenieur im Lauf der Jahre jedenfalls nicht nur einige Werbejobs verschafft, sondern auch private Bitten – etwa gesprochene Glückwünsche für die “90-jährige Großmutter” – eingebracht, wie er im APA-Interview erzählte.

So wurde Kaida zur bekanntesten Stimme Wiens

Kaida stieß Anfang der 1960er Jahre zu den Verkehrsbetrieben und war dort u.a. mit Sicherheitsfragen beschäftigt. Daneben baute er die Öffentlichkeitsarbeit mit auf, organisierte Tage der offenen Tür oder Ausstellungen. Als die Wiener Linien 1968 die schaffnerlose Zeit einläuteten, suchte man eine Stimme für die automatisierten Stationsdurchsagen: “Das Unternehmen hat eine Lösung gesucht und diese Lösung war letztendlich ich.”

Auf seine Stimme sei man im Zuge einer damaligen Öffi-Ausstellung im Technischen Museum aufmerksam geworden, für die er einige Erklärungstexte auch vertont hatte. Kaidas Vorteil: Er war vor den Verkehrsbetrieben beim Rundfunk tätig gewesen und hatte insofern bereits eine Sprecherausbildung absolviert. Der Auftrag der Unternehmensleitung sei gewesen, dass die Ansagen durchaus wienerisch – wenn auch nicht im breiten Dialekt – klingen sollten: “Öffi-Fahrer wünschen sich kein Theaterstück, keine theatralisch vorgebrachten Stationsnamen.” Die monotone Sprachmelodie sei durchaus gewollt, um nicht aufdringlich zu wirken – denn: “Nur wenige brauchen die Durchsagen wirklich, weil sie ohnehin jeden Tag die gleiche Strecke fahren.”

Technische Troubles am Anfang

Am Anfang kamen Kaidas Stationsinfos von Tonbandkassetten, was äußerst aufwendig war: “Wenn sich auch nur ein Wort geändert hat, musste man die komplette Linie neu aufnehmen.” Deshalb habe er bis zu zwei Tage pro Woche im Tonstudio verbracht. Mit der Digitalisierung sei dann viel Arbeit weggefallen, da viele Ansagen aus dem Archiv zusammengeschnippselt wurden. “Für die Ersatzstraßenbahnen während der U1-Sperre war es überhaupt nicht notwendig, eine einzige Ansage zu machen”, nannte Kaida ein aktuelles Beispiel. So stand er zuletzt nur noch etwa einmal im Monat vor dem Studiomikrofon.

Stimmlich erkannt wird er immer wieder, was auch zu unfreiwillig skurrilen Situationen führen kann. Als Kaida sich einmal in der U-Bahn unterhielt, erntete er bissige Blicke einer unweit stehenden älteren Dame, die ihn schließlich anschnauzte: “Hean S’ endlich auf und tun S’ nicht dauernd den nachäffen, der da oben redet.” Kaidas mitfahrender Kollege klärte die Sache schließlich auf. Sich ständig selbst in den Öffis zu hören, sei er längst gewöhnt.

Auch in der Werbung gefragt

Seine Omnipräsenz im Wiener Alltag bescherte Kaida eine Reihe von Werbeengagements. Der Bogen reicht von einer Schwarzseherkampagne im Rundfunk bis hin zu Reiseveranstaltern oder die Besprechung von Anrufbeantwortern für Volkshochschulen. Angebote für Unternehmen, die in Konkurrenz zu den Wiener Linien stehen, lehnte er jedoch ab: “Für mich war es normal, nicht für Taxi XY Werbung zu machen.”

Daneben gab und gibt es immer wieder private Anfragen – etwa hinsichtlich akustischer Glückwünsche für die “90-jährige Großmutter” oder a la “Ich wohne dort und dort, da gibt es zwar keine Haltestellenansage, aber ich hätte gerne eine”. Er habe versucht, das nicht überhandnehmen zu lassen, aber “das war teilweise so lieb geschrieben, dass man gar nicht Nein sagen konnte”.

Große Fußstapfen für Kaidas Nachfolgerin

Was seine akustische Nachfolge betrifft – die Wiener Linien suchen derzeit anlässlich einer akustischen Rundumerneuerung nach einer Frauenstimme für die Ansagen -, will Kaida öffentlich “keine guten Ratschläge” geben – denn: “Die Entscheidung, wer wie was macht, liegt nicht bei mir.” Er habe allerdings schon Vorstellungen, was man besser machen könne und diese auch im Gespräch mit der Geschäftsführung deponiert. Umtriebig will er trotz seines bevorstehenden Abgangs bleiben – u.a. als Präsident des “Verbands Österreichischer Sicherheits-Experten” und Leiter einer Arbeitsgruppe für österreichische Arbeitsschutzstrategie. “Fad wird mir nicht”, versicherte Kaida zu seinem Wiener Linien-Abschied.

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