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Wiener FP-Chef als letzte blaue Hoffnung

Heinz-Christian Strache |&copy APA
Heinz-Christian Strache |&copy APA
Heinz-Christian Strache wird am Samstag aller Wahrscheinlichkeit nach zum neuen FPÖ-Chef gewählt - 35-Jähriger bereits seit 1991 in der Politik.

Der eloquente Rechtsausleger ist der letzte Hoffnungsträger für die durch die BZÖ-Abspaltung finanziell, personell und organisatorisch gebeutelte Traditionspartei. Potenzial besitzt der 35-Jährige, er spricht frei und eindringlich, scheut Populismus nicht und will mehr oder weniger an die Tradition aus Oppositionszeiten anschließen. Umstritten ist vor allem seine Ausländerpolitik, Handicap und Chance zugleich ist, dass Strache noch nie eine Wahl schlagen musste.

Bis vor kurzem bundespolitisch noch ein unbeschriebenes Blatt, dürfte der gelernte Zahntechniker in Salzburg jedenfalls seinen Sturm an die FPÖ-Spitze abschließen. Strache, seit März 2004 FP-Landesparteiobmann in Wien, wurde schon lange als politischer Rechtsaußen mit starkem Rückhalt in traditionellen FPÖ-Kreisen gehandelt. Für Aufsehen sorgte er etwa im Vorjahr, als er am 8. Mai, dem Jahrestag der Kapitulation Hitler-Deutschlands, die Totenrede bei der „Heldenehrung“ der national-freiheitlichen Burschenschaften hielt. Unterstützung erhielt er wiederholt vom EU-Abgeordneten Andreas Mölzer und von Volksanwalt Ewald Stadler.

Strache auf traditioneller FPÖ-Linie

Auch in seinen thematischen Schwerpunkten zeigte sich Strache immer auf traditioneller FPÖ-Linie mit den Schwerpunkten Ausländer, Asyl und Kriminalität. Bestätigt hat er das mit seiner jüngsten Plakatkampagne, in der er mit den Slogans „Wien darf nicht Istanbul werden“ und „Er sagt, was Wien denkt“ für sich wirbt. Vor heftigen Attacken Straches waren auch ÖVP-Regierungsmitglieder nicht gefeit. Den früheren Innenminister Ernst Strasser kritisierte er regelmäßig, dessen Nachfolgerin Liese Prokop attackierte er als „Linke Liesl“.

Geboren wurde Strache am 12. Juni 1969 in Wien. Nach Abschluss seiner Lehre wurde er 1991 mit nur 21 Jahren Bezirksrat. Zwei Jahre später gründete er sein Dental-Labor, im selben Jahr wurde er FPÖ-Bezirksobmann in Wien-Landstraße. 1996 kam er in den Wiener Gemeinderat, 1999 war er Landeswahlleiter im Nationalratswahlkampf. Im Jahr 2001 wurde er stellvertretender Klubobmann im Rathaus, 2002 Landesobmann-Stellvertreter. Im März 2004 folgte er Hilmar Kabas in der Funktion als Wiener Landesparteiobmann nach.

Große Hoffnung der FPÖ

Strache galt lange als großer Anhänger Jörg Haiders, er hatte sich wiederholt für dessen Rückkehr an die Parteispitze ausgesprochen. Zuletzt häufte sich aber die Kritik an seinem ehemaligen Vorbild. Strache, seit Juni des Vorjahrs als Gabe an das ganz rechte Lager Parteivize, verurteilte dessen Abspaltungstendenzen und legte im März nach einer Entmachtung seines Flügels durch die damalige Obfrau Ursula Haubner seinen Stellvertreter-Posten zurück.

Nach dem orangenen Abflug ist er nun gefordert. Ohne Strache wird den Freiheitlichen kaum eine Überlebenschance gegeben. Seine erste Bewährungsprobe wird er spätestens im nächsten Frühling bei den Landtagswahlen haben, wo der FPÖ-Landeschef nach Meinung von Beobachtern gute Chancen hat, dem BZÖ eine psychologisch wichtige Niederlage zuzufügen.

Strache hat in die Gastronomen-Familie Plachutta geheiratet und ist Vater von zwei Töchtern und zwei Söhnen. Viel Wert legt er auf körperliche Ertüchtigung: Laut FPÖ-Website sind Snowboarden, Fußball, Tennis, Wildwasserpaddeln und Kung-Fu seine Hobbies. Er kann auf diverse Schülerliga-Erfolge etwa im Judo oder Tischtennis verweisen. Sportlich zeigte sich Strache auch bei einer Auseinandersetzung abseits des politischen Parketts: Eine Meinungsverschiedenheit mit einem Salzburger Arzt klärte er beim „sportlichen Fechten“. Das Wort „Duell“ lehnte er als Bezeichnung für diese Auseinandersetzung unter Burschenschaftern stets ab.

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