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Wie geht es mit Vettel bei Ferrari weiter?

©Ferrari's German driver Sebastian Vettel talks to one of his mechanics before the third practice session of the Austrian Formula One Grand Prix in Spielberg on June 29, 2019. (Photo by ANDREJ ISAKOVIC / AFP)
Redaktion redaktion@vol.at
Ein Auslaufmodell? Sebastian Vettel scheint am neuen Ferrari-Liebling Charles Leclerc zu verzweifeln.
Leclerc-Sieg in Monza

Sebastian Vettel zupfte immer wieder an seiner Unterlippe. Er zog den roten Kragen seiner Regenjacke im wohltemperierten Motorhome von Ferrari nach oben, als wolle er sich dahinter verstecken. Ein Lächeln suchten Beobachter vergeblich. "Ich liebe noch immer, was ich mache, aber wenn du es nicht gut machst, kannst du auch nicht glücklich sein", räumte Vettel ein. Dem viermaligen Formel-1-Weltmeister droht das schlechteste WM-Abschneiden, seit er für Ferrari fährt.

Vettel: Selbst demontiert

Auf der Strecke hatte Sebastian Vettel sich bereits selbst demontiert, den Rest übernahmen dann Italiens Gazetten. Nach seinem desaströsem Ferrari-Heimspiel und Platz 13 in Monza hagelte es für den viermaligen Formel-1-Weltmeister nur noch beiläufigen Spott - die Zeitungen sangen stattdessen Loblieder auf den neuen Liebling. Das Ende der Ära Vettel in Maranello ist eingeläutet. Die Ära Charles Leclerc hat begonnen.

Leclerc erobert die Fan-Herzen

Der siegreiche Ferrari-Rookie habe "in knapp sechs Monaten alles erobert: Die Scuderia, die Liebe der Fans und wahrscheinlich die ganze Zukunft Ferraris. Sein Triumph gleicht einer Krönung", schrieb die Gazzetta dello Sport. Der Corriere dello Sport bezeichnete Leclerc als "Phänomen" und sah "ein Rennen zum Vergessen für Vettel, der immer tiefer in seine Krise versinkt." Auch La Stampa zeichnete diesen Gegensatz und attestierte Vettel eine "verheerende Leistung".

Ein neuer Tiefpunkt

Seit dem Deutschland-Grand-Prix im Vorjahr hat er in sieben weiteren Rennen Punkte und Erfolge für das Team durch Patzer weggeworfen. Vettels doppeltes Malheur vor den Augen der Tifosi und auf einer Strecke, die den Stärken seines Boliden entgegenkommt, war jedoch der vorläufige Tiefpunkt dieser Entwicklung.

Der Schaden von Monza ist zu groß

Die Wende zum Positiven ist Vettel kaum noch zuzutrauen, zu groß ist der Schaden von Monza, zu groß ist nun der Rückhalt für Leclerc, dessen Selbstvertrauen nochmals gestiegen ist. Und damit steht auch Vettels Zukunft infrage.

Er hat noch einen Vertrag für die kommende Saison, doch die Zweifel daran, dass er diesen erfüllt, werden mit jedem Rückschlag lauter. Eine Saison als Wasserträger zum Ausstand bei Ferrari, das passt eigentlich nicht zu Vettels großer Karriere und zu seinem Selbstverständnis. Zudem wäre der Deutsche eine ziemlich teure Nummer zwei.

Teamchef Mattia Binotto versicherte in Monza zwar, dass auch in Zukunft der schnellere Fahrer den Vorzug erhalte. Leclerc mühte sich derweil, Vettel starkzureden. "Er ist ein herausragender Fahrer. Ich habe viel von Sebastian gelernt, er besitzt viel Erfahrung, arbeitet sehr methodisch und ist detailbesessen", sagte er.Von Vettels Routine wird Leclerc wohl auch in Zukunft profitieren wollen. Seinen Status bei Ferrari wird er aber wohl nicht mehr hergeben.

Sebastian Vettel (Foto: Andrej Isakovic / AFP)

1. Vettel hat sich selbst demontiert

Vettel hat sich mit zahlreichen Aussetzern bei den Italienern selbst demontiert und seinem Ruf geschadet. Monza war der Tiefpunkt einer negativen Entwicklung, die im Vorjahr beim Deutschland-Grand-Prix ihren Anfang genommen hat.

2. Fehler nicht mehr entschuldbar

Vettel ist ohne Frage ein exzellenter Pilot, seine Erfolge sprechen für sich. Dem großen Druck scheint Vettel jedoch nicht mehr gewachsen zu sein - Bahrain, Großbritannien, Kanada oder nun Italien: Auf diesem Niveau, in dieser Häufigkeit und in diesem Team sind derartige Fehler nicht mehr entschuldbar.

3. Kein Sieg in den letzten 12 Monaten

Vettel hat seit über einem Jahr kein Rennen gewonnen. Nicht immer lag es an ihm, nicht immer war sein Auto konkurrenzfähig. In Spa und nun in Monza war es das jedoch, das stellte Ferrari-Rookie Charles Leclerc unter Beweis, der beide Rennen gewann und so zum neuen starken Mann bei den Roten aufgestiegen ist.

4. Unwürdiges Karriere-Ende droht

Sebastian Vettel Foto: Andrej Isakovic / AFP)

Was wird jetzt aus Vettel? Will sich ein Champion wie er mit der Rolle als Wingman eines 21 Jahre alten Jungspundes zufrieden geben? Flüchtet er zu einem anderen Team? Hört er sogar ganz auf? Vettels Vertrag läuft bis 2020. Der 32-Jährige wird sich seine Gedanken machen. Es droht ein unwürdiges Ende einer großen Karriere.

5. Schafft Vettel die Wende?

Vettel braucht nun Siege. Die Wirkung seines Patzers und des Sieges seines Teamkollegen in Ferraris Heimat ist nicht zu unterschätzen. Die Wende ist Vettel nur schwer zuzutrauen.
(Quelle: dpa, SID)

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