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Wie der Klimawandel Vorarlberg belastet und was Hoffnung gibt

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Seit 15 Jahren vergeben die Vorarlberger Nachrichten den Klimaschutzpreis.

Es sind Projekte, die die Kraft haben, den Klimawandel zu bekämpfen oder zumindest Möglichkeiten zur Anpassung zu finden. Bei einer Klima-Sondersendung bei Vorarlberg LIVE im Gespräch mit VN-Chefredakteur Gerold Riedmann berichteten drei Gäste aus der Praxis, wie der Klimawandel bereits Vorarlberg trifft, das Land verändert und was Grund zur Hoffnung gibt.

Wichtige Verbündete sind die Wälder. Europas Wälder und Holzprodukte reduzieren derzeit den CO2-Fußabdruck der EU-Mitgliedsländer um rund zehn Prozent im Jahr. "Generell sind die Wälder in Vorarlberg in einem recht guten Zustand. Aber durch den Klimawandel kommen unterschiedliche Baumarten unter Stress. Aber die Natur weiß sich zu helfen", sagt Andreas Amann, Vorstand der Abteilung Forstwesen in der Vorarlberger Landesregierung. Ein Ablaufdatum habe etwa die Fichte, vor allem in tieferen Lagen. Gegenspieler wie der Borkenkäfer und längere Trockenperioden werden länger. 

Hoffnungsbaumart Eiche

Amann experimentiert schon seit Jahrzehnten damit, welche Baumarten die Hitzebelastung besser durchhalten. "Die Eiche ist eine Hoffnungsbaumart, die haut nichts so schnell um. Es ist auch eine heimische Art, die in den Tieflagen immer schon war. Viele Bäume wandern durch die Hitze einfach ein oder zwei Stockwerke hinauf." Doch auch mit anderen Bäumen werden aufgrund der Waldstrategie des Landes verstärkt eingesetzt, um künftig ein breites Portfolio zu haben. Amann beruhigt: "Auch in 30 Jahren wird es weiterhin einen Wald geben. Der Laubholzanteil wird zwar steigen. Aber der Umbau von Wäldern ist ein Jahrhundertprojekt."

Viel zum Thema Biodiversität und Artenschwund hat Ruth Swoboda zu berichten. Sie kümmert sich als wissenschaftliche Direktorin bei inatura nicht nur darum zu dokumentieren, wie sich Flora und Fauna in Vorarlberg verändern, sondern auch, dass das Wissen darum bei allen Generationen nicht verloren geht. "Der Verlust von Biodiversität ist dramatisch. Es ist vor allem auch eine Krise, die wir nicht rückgängig machen können", sagt sie. In Vorarlberg gebe es noch "fantastische Flächen in den Berg- und Hanglagen". Aber in den Tallagen sehe es oft nicht mehr so gut aus, was die Biodiversität angeht. "Es gibt nur noch wenige Arten, wo es einen Aufschwung gibt", sagt die Biologin. 

Inselphänomene wie der Tausendfüsslerbefall im Walgau sei auch eine Folge der Erderwärmung und der Globalisierung. "Durch verschiedene Transportwege kommen unterschiedliche Insekten zu uns. Aufgrund der Erwärmung können sie gut überwintern und sich mehrmals im Jahr fortpflanzen", sagt Swoboda. 

Bodensee mit Trinkwasserqualität

Es gibt auch Beispiele, die Hoffnung geben. Der Bodensee ist ein Paradebeispiel dafür, dass man mit gemeinsamer Anstrengung über die Grenzen hinweg und viel Herzblut es geschafft hat. "In den 70er-Jahren wurde er noch als verfaulendes Gewässer deklariert." Nun sei der drittgrößte Binnensee in Europa ein See mit Trinkwasserqualität. Junge Menschen sind so verärgert und wütend, dass sie sich festkleben. "Ich verstehe den Drang nach Aktivismus. Aber genau diese Aktionen brauchen einen langen Atem, bis diese Veränderungen sichtbar werden." Auch die Einzelnen haben Hebel: Ernährung, Kleidung, Mobilität - das seien alles Punkte, die auch persönlich gut tun. Mit diesem Hochgefühl, dass man wirklich etwas durchsetzen kann, kann der lange Atem bleiben. "Denn den werden wir brauchen."

Österreich erlebte den sechstwärmsten Winter seit Beginn der Aufzeichnungen: um 2,8 Grad wärmer als das Mittel zwischen 1060 und 1990. Das hat Folgen für den Winterurlaub. Hannes Waldner ist Geschäftsführer des Schigebiets Schetteregg: "Unsere Geschäftsgrundlage der Schnee war vor vielen Jahren noch sehr zuverlässig da, darauf ist heute kein Verlass mehr." Auf 1000 Metern drängt sich auch die Frage auf, wie lange auch Schneekanonen noch Zukunft haben. Der Aufwand sei enorm, die Energiepreise verschärfen die Lage. "Es stellt sich die frage, wie lange es noch Sinn mache, sich gegen den Klimawandel, die Natur zu wehren. Was für mich klar ist auf 1000 Meter: Das klassische Schigebiet kann es nicht bleiben."

"Ausnahmewärme" um Weihnachten

Das Angebot verändert sich auch in dem Familienbetrieb. "Es ist dringend notwendig, zum Ganzjahresbetrieb zu werden. Da tut sich im Sommer auch wegen des Klimawandels mehr auf, muss man leider sagen." Die "Ausnahmewärme" rund um Weihnachten müsse man eigentlich schon jedes Jahr einplanen. Nur noch auf 90 Tage Wintersaison wird man sich nicht mehr verlassen können. "Wir brauchen 365 Tage im Jahr in denen guter, nachhaltiger Qualitätstourismus angeboten wird."

Es ist zwar noch etwas Zeit, bis der nächste Klimaschutzpreis im Herbst 2024 vergeben wird. Aber wir beginnen bereits jetzt mit der Sichtung erster Projekte. Falls Sie Ideen haben, Initiativen starten wollen oder Projekte bereits umsetzen: Bewerben Sie Sich für unseren Klimaschutzpreis 2024 unter klima.vn.at. Wir freuen uns über Einsendungen und Anregungen.

(VOL.AT/VN)

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