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Whaley: Angst vor Dammbruch - neuer Regen setzt ein

Die Lage im englischen Whaley um den beschädigten Damm ist sehr kritisch.
Die Lage im englischen Whaley um den beschädigten Damm ist sehr kritisch. ©APA/AFP
Eine kleine Chance tat sich im englischen Whaley auf: Statt der bereits für Sonntag angekündigten schweren Gewitter setzte erst in der Nacht zum Montag leichter Regen ein. In der Zwischenzeit arbeiteten rund 20 Hochleistungspumpen beim Toddbrook Reservoir, einem Stausee in Nordengland, in einem Wettlauf gegen Zeit und Wetter, um den Pegel in dem Reservoir weiter unter eine kritische Marke abzusenken. Bis Sonntagnachmittag war es gelungen, mehr als ein Drittel des Wassers abzupumpen.
Einsatzkräfte arbeiten auf Hochtouren
Angst vor Dammbruch

Mehr als 1500 Einwohner des Städtchens Whaley Bridge südöstlich von Manchester waren in den vergangenen Tagen in Sicherheit gebracht worden. Weitere 55 Häuser mussten angesichts der schlechten Wetterprognose noch am Samstagabend evakuiert werden. Alle Betroffenen durften zunächst für kurze Zeit Haustiere, Medikamente und andere persönliche Gegenstände aus den Gebäuden holen. Am Sonntag wurde aber auch dies angesichts der Lebensgefahr verboten.

Warnungen ignoriert

Dennoch ignorierten nach Angaben der Polizei mindestens 31 Menschen alle Warnungen und hielten sich weiter in ihren Häusern auf. "Wir haben die Gegend nicht ohne Grund evakuiert", sagt die stellvertretende Polizeichefin Rachel Swann. Wer auch immer in der Zone bleibe, riskiere sein Leben, aber auch das der Rettungsmannschaften.

Rettungsboote schon vorbereitet

Einsatzkräfte versuchten verzweifelt, die Struktur des beschädigten Bauwerks aus dem 19. Jahrhundert zu stützen und den Wasserstand weiter zu senken. "Die Ingenieure sind sehr beunruhigt", sagte Feuerwehrchef Terry McDermott. In der Grafschaft Derbyshire hatte es in den Tagen zuvor ungewöhnlich stark geregnet. Binnen 48 Stunden gab es so viel Niederschlag wie sonst in eineinhalb Monaten. Für den Fall eines Dammbruchs hatten die Feuerwehren bereits sechs Rettungsboote in dem Gebiet bereitgestellt.

Auch die Umweltbehörde half mit und warnte die Bevölkerung.

Johnson zu Besuch

Premierminister Boris Johnson versuchte, den Einwohnern Mut zu machen. "Notfallhelfer, Ingenieure und Angehörige der Royal Air Force arbeiten rund um die Uhr, um den Damm zu reparieren", sagte er bei seinem Besuch am Freitag. In der Kleinstadt wurden Sorgen laut: "Sollte der Damm brechen, wäre wahrscheinlich der ganze Ort weg", sagte ein Mann der Zeitung "Derbyshire Telegraph". Er musste mit seiner Frau wie viele andere sein Haus verlassen. Viele kommen bei Verwandten oder Bekannten unter, auch in Notunterkünften sind Menschen untergebracht. Viele haben Angst, dass die leerstehenden Häuser geplündert werden könnten.

Massive Überflutungen möglich

Der Pegelstand des Flusses River Goyt könne schnell steigen, sollte Wasser aus dem Staudamm austreten, teilte die Umweltbehörde mit. Experten befürchteten, dass ein beschädigter Überlauf endgültig einbrechen und "massive Überflutungen" auslösen könne. Immerhin enthalte das um 1830 gebaute Reservoir normalerweise rund 1,3 Millionen Tonnen Wasser. Die jährliche Inspektion fand nach Angaben der Binnenwasser-Verwaltung im November statt.

(DPA/Red.)

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