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Werner Faymann stürmt an die SPÖ-Spitze

Werner Faymann stürmt an die SPÖ-Spitze - wenngleich vorläufig "nur" als geschäftsführender SPÖ-Vorsitzender.

Angesichts der seit Monaten schwelenden Debatte um SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer und der innerparteilichen Krise zog das SPÖ-Präsidium offenbar am Montag die Notbremse. Mit der Kür des 48-jährigen Faymann dürfte die Debatte um die SPÖ-Führung zumindest vorläufig beendet sein.

Dass Faymann, der immer wieder als “Kronprinz” der Partei tituliert wurde ,damit auch der nächste Kanzlerkandidat der SPÖ sein wird, hat er selbst entkräftet. Allerdings wird allgemein erwartet, dass die Tage Gusenbauers an der Parteispitze gezählt sind.

Faymann galt jahrelang als “ewiger Anwärter” für höhere SPÖ-Weihen. Er war zwölf Jahre Wohnbaustadtrat in Wien und übersiedelte Anfang 2007 als Infrastrukturminister in die Regierung Gusenbauer. Der ehrgeizige und nach außen ruhig und besonnen wirkende Politiker war bereits für alle möglichen Ämter auf Bundesebene ins Spiel gebracht worden. Motor der Entscheidung, ihn nun zum geschäftsführenden SPÖ-Chef zu machen, dürfte Bürgermeister Michael Häupl gewesen sein. Faymann war ja auch nachgesagt worden, Häupl einmal als Bürgermeister abzulösen. Das zumindest dürfte vorbei sein.

Medial ist Faymann gern gesehener Gast in der “Kronen Zeitung”. Zu Herausgeber Hans Dichand wird ihm ein inniges Verhältnis schon seit sozialistischen Jugendtagen nachgesagt. Überhaupt gilt Faymann als geschickter und einflussreicher Mann mit ausgezeichneten Medienkontakten.

So war Wolfgang Jansky, bevor er Geschäftsführer bei der Gratiszeitung “Heute” wurde, Faymanns Pressesprecher. Berühmt sind auch die über Bauträger finanzierten Wohnbeilagen in heimischen Tageszeitungen, die quasi als Nebeneffekt für eine Fülle strahlender Fotos des Stadtrats vor blitzblanken Neubauten sorgten. Abseits davon gilt Faymann im Umgang mit Journalisten als eher distanziert.

Im SPÖ-internen Ränkespiel wurde Faymann immer als Gusenbauer-Mann – und damit als Antagonist Häupls – gehandelt, auch wenn beide dies öffentlich immer abstritten. Trotzdem: Beim Donauinselfest 2006 sah man Faymann nicht in Häupls Tross, sondern als Begleiter Gusenbauers. Und böse Zungen sehen den Konnex zu Gusenbauer darin zementiert, dass der bereits genannte Jansky mit Frauenministern – und der designierten Wieder-Bundesgeschäftsführerin – Doris Bures liiert ist – einer der engsten Vertrauten des SP-Chefs und neuen Bundeskanzlers.

Faymann wurde am 4. Mai 1960 geboren. Nach der Matura begann er ein Studium der Rechtswissenschaften. Von 1981 bis 1987 war er Landesvorsitzender der Sozialistischen Jugend Wien, ab 1988 Geschäftsführer und Landesvorsitzender der Wiener Mietervereinigung. Ab 1985 saß er für die SPÖ im Gemeinderat bzw. Landtag, ab 1994 war er amtsführender Stadtrat für Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung. 2007 wechselte er ins Infrastrukturministerium. Er ist mit SP-Gemeinderätin Martina Ludwig verheiratet und hat zwei Kinder.

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