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„Wenn ma lang gnuog weg is, wird ma z’fried’n“

Sepp Gröfler: „Wenn ma lang gnuog weg is, wird ma z’fried’n und kreativ“. Aus einem Stück Treibholz entsteht die „Die Badende“. (Foto: Kreativwerksalon Bregenz)
Sepp Gröfler: „Wenn ma lang gnuog weg is, wird ma z’fried’n und kreativ“. Aus einem Stück Treibholz entsteht die „Die Badende“. (Foto: Kreativwerksalon Bregenz) ©Kreativwerksalon Bregenz/EH
Menschen aus der Heimat: Sepp Gröfler: Er gönnte sich eine Auszeit, um sich selbst und das Leben wieder zu spüren. 
Sepp Gröfler

Dornbirn . . . dann mach‘ ich mich mal auf den Weg, den Sommerwind im Gesicht und den Schalk im Nacken, pflücke Abenteuer, sammle Begegnungen, spüre wie es ist, wenn ich euch vermisse und hab eine Ahnung davon wie es sein wird, wenn ich wieder zurückkehre . . . Ende Juli nahm er sich eine Auszeit vom Alltag. Drei Monate lang – „nur der Sepp, der Gröfler und i, komm’n guot miteinander aus“. Den Humor, für ihn ein wichtiges Lebenselixier, hat er ganz oben in seinem Gepäck verstaut. „Er soll immer griffbereit sein“, meint er, nämlich jener Sepp Gröfler, der Neo-Dornbirner mit Salzburger Wurzeln, den man schon lange von der Telefonseelsorge her kennt. Die soziale Institution im Land leitet er bereits seit 18 Jahren. Andere kennen ihn auch vom Kabarett oder als Theaterspieler. Sich eine Auszeit von drei Monaten nehmen zu können, sieht er als Privileg. Er sei dankbar für die Möglichkeit, jedes Jahr eine Urlaubswoche aufzusparen, und dann mit der gesammelten Zeit im Rucksack einfach zu gehen. „Ich bin viel gegangen“, beginnt er zu erzählen, vor allem Begegnungen habe er unterwegs gesammelt. Darüber hat er Buch geführt. Es ist prall gefüllt mit Texten, Gedichten und Skizzen.

Phasen der Langeweile

Aber auch die Phasen der Langeweile möchte er nicht missen. Gerade die Stunden der Einsamkeit waren es, die ihn im Alleinsein auch mit seinen Schattenseiten in Berührung brachten. „Das schmerzt natürlich“, sagt er, „es verursacht so manch trübe Stunde. Doch die Langeweile ist ein wichtiges Gut. Sie gibt dir die Möglichkeit, dich selbst wieder besser zu verstehen und damit auch andere“, spricht er als Pädagoge aus Erfahrung und erinnert sich an die Zeit als Erzieher. „Dass gerade Kinder die leere Zeit, die Langeweile brauchen, um mit sich selbst etwas anfangen zu können und daraus lernen, kreativ zu werden“, weiß Gröfler außerdem als dreifacher Familienvater.

Bauernhof in der Oberpfalz

Ein Bauernhof in der Oberpfalz diente ihm als bescheidene Schlafstätte. Von dort führten die Wege an der Donau entlang in verschiedene Richtungen. Einmal kam er im schwäbischen Beuren an einem Kloster vorbei. Mit dem Mönch, der gerade vor der Haustüre saß, suchte er das Gespräch. „Dieser erzählte mir, dass er die Metzgerei im Kloster leitet und bald wendete sich das Gespräch in die philosophische Richtung. Auf einmal ist die Zeit nicht mehr wichtig. Weder Zeit noch Geld. Wichtig sind Erfahrungen, die du für dein Leben sammelst“, bringt Gröfler das Erlebte auf einen Nenner. Ein anderes Mal kreuzte eine Kunsthistorikerin seinen Weg. „Das war eine Begegnung, die an das Herz meiner Kreativität klopfte“, erzählt er lachend, „daraus entstand eine Skulptur“. Aus einem großen Stück Treibholz, das ihn am Rheinufer anblickte, entwickelte sich „Die Badende“ und ein Gedicht, das er seinem Werk widmete“. Auf dem Rückweg verspürte er das Bedürfnis nach Kaffee und einem Stück Torte. In einem vollen Kaffeehaus war noch ein Tisch frei. Bald gesellten sich zwei Frauen dazu, eine junge und eine ältere. „Die wenigen Gespräche waren sehr ergiebig“, notierte er abends in sein Buch.

Glück ist Zufriedenheit

Eines Morgens lächelte ihn sein Hochzeitstag aus dem Kalender an. Er vergleicht ihn mit einem blinden Spiegel, der alles weich macht, die Konturen nur andeutet. Aus den Gefühlen formte er ein Gedicht für seine Margarethe. „Wenn ma lang g‘nuog weg is, merkt ma, was ma dahom all‘s hot, und des macht z’fried‘n“, resümiert er im Salzburger Dialekt. Bald wandern seine Gedanken wieder zurück nach Beuren, zur Begegnung mit dem Mönch. „Dann erkennst du auf einmal, dass es die Zufriedenheit ist, die glücklich macht. Zu all dem lernst du, dich selbst nicht mehr so wichtig zu nehmen. Wenn du weg bist, gibt es daheim Leute, die darauf schauen, dass alles weiterläuft. Familie, Mitarbeiter und Kollegen machen dir die Auszeit möglich. Sie geben dir das Gefühl, dass es ohne dich auch geht. Und das noch bessere Gefühl vermitteln dir eben diese Menschen, die sich riesig freuen, dass du wieder da bist.“

Zur Person:
Sepp Gröfler
Wohnort: Dornbirn
Geb: 1961
Familie: verh. 3 Kinder
Ausbildung/Beruf:  Ausbildungen zum Sozial- und Sexualpädagogen, Familien- und Gruppenarbeiter, sowie zum Sozialmanager
Hobbys: Theaterspielen, Wandern, kreativ tätig sein
Lebensmotto: „…nicht das Gelingen, nur der Versuch zählt am Schluss!“

 

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