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Wenn Hunde fliegen lernen

In manchen Lebenslagen müssen sogar Hunde fliegen können. Etwa wenn sie Lawinensuchhunde werden wollen. Salzburg 24 war live dabei, als 14 Hunde der Salzburger Lawinen- und Vermisstensuchhundestaffel lernten, wie es ist, außen am Seil eines Hubschraubers zu baumeln. Bilder   | Video 

Das Klicken des Karabiners ist nicht zu hören. Zu laut ist der alles übertönende Lärm des Hubschraubers, seiner Rotoren und Turbinen. Und trotzdem: Der Sicherungshaken der Seilwinde ist eingehängt und schon geht es aufwärts. Am oberen Ende des Seils schwebt ein Hubschrauber vom Typ Alouette III des Österreichischen Bundesheeres. Unten am Haken baumelt ein Hundeführer mit seinem Hund. So sieht es also aus, wenn die Salzburger Lawinen- und Vermisstensuchhundestaffel ihren Hunden das Fliegen beibringt.

Für die Übung treffen sich die 14 Hundeführerinnen und Hundeführer mit ihren Vierbeinern (hauptsächlich Schäfer, aber auch Border Collies oder Labradore) gegen 9 Uhr 30 in der Nähe von Spumberg bei Adnet im Salzburger Tennengau. Die Zeit bis zum Eintreffen des Hubschraubers wird für die Junghunde – das sind jene, die noch am Anfang ihrer Ausbildung stehen, über das Alter sagt dieser Begriff weniger aus – mit Spielen überbrückt. Dabei sollen sie lernen, ihr Spielzeug zu suchen, zu verbellen oder zu aportieren. Je nach Anweisungen von Herrchen oder Frauchen. Für die Routinierteren in der Staffel geht es gleich ins Gelände. Jede Gelegenheit wird dazu genutzt, Vermisste – in diesem Fall Mitglieder der Staffel, die sich im Übungsgelände versteckt haben – zu suchen und zu melden.

Mit etwas Verspätung – etwa gegen 10 Uhr 30 – trifft endlich der Hubschrauber ein. Das laute Motorengeräusch und die Luftverwirbelungen durch den Rotor des Helikopters lassen erahnen, was auf die Hunde zukommen wird, und worin die Herausforderung der Übung besteht. Schließlich ist schon so manchem Zweibeiner angesichts der Lautstärke und des Windes mulmig zumute. Am Anfang steht aber die Einweisung durch die dreiköpfige Besatzung der Alouette III der 2. Hubschrauber-Staffel des Österreichischen Bundesheeres aus Aigen im Ennstal. Denn nicht nur für die Übung, auch im Ernstfall muss die Zusammenarbeit zwischen Bundesheer und zivilen Rettungsverbänden klappen. Es geht also um die richtige Auswahl eines Landeplatzes, das Einweisen des Piloten und das sichere Verhalten in und um den Hubschrauber, sowohl am Boden als auch in der Luft.

Jetzt wird es ernst. Der Pilot startet die Turbinen und hebt für die erste Übungseinheit ab. Ein Techniker bedient die Seilwinde vom Hubschrauber aus, ein Luftretter bleibt am Boden und assistiert den Hundeführern. Jetzt schwebt der Hubschrauber ohrenbetäubend etwa zehn Meter über dem Boden. Die ersten Hunde werden in ein spezielles Tragegeschirr verpackt und an den Sicherungsgurt ihres Herrchens oder Frauchens geschnallt. Der Techniker lässt die Seilwinde zu Boden, der Luftretter hakt den Karabiner in den Sicherungsgurt des Hundeführers ein und die Seilwinde wird wieder eingefahren. Nun verliert zuerst der Hund den Boden unter den Pfoten, gleich darauf hebt auch der Hundeführer ab. Jene Hunde, die diese Erfahrung das erste Mal machen werden bis knapp unter den Hubschrauber hochgezogen und gleich darauf wieder abgelassen. Sie sollen nicht überfordert werden. Für alle anderen steht ein Rundflug an der Seilwinde am Programm. Knapp unterhalb des Hubschraubers sichert der Techniker die beiden zusätzlich mit einem Karabiner, der Pilot zieht eine Runde über das Tal. Manchem Hund scheint das überhaupt nichts auszumachen. Die Nase in den Wind und ab geht’s mit flatternden Ohren. Andere nehmen das nicht so locker. Sie sträuben sich, beginnen zu zittern oder kauern sich ganz fest an ihr Herrchen. Doch im Laufe des Fluges gewöhnen sich alle an die Situation und lassen sie über sich ergehen. Die Erleichterung ist den Vierbeinern aber dann doch anzusehen, wenn das Seil wieder ausgefahren wird und sie den gewohnten Boden unter den Pfoten zurückerlangen.

Punkt zwei am Übungsplan ist der Flug im Helikopter. Schließlich sollen Hund und Herrchen wissen, wo die Gefahren lauern wenn ein Hubschrauber mit laufenden Rotoren am Boden steht und Passagiere aufnimmt. Und so landet der Pilot seine Maschine, Techniker und Luftretter achten von außen auf die Sicherheit aller Beteiligten und helfen je zwei Hundeführern mit ihren Hunden beim Einsteigen. Die Tür wird geschlossen, langsam verlieren die Räder des Hubschraubers den Bodenkontakt, die Maschine gewinnt an Höhe und ein weiterer Rundflug mit ungewöhnlicher Fracht kann losgehen. Dabei sind die Hunde weit gelassener als an der Seilwinde. Neugierig stecken die Einen ihre Nasen Richtung Pilot, ziemlich gelangweilt warten die Anderen bis der Zauber vorbei ist. Wieder am Ausgangspunkt gelandet werden die Hunde von ihren Hundeführern aus dem Hubschrauber gehoben und aus dem Gefahrenbereich gebracht. Für die nächsten Teams kann das Abenteuer losgehen. Haben alle Beteiligten dieses Programm durchlaufen ist der praktische Teil der Übung abgeschlossen. Nun geht es darum eventuelle Fehler oder Probleme zu analysieren, um im Ernstfall bestens gerüstet zu sein: Für den sicheren und reibungslosen Flug von Hund und Herrchen oder Frauchen.
(iv)

Mehr zur Salzburger Lawinen- und Vermisstensuchhundestaffel:
www.lawinenhunde.at

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